Mal eben die Welt retten: Studie belegt Gefahren durch "Voluntourismus"
Jugendliche ziehen in die Welt, weil Auslandserfahrungen heute einfach dazu gehören. Sie wollen Gutes tun, in Straßenkinderprojekten, in Schulen, in Waisenhäusern. Freiwillig. Doch ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland ist aufwendig zu organisieren, das Interesse an abgespeckten Versionen ist groß. Allein 2013 buchten in Deutschland rund 20.000 Kunden sogenannte Voluntourismus-Projekte, auch über private Reiseanbieter. Panorama hatte über den "Volontourismus"-Boom berichtet.
"Erhebliche Defizite"
In der Realität weisen viele Angebote jedoch erhebliche Defizite auf - vor allem bei Kindesschutz und nachhaltiger Entwicklung. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie von TourismWatch mit der Kinderrechtsorganisation Ecpat Deutschland und dem Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung in der Schweiz.
"Die Angebote orientieren sich in Bezug auf Tätigkeiten und Einsatzdauer vor allem an den Wünschen der Kunden und weniger an den Interessen und Bedürfnissen der Menschen im Reiseland", so Antje Monshausen, Tourismusreferentin für TourismWatch. So würden Klischees von Armut und Unterentwicklung nicht beseitigt, sondern eher noch gefestigt.
Mal eben die Welt retten
Oft zahlen die Teilnehmer für ihren Freiwilligendienst mehrere Tausend Euro. Ein großer Markt, der absurde Blüten treibt: So ist laut der Studie auch die Nachfrage nach Projektbesuchen und kurzzeitigen Freiwilligeneinsätzen im Rahmen von Pauschal- und Rundreisen gestiegen. Selbst Kreuzfahrttouristen wird der Besuch von Kinderheimen oder sogar die kurzzeitige Mitarbeit während des Landgangs angeboten.
Obwohl die meisten Angebote eine Tätigkeit mit Kindern vorsehen, verfüge kaum ein Veranstalter über umfassende Kinderschutzmaßnahmen wie beispielsweise die Forderung nach einem polizeilichen Führungszeugnis, bemängelt TourismWatch in der Studie. Brot für die Welt fordert darüber hinaus einen sofortigen Stopp der beliebten Kurzzeiteinsätze in Kinderheimen.