Milliardenumsatz mit giftigem Elektroschrott
Mit der illegalen Entsorgung von Schrott und Müll lässt sich viel, sehr viel Geld verdienen: bis zu 17 Milliarden Euro im Jahr. Das zeigt der Bericht "Waste Crimes, Waste Risks" des UN-Umweltprogramms (Unep), der am 12. Mai veröffentlicht wurde.
Vor allem in Afrika und Asien werden demnach mit der illegalen Entsorgung und Ausschlachtung von ausgedienten Computern, Fernsehern, Handys oder anderen Elektronikprodukten immer größere Geschäfte gemacht. Panorama hatte berichtet, dass allein in Deutschland jedes Jahr Millionen Tonnen Elektroschrott anfallen. Und ein Großteil nicht im Recyclingmüll landet, sondern einfach verschwindet - in unserem Fall in Ghana, dem Elektroschrott-Drehkreuz für halb Westafrika.
Legaler - und illegaler - Export
Und nachdem Speditionen und auf das Afrika-Geschäft spezialisierte Reedereien an dem Schrott ebenso wie Transportunternehmen, Zwischenhändler, Reparaturbetriebe verdient haben, landen die Elektrogeräte am Schluss oft in Agbogbloshie, der größten Elektroschrott-Müllkippe Afrikas - und einem der zehn kontaminiertesten Orte der Welt. Bei der Besichtigung der Müllhalde am Rande der ghanaischen Hauptstadt Accra bemerkte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im April: "Die meisten bei uns in Europa ausrangierten Elektronikgeräte kommen hierher - auch aus Deutschland, legal und illegal."
Export untersagt
Eigentlich ist der Export giftiger Abfälle aus EU-Staaten in Entwicklungsländer untersagt, Betrugsfälle sind jedoch an der Tagesordnung: Tausende Tonnen an gefährlichem Elektroschrott werden bei der Ausfuhr falsch deklariert und zum Beispiel Batterien als Plastik- oder Mischmetallmüll exportiert. Diesen illegalen Handel sowie die Entsorgung beziffert die Unep auf bis zu 90 Prozent des weltweiten Elektromülls. "Wir sind konfrontiert mit der Entstehung eines beispiellosen Tsunamis aus Elektroschrott", erklärte Unep-Direktor Achim Steiner zur Veröffentlichung des Berichts.
Gesetzliche Rücknahmepflicht
Die UN-Organisation appellierte an alle Staaten, die Einhaltung von Verboten zu erzwingen. Dazu seien strengere Kontrollen erforderlich. Auch Regelungen zur kostenlosen Rückgabe von Alt-Elektronik an zur legalen Entsorgung verpflichtete Händler und Hersteller könnten helfen, Gefahren durch Elektroschrott zu reduzieren, heißt es.
Im März hatte das Bundeskabinett eine gesetzliche Rücknahmepflicht für ausgediente Elektrogeräte beschlossen - als Reaktion auf eine Vorlage des Europäischen Parlaments, nach der Elektrogeräte künftig problemlos in jedem Fachgeschäft zurückgeben werden können. Nach dem neuen Elektrogesetz von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sind große Vertreiber zukünftig verpflichtet, Elektro- und Elektronik-Altgeräte beim Neukauf eines gleichwertigen Geräts zurückzunehmen.