Der Bienenminister: Erst füttern, dann vergiften?
Was hat er gestrahlt, der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), als er vor rund zwei Jahren in Meckenheim bei Bonn eine seiner zahlreichen Kampagnen vorstellte: Die Initiative "Bienen füttern". Zentraler Bestandteil der Initiative ist die Bienen-App, "ein niedrigschwelliges, digitales Pflanzen- und Bienenlexikon", mit der Schmidt die Bürger dazu ermuntern möchte, auf ihren Balkonen und in ihren Gärten Blumen zu pflanzen, auf die Bienen fliegen. Auch Panorama berichtete über diese App.
Im wahrsten Wortsinn. Die Presse war zu diesem Initiationsritus modernster staatlicher Umweltfürsorge zahlreich erschienen und Schmidt appellierte in dramatischen Worten ans Volk: "Bienenschutz ist nicht nur für die Bienen wichtig, sondern für uns. Ohne Bienen können auch wir nicht leben." Es wirkte fast so, als habe da ein Politiker sein Thema gefunden: Den Kampf ums nackte Überleben mittels Bienenschutz. Die Bienen-App als Waffe. Schmidt der Bienenminister.
Bienenminister Schmidt
Doch nicht nur die Bürger seien aufgefordert, die Bienen zu schützen, nein, auch er, Bienenminister Schmidt persönlich, werde den Kampf ums Bienenwohl aufnehmen. "Wir unterstützen als Ministerium die Imkerei in Deutschland, setzen uns für einen bienenfreundlicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein und fördern Forschungsprojekte", ließ Schmidt wissen und begegnete so präventiv jeder Kritik, seine Bienen-Initiative sei bloße Alibi-Politik und ein netter Fototermin. Nein, dazu schien ihm die Sache tatsächlich viel zu ernst.
Doch jetzt, zwei Jahre später, muss der Minister einen herben Rückschlag hinnehmen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, bereitet sein Haus eine Verordnung vor, mit der möglicherweise bienenschädliche Insektizide aus der Gruppe der sogenannten Neonicotinoide wieder erlaubt werden sollen. Eigentlich ist deren Einsatz auf deutschen Feldern seit vergangenem Sommer verboten. Doch jetzt soll es der SZ zufolge für verschiedene Getreidesorten Ausnahmen geben, etwa für Winterweizen, Winterroggen oder Wintergerste.
Bienengift ist nun doch vertretbar
Bitte was? Bienengift auf deutschen Feldern? Das Landwirtschaftsministerium teilt mit: Die zunächst verbotenen Stoffe halte man nun doch für vertretbar, solange bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden. Soso.
Wir sind uns sicher: Das kann nur hinter dem Rücken von Christian Schmidt ausgeheckt worden sein. Niemals würde der Bienenminister so etwas absegnen! Deswegen, lieber Herr Schmidt, bringen Sie Ordnung in Ihr Haus! Sie wissen ja selbst am besten: Wir können ohne die Bienen nicht überleben. Der Kampf geht weiter!