Bundesregierung fördert Bauprojekt radikaler Missionare
"Dies ist ein Krieg und wir sind Soldaten", so hatte die christliche Organisation "Jugend mit einer Mission" die Bekehrung Andersgläubiger in einem Video beschrieben und gefragt: "Ist es nicht wert, dafür zu sterben?" Darüber hatte Panorama 2009 berichtet. Damals nahmen zwei Reporterinnen mehrere Tage verdeckt an der sogenannten Jüngerschaftsschule von "Jugend mit einer Mission" teil. Sie erlebten, wie im sächsischen Herrnhut junge Missionare ausgebildet wurden, die andere Menschen von ihrem radikalen christlichen Glauben überzeugen sollten - sogar in Ländern, wo christliche Mission als lebensgefährlich gilt. Dabei war von "christlichen Märtyrern" die Rede, und Jugendliche wurden gefragt, ob sie Gottes Werkzeuge werden möchten. Die Organisation hatte ein Interview damals abgelehnt.
205.000 Euro aus dem Mauerfonds
Zu "Jugend mit einer Mission" gehört auch das christliche Jugend- und Familienzentrum Hainichen in Sachsen - rund 150 Kilometer von Herrnhut entfernt. Die Einrichtung möchte "junge Menschen fördern", "Familien stark machen" und dabei "bewusst auf Jesus Christus hinweisen". Jetzt erhält sie für einen geplanten Neubau 205.000 Euro von der Bundesregierung. Das Geld stammt aus dem sogenannten Mauerfonds, mit dem soziale und kulturelle Projekte in den neuen Bundesländern unterstützt werden.
Bundesregierung rechtfertigt Unterstützung
Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck von den Grünen wollte wissen, warum die Bundesregierung trotz kritischer Medienberichte an der Förderung des Missionsvereins festhalte. Das Bundesfinanzministerium erklärte darauf, dass es bei der angesprochenen Berichterstattung um das "Verhalten einzelner Mitglieder" des eigenständigen Vereins "Jugend mit einer Mission e.V. Herrnhut" gegangen sei. Träger des nun zu fördernden Neubauprojekts sei hingegen der "eigenständige" Verein "Jugend mit einer Mission e.V. Hainichen". Mit Mauerfondsmitteln würden außerdem nur Projekte, nicht aber Institutionen gefördert. Die bereitgestellten Mittel dienten ausschließlich als Zuschuss für fünfzig Kita-Plätze in dem geplanten Gebäude. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten hervor, die Panorama vorliegt.
Doch nach Panorama-Recherchen vertritt offenbar auch der Verein "Jugend mit einer Mission" in Hainichen einen christlich-fundamentalistischen Glauben. In der sogenannten Lausanner Verpflichtung, zu der sich nach eigenen Angaben jedes Zentrum von "Jugend mit einer Mission" bekennt, heißt es: "Wir glauben, dass wir uns in einem ständigen geistlichen Kampf mit den Fürsten und Gewaltigen des Bösen befinden." Demnach wolle man einen Kampf mit den "geistlichen Waffen der Wahrheit und des Gebetes" führen. Weiter heißt es dort, mehr als zwei Drittel der Menschheit müssten noch mit dem Evangelium bekannt gemacht werden. Und auch "Jugend mit einer Mission" in Hainichen sucht offenbar neue Missionare, denn auf seiner Internetseite wirbt der Verein für die Teilnahme an "Jüngerschaftsschulen".
CDU-Bundestagsabgeordnete hat sich für Förderung eingesetzt
Das Familienzentrum von "Jugend mit einer Mission" in Hainichen hat auf unsere Fragen bis Redaktionsschluss nicht geantwortet. Damit hat sich der Missionsverein zum Beispiel nicht dazu geäußert, ob er sich für Toleranz und Anerkennung anderer Religionen einsetzt. Die Einrichtung der Missionsorganisation freut sich jedenfalls über die finanzielle Förderung und schreibt auf der Internetseite, die Zusage der Bundesregierung sei eine "große Ermutigung und Bestätigung". Über den Bundeszuschuss für das christliche Familienzentrum freut sich auch die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann. In einer Pressmitteilung Anfang November rühmte sie sich, dafür gesorgt zu haben, dass die Förderung höher ausfalle als zuvor geplant. Auch sie hat unsere Fragen nicht beantwortet.