Putin warnt vor Neonazismus in der Ukraine
Es war ein Schreckensszenario, das Wladimir Putin gestern im Interview in der Sendung von Günther Jauch zeichnete. Putin warnte davor, dass es in der Ukraine - "ein eigenständiger, unabhängiger, souveräner Staat" - zu "ethnischen Säuberungen" kommen könne. Es bestehe die Gefahr, dass die Ukraine in Richtung "Neonazismus" abdrifte. "Das wäre eine Katastrophe für die Ukraine und das ukrainische Volk."
In Kiew meist gemäßigte Politiker
Hört man Putin zu, könnte man glauben, in Kiew herrschten blutrünstige Faschisten. Diese Warnung taucht regelmäßig im russischen Fernsehen auf, und es ist in solchen Konflikten schwer möglich, Wahrheit von Propaganda zu trennen. Panorama hatte sich bereits im März und Mai auf Spurensuche nach diesen Faschisten begeben. Die Erkenntnis: die aktuelle ukrainische Regierung als faschistisch zu bezeichnen, ist falsch. An den entscheidenden Stellen in Kiew sitzen meist gemäßigte Politiker.
Starke rechtsextreme Tendenzen
Dennoch gibt es mit der ultranationalistischen Swoboda-Partei eine rechtsextreme Partei. Ebenso finden in der Ukraine regelmäßig Aufmärsche zu Ehren der SS Galizien, einer Division der Waffen-SS mit ukrainischen Freiwilligen, statt. Deshalb ist es ebenso falsch zu behaupten es gebe keine Faschisten in der Ukraine, wie das einige deutsche Politiker immer wieder getan haben.
Panorama hatte über die verklärende Verehrung von Stepan Bandera berichtet, dessen Truppen mit den Nazis kollaboriert hatten und an Pogromen beteiligt waren.
*In einer früheren Version dieses Textes wurde der Eindruck erweckt, Putin hätte die aktuelle Regierung als faschistisch bezeichnet. Tatsächlich hat er gesagt, dass die Gefahr bestehe, dass die Ukraine in Richtung "Neonazismus" abdrifte. Wir haben diese Angabe korrigiert und entschuldigen uns.