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Hilfe, mein Krankenhaus stirbt! Was bringt die Reform?

Montag, 21. Oktober 2024, 22:00 bis 22:45 Uhr

Das Krankenhaus in Varel im Landkreis Friesland schreibt schon lange rote Zahlen. Jetzt werden im Zuge der Krankenhausreform die meisten Stationen geschlossen, das Haus wird in ein ambulantes Operationszentrum umgewandelt.

Stationäre Operationen finden in Varel nur noch in der Gynäkologie statt. © NDR/Johannes Anders
Stationäre Operationen finden in Varel nur noch in der Gynäkologie statt.

Das treibt Bürgerinnen und Bürger, Pflegekräfte und Ärzteschaft auf die Straße. Mit Mahnwachen warnen sie vor einer schlechten Versorgung in der ländlichen Region. Bürgermeister Gerd-Christian Wagner ist an erster Stelle dabei: "Es werden Entscheidungen zum Schaden unserer Bürger getroffen", sagt er.

Lebenserwartung eher niedrig trotz vieler Krankenhäuser

Das deutsche Krankenhaussystem steckt in einer tiefen Krise: Insolvenzen, Personalmangel, zu hohe Kosten. Deutschland gehört bei den Gesundheitsausgaben weltweit zur Spitze, ebenso bei der Anzahl von Krankenhäusern je 100.000 Einwohner. Gleichzeitig liegt die Lebenserwartung der Deutschen aber nur im unteren Drittel.

Was soll die Krankenhausreform bringen?

Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll das ändern. Er will die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland deutlich reduzieren, aber die Behandlungsqualität in den großen Kliniken ausbauen und Bürokratie reduzieren. Doch seine Pläne stoßen vor allem in ländlichen Regionen auf erheblichen Widerstand.

Was passiert nach Krankenhausschließungen?

Chirurg Dr. Tim Brinkmann hofft, dass auch kleine Kliniken letztlich von der Krankenhausreform profitieren. © NDR/Antje Büll
Chirurg Dr. Tim Brinkmann hofft, dass auch kleine Kliniken letztlich von der Krankenhausreform profitieren.

In Varel geht Chirurg Tim Brinkmann über die leeren Flure des St. Johannes-Hospitals. Orthopädie, Geriatrie und Innere Abteilung sind schon geschlossen, die Notaufnahme hat nur noch bis 16:30 Uhr geöffnet. Brinkmann macht der Anblick traurig, andererseits hat er den Auftrag bekommen, das neue ambulante Operationszentrum zu leiten.

Pflegerin Sabine Laske dagegen hat das "sinkende Schiff" verlassen und arbeitet jetzt in der Onkologie des 30 Kilometer entfernten Uniklinikums Oldenburg. "Jeder Patient sollte eine möglichst gute Behandlung bekommen", meint Chefarzt Maximilian Bockhorn, "so können viele Menschenleben gerettet werden."

Bestimmte Leistungen in spezialisierten Krankenhäusern

Mit der Krankenhausreform soll in Zukunft über Leistungsgruppen genau festgelegt sein, wer welche Behandlung durchführen darf. Im Klinikum Oldenburg zum Beispiel ist präzise Tumorbehandlung durch robotergesteuerte Operationen gesichert.

Doch erreichen die Menschen künftig auch rechtzeitig das richtige Krankenhaus? Die Mitarbeitenden der Rettungswache Varel brauchen schon jetzt manchmal 40 Minuten, um Patienten in eine spezialisierte Klinik mit freien Betten zu bringen.

NDR Autorin Antje Büll begleitet acht Monate lang die Auswirkungen der Krankenhausreform in der Kleinstadt Varel und am Uniklinikum Oldenburg, spricht mit den Bürgern vor Ort, mit Politikern und Medizinern über ihre Ängste und Hoffnungen.

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Auf dem Foto ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD zu sehen. Er spricht in der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. Er trägt einen dunkelblauen Anzug und hält eine Rede, in der er die Abgeordneten dazu auffordert, für seine Krankenhausreform zu stimmen. Er argumentiert leidenschaftlich und gestikuliert mit den Händen. In einer Glasscheibe ist seine zweifache Spiegelung zu sehen. © DPA Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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Autor/in
Antje Büll
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