Sendedatum: 22.03.2018 21:45 Uhr

Bückeberg: Einigung auf Schmalspurvariante

Auf dem Bückeberg bei Hameln entsteht nach vielen Diskussionen eine Gedenkstätte, die an die Reichserntedankfeste der Nazis erinnern soll. Anwohner hatten dagegen protestiert, über 2.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Das Projekt sei zu teuer und zu groß, so die Argumente. Die beteiligten Institutionen einigten sich nun laut taz auf eine "Schmalspurvariante". Wesentlich kleiner, dafür aber teurer als geplant.

VIDEO: Holocaust: Wie die AfD die Schuld beenden will (9 Min)

"Reichserntedankfest": Massenjubel für Hitler

Von 1933 bis 1937 fanden auf dem Bückeberg bei Hameln die "Reichserntedankfeste" statt. Bis zu einer Millionen Menschen reisten an, um Adolf Hitler und andere Nazigrößen reden zu hören. Das "Reichserntedankfest" war eine der größten Massenveranstaltungen der Nazis in den 30er Jahren.

Jens-Christian Wagner
Der Historiker Jens-Christian Wagner misst den Reichserntedankfesten eine große historische Bedeutung zu.

Für Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, kommt den Reichserntedankfesten daher eine besondere historische Bedeutung zu: "Diese Feste waren extrem wichtig für die Formierungsphase der von den Nazis propagierten Volksgemeinschaft und sie haben tatsächlich eine starke integrative Wirkung entfaltet. Und diejenigen, die am Bückeberg in den dreißiger Jahren gejubelt haben, haben dann in den 40er Jahren - nicht alle, aber viele - als Soldaten an den Fronten an Kriegsverbrechen begangen. Im Grunde kann man es so sagen: Der Weg führte von Bückeberg nach Bergen Belsen, man kann diese Orte nicht voneinander trennen", erklärt er Panorama.

1,6 Millionen Euro teurer, als geplant

Ab 1934 führte die Wehrmacht im Rahmen der "Reichserntedankfeste" auch Manöver durch. Später wurde das eigens aus Pappmaché errichtete "Bückedorf" im Rahmen der Feier von der Wehrmacht zerstört. So sollte die Bevölkerung auf den Krieg eingestimmt werden.

Der Landkreis plante, auf dem Bückeberg einen "Lernort" zu errichten. Kleine Wege sollten den Bückeberg durchziehen, am jeweiligen Ende können sich zukünftige Besucher an Hinweistafeln informieren. Auch die Fundamente der einstigen Ehrentribüne sollten über einen Steg begehbar sein. Dieses Projekt soll nun wesentlich kleiner ausfallen. Dafür soll es aber viel teurer werden. Der taz zufolge sind zwei Millionen Euro eingeplant - kalkuliert waren einst rund 400.000 Euro.

Weitere Informationen
Der Bückeberg in Emmerthal an der Weser bei Hameln. © dpa Foto: Peter Steffen

Streit um Gedenken am Bückeberg

Auf dem Bückeberg wurden während der NS-Zeit Reichserntedankfeste abgehalten - eine der größten Nazi-Propagandaveranstaltungen. Eine geplante Gedenkstätte sorgt nun für Protest. mehr

NS Biogramm © NDR Foto: Screenshot

Preisausschreiben unter Nazis: 'Warum sind Sie in der NSDAP?'

Angeschlagener Nationalstolz, Wut auf die alten Parteien und die Angst vor sozialem Abstieg - so beschreiben Deutsche im Sommer 1934, warum sie in die NSDAP eingetreten sind. mehr

Hilde M.

Alltag Holocaust: KZ-Aufseherin erinnert sich

Ein Interview der Gedenkstätte Bergen-Belsen löst neue Ermittlungen gegen eine KZ-Aufseherin aus. Die 93-Jährige soll 1945 einen Todesmarsch begleitet haben. mehr

Luftaufnahme des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme. © dpa-Bildfunk

Holocaust - Die Lüge von den ahnungslosen Deutschen

"Vom Holocaust haben wir nichts gewusst". Die Nachkriegs-Ausrede vieler Deutscher: eine Lebenslüge. Denn viele jubelten nicht nur Hitler zu, sondern halfen auch, die KZs zu füllen - durch gezielte Denunziationen. mehr

Esther Bejerano, Auschwitz-Überlebende © NDR Foto: Screenshot
1 Min

Esther Bejarano: "Niemals vergessen!"

Je mehr Zeitzeugen sterben, desto wichtiger seien Gedenkstätten, meint die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano. "Wenn wir dann nicht mehr da sind, muss man doch Plätze haben, wo die jungen Leute sich informieren können, was damals geschah". 1 Min

Holocaust: Wie die AfD die Schuld beenden will

Der Panorama-Beitrag vom 22. März 2018 als PDF-Dokument zum Download. Download (168 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 22.03.2018 | 21:45 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

NS-Zeit

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr