War ein Neunjähriger das erste Böhnhardt-Opfer?
Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt, ob Uwe Böhnhart, Mitglied des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), für einen mehr als 20 Jahre zurückliegenden Mord an einem Jungen in Thüringen verantwortlich ist. Böhnhardts Name stand schon damals im Zusammenhang mit den Ermittlungen. Er war allerdings nur als Zeuge vernommen und nicht als Beschuldigter oder Tatverdächtiger geführt worden. Der Fall blieb bislang ungeklärt.
Damals Zeuge, heute Verdächtiger
Im Juli 1993 war die Leiche des neunjährigen Jungen an der Saale in Jena gefunden worden. Kurz darauf geriet Enrico T. unter Verdacht: Wenige Meter vom Fundort der Leiche war ein Bootsmotor gefunden worden, der T. gehörte. Der Verdächtige bestritt den Mord jedoch, die Polizei konnte ihm trotz umfangreicher Ermittlungen nichts nachweisen. Stattdessen brachte Enrico T. den Namen Uwe Böhnhardt ins Gespräch, beide gehörten einer Jugendbande in Jena an, beide galten als hoch kriminell. Doch auch die Ermittlungen in diese Richtung brachten damals keine konkreten Ergebnisse. Das Mordverfahren ist aber laut Justizsprecher Jens Wördemann aus Gera nach wie vor nicht abgeschlossen, wie er gegenüber der dpa sagte. Nun untersuche man den Fall mit neuesten technischen Methoden erneut.
Enrico T. spielt auch im Münchner Prozess um die Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds", über die Panorama ausführlich berichtet hatte, eine Rolle. T. gilt als mutmaßlicher Unterstützer des NSU und ist Zeuge im Münchner Prozess. Er soll geholfen haben, die Mordwaffe vom Typ "Ceska" zu beschaffen, mit der das NSU-Trio zwischen den Jahren 2000 und 2009 neun Kleinunternehmer mit türkischen und griechischen Wurzeln ermordet haben soll.