Otto-Brenner-Preis für Impfstoff-Doku
Die Otto Brenner Stiftung hat die Dokumentation "Wem gehört der Impfstoff?" von "Panorama - die Reporter" ausgezeichnet. Autor*innen waren Christian Baars, Oda Lambrecht und Simone Horst, Redakteur Lutz Ackermann.
Es war ein Wettrennen gegen das Virus, aber auch eine Jagd auf mögliche Milliarden-Gewinne. In Rekordzeit haben mehrere Pharmaunternehmen Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt und auf den Markt gebracht. Doch haben sie die Mittel tatsächlich selbst erfunden? Und gehören ihnen damit die Patente und die Gewinne zu Recht?
Diesen Fragen sind die Journalist:innen Christian Baars, Oda Lambrecht und Simone Horst zusammen mit Redakteur Lutz Ackermann in der "Panorama - die Reporter" Dokumentation "Wem gehört der Impfstoff?" nachgegangen.
Kein "globales öffentliches Gut"
Die Otto Brenner Stiftung hat den Film nun mit dem 2. Platz ihres Preises für kritischen Journalismus ausgezeichnet. Sie hob vor allem hervor, dass das NDR-Team früher als alle anderen aufgeklärt habe, wie und warum die lebensrettenden Impfdosen knapp blieben - und nicht wie Kanzlerin Merkel versprach zum einem "globalen öffentlichen Gut" wurden.
Die Jury schreibt in der Begründung, die Journalist:innen hätten den Widrigkeiten des globalen Lockdowns getrotzt und kompetente Kronzeugen für das ungeheuerliche Versagen der Regierungen in Europa und den USA befragt. Laut der Otto Brenner Stiftung hat die Recherche aufgezeigt, dass die Impfstoffe nur dank jahrzehntelanger Forschung an öffentlichen Einrichtungen entwickelt werden konnten, die Pharmakonzerne zudem Milliarden Fördergelder bekamen - die Regierungen dennoch die Patent-Monopole auf die Substanzen nicht infrage stellten.
Die Unternehmen haben sich dagegen gewehrt, ihr Wissen zu teilen, und so verhindert, dass andere Hersteller die Impfstoffe ebenfalls produzieren können. Die Pharmafirmen erzielen so Milliardengewinne, während im globalen Süden die meisten Menschen weiter auf die Mittel warten und Hunderttausende sterben. Zudem würden Expert:innen erwarten, dass durch diese Verzögerung neue, gefährliche Virusmutationen entstehen können, heißt es in der Pressemitteilung der Otto Brenner Stiftung. Die NDR-Journalist:innen, so das Urteil der Jury, "haben rechtzeitig gewarnt: Das ist kritischer Journalismus at it's best."
Wichtiger Preis für kritischen Journalismus
Die Otto Brenner Stiftung verleiht den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus 2021 zum 17. Mal. Prämiert werden journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten" in ihren Beiträgen beispielhaft umgesetzt haben. Aus mehr als 450 Bewerbungen wählte die Jury die Preisträger:innen in fünf Kategorien aus. Das Preisgeld beträgt 2021 insgesamt 42.000 Euro.
Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis für kritischen Journalismus 2021 der Otto Brenner Stiftung erhält Pitt von Bebenburg für eine Serie von exklusiven Recherchen, die er seit Juli 2020 in der Frankfurter Rundschau (FR) veröffentlicht hat. Er hat die Dimensionen des "NSU 2."-Skandals, bekannt durch rechtsextreme Drohschreiben an meist prominente Frauen, mit seiner Veröffentlichungsreihe aufgezeigt und nach Auffassung der Jury damit "etwas sehr Beachtliches" geschaffen.