Keine Djihad-Predigten mehr in Bonn
Saudi-Arabien, Förderer des islamischen Fundamentalismus, schließt zum 30. Juni 2017 die König-Fahd-Akademie in Bonn-Bad Godesberg. Das berichtet der WDR unter Berufung auf einen Sprecher der Schule.
Die Entscheidung, den Schulbetrieb einzustellen, war bereits vor etwa einem Jahr bekannt gegeben worden.
Bonn Zentrum radikaler Islamisten
Panorama hatte 2003 aufgedeckt, dass in der Bonner König-Fahd-Akademie die für Saudi-Arabien typische radikale Form des Islam gelehrt und gepredigt wird. Aufnahmen aus der Moschee der Einrichtung belegten, dass der Prediger muslimische Eltern dazu aufruft, ihre Kinder für den Djihad zu ertüchtigen. Mehrere Berichte in Panorama, in denen etwa die Lehrpläne thematisiert wurden, illustrierten damals anschaulich, dass die König-Fahd-Akademie nicht in ein Land mit republikanischem Selbstverständnis passt. Die deutschen Behörden schreckten jedoch davor zurück, die Einrichtung zu schließen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder begnügte sich mit dem Versprechen der Saudis, dass Unterricht und Predigtinhalte reformiert werden sollten. Nichts deutet darauf hin, dass dies in der Folgezeit tatsächlich geschehen ist.
Für die Bundesregierung war es offenbar wichtiger, den Verbündeten, Waffenkunden und "Stabilitätsfaktor im Mittleren Osten" zu schonen, als gegen seine antiaufklärerischen und verhetzenden "Bildungsaktivitäten" auf deutschem Boden vorzugehen. Besonders bizarr war in diesem Zusammenhang der Hinweis deutscher Politiker, Saudi-Arabien sei "ein Partner im Kampf gegen den Terrorismus". Denn Fakt ist, dass es kaum einen größeren Förderer des Terrorismus als Saudi-Arabien gibt. Das zeigen nicht zuletzt neue Erkenntnisse zum Hergang der Anschläge vom 11. September 2001. Auch jetzt wäre Saudi-Arabien aus Sicht der Bundesregierung nicht verpflichtet, die König-Fahd-Akademie zu schließen.
Aufstieg des IS gefördert?
Die Saudis sind von sich aus mit der spektakulären Ankündigung an die Öffentlichkeit gegangen. Ob sie umgesetzt wird, muss man abwarten. Das Königreich ist in mehrerlei Hinsicht in Bedrängnis. Der niedrige Ölpreis belastet die Wirtschaft. Im südlichen Nachbarland Jemen führen saudische Streitkräfte einen verheerenden Krieg gegen schiitische Milizen. Dabei kommen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Saudi-Arabien hat den Nachbarn in eine Hungerkatastrophe gebombt, um seine konfessionellen Interessen durchzusetzen. Der BND warf Königssohn Muhammad ibn Salman in einer Aufsehen erregenden öffentlichen Einschätzung Ende 2015 eine "impulsive Interventionspolitik" vor. Außerdem wird Saudi-Arabien den Verdacht nicht los, den Aufstieg des "Islamischen Staates" (IS) im Irak und in Syrien mit Geld und Waffen gefördert zu haben. Möglicherweise möchte Muhammad ibn Salman jetzt "impulsiv" in Deutschland "intervenieren" und mit der Schließung der König-Fahd-Akademie ein wenig ideologischen Ballast abwerfen.