"Sea-Watch 3"-Flüchtlinge kommen in Deutschland an
In Deutschland sind elf der Flüchtlinge angekommen, die auf dem Schiff "Sea-Watch 3" waren, das die deutsche Kapitänin Carola Rackete im Sommer unerlaubt in einen italienischen Hafen gefahren hatte. Die Geflüchteten saßen fast sechs Monate in italienischen Flüchtlingslagern fest, zuletzt im süditalienischen Crotone. Heute landeten sie mit einem Flugzeug in Kassel.
"Ich bin so glücklich"
"Ich bin so glücklich, ich kann es noch gar nicht glauben", sagt Ebai Lucas, einer der Geflüchteten. "Es ist einer der glücklichsten Tage seit so langer Zeit. Ich bin so dankbar, endlich die Chance zu bekommen, ein neues Leben anzufangen." Unter den elf Flüchtlingen sind auch eine schwangere Frau und ihr Ehemann.
Auch weitere EU-Staaten nahmen Flüchtlinge von der "Sea Watch 3" auf, etwa Luxemburg, Frankreich, Finnland und Portugal. Sie wurden allerdings deutlich früher aus Italien herausgebracht. Nur die elf, die nach Deutschland sollten, blieben lange zurück. Schuld daran waren wohl bürokratische Probleme der italienischen Regierung. Sie ist für Überführung der Flüchtlinge zuständig. Auch andere Flüchtlinge, die von anderen Hilfsorganisationen in den vergangenen Monaten gerettet wurden, landen mit derselben Maschine auf deutschem Boden.
"Sea-Watch 3" wieder frei
Ursprünglich hatte Deutschland zugesagt, bis zu 14 Flüchtlinge von dem Schiff aufnehmen zu wollen. Deutschland macht aber bei jedem Aufzunehmenden Sicherheitsüberprüfungen. Dafür schickte das Bundesinnenminsiterium (BMI) Ende August Mitarbeiter vom Verfassungsschutz nach Sizilien, wo die Geflüchteten interviewt wurden. Nach welchen "Sicherheitskriterien" Deutschland selektiert, darüber macht das BMI keine Angaben - aus "Sicherheitsgründen".
Auch das Rettungsschiff "Sea Watch 3" ist wieder frei. Nachdem Carola Rackete das Schiff unerlaubt in den Hafen von Lampedusa gefahren hatte, wurde es beschlagnahmt. Ein Gericht in Palermo hob die Beschlagnahmung jetzt auf. Die Hilfsorganisation Sea-Watch teilte am Donnerstag mit, man bereite sich auf weitere Missionen vor.
Lage in Libyen spitzt sich erneut zu
In Libyen, von wo aus die Flüchtlinge aufs Mittelmeer in einem Schlauchboot starteten, spitzt sich die Lage für Flüchtlinge derweil zu. Tripolis, wo viele Geflüchtete ausharren, droht erneut Schauplatz einer neuen Militär-Offensive zu werden. Das Flüchtlingswerk UNHCR kündigte an, in einem Transitlager ab Januar nicht mehr alle Menschen vor Ort mit Nahrung zu versorgen, sondern ihnen Geld zu geben, damit sie das Lager verlassen. Die Situation dort scheint unkontrollierbar.