NDR Kultur - Das Journal
Montag, 19. Februar 2024, 22:45 bis
23:15 Uhr
NDR Kultur - Das Journal berichtet am 19. Februar über folgende Themen:
Hanau überleben: Zwei Bücher über die Folgen des Terrors
Am 19. Februar 2020 erschießt ein Rechtsextremist in Hanau innerhalb weniger Minuten neun Menschen. Said Etris Hashemi hat den Anschlag schwer verletzt überlebt, sein jüngerer Bruder stirbt direkt neben ihm. Auch Çetin Gültekins jüngerer Bruder wurde in Hanau ermordet, und auch in seinem Leben ist nichts mehr so, wie es davor war. Zerrissen zwischen dem Kampf um Gerechtigkeit und ihrer Trauer haben beide jetzt Bücher geschrieben. Seit vier Jahren kämpfen die Hinterbliebenen um Aufarbeitung, Gerechtigkeit und Konsequenzen.
Notwendiges Bekenntnis oder Ende der Kunstfreiheit? Die "Antisemitismusklausel"
Jüdisches Leben in Deutschland muss geschützt werden. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, hat angesichts der steigenden Zahlen der antisemitischen Vorfälle in den letzten Monaten eine bestürzende Dringlichkeit bekommen. Auch in der Kulturszene, die nicht erst seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel und dem Krieg in Gaza um eine Haltung zu den Geschehnissen ringt. Berlins Kultursenator Joe Chialo will, dass sich öffentlich geförderte Kultureinrichtungen zu einer Klausel gegen Antisemitismus verpflichten. Die entsprechende "Antisemitismusklausel", die ihm vorschwebte, ist gerade gescheitert - vorerst. Kritiker sprachen von vorauseilender Zensur, "Gesinnungsschnüffelei" und befürchten eine Einschränkung der Kunstfreiheit. In Schleswig-Holstein ist die Kulturförderung bereits an ein Bekenntnis gegen den Antisemitismus gebunden.
"The Zone of Interest": Gefeierter Spielfilm über das Ehepaar Höß
Man kann es sich kaum vorstellen: Das traute Familienheim Mauer an Mauer mit der Hölle von Auschwitz. Doch so war es. Der Lager-Kommandant Rudolf Höß lebte mit seiner Ehefrau Hedwig und den Kindern in einer Villa neben dem KZ. Gemeinsam verwirklichten sie sich den Traum der aufstrebenden Musterfamilie im NS-Staat. Der Spielfilm "The Zone of Interest", nominiert für fünf Oscars, erzählt diese Geschichte mit Christian Friedel und Sandra Hüller in den Hauptrollen. Was im Konzentrationslager passiert, wird im Film nicht gezeigt, aber durch Schreie und Geräusche ist das Grauen immer präsent. "The Zone of Interest" ist gespenstisch, gewagt und absolut sehenswert. Der Film kommt am 29. Februar ins Kino.
Sie bringt den "Tatort" ins Radio: Die Schriftstellerin Simone Buchholz
Der "Tatort" ist Kult und seit Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Fernsehen - mit legendären Ermittler-Teams. Doch auch im Hörfunk kann man den "Tatort" schon seit mehr als 15 Jahren erleben: in der Hörspielreihe ARD Radio Tatort. Jetzt hat die gefeierte Krimi-Autorin Simone Buchholz ein neues Team für den NDR entwickelt: Im Mittelpunkt steht eine kleine Spezialeinheit, die sich um Extremismus in Niedersachsen kümmert. In Simone Buchholz‘ Hörspiel "Bomber", zu hören in der ARD Audiothek, zerstören Rohrbomben drei Windräder. Die Extremismus-Einheit aus Verden an der Aller wird hinzugezogen, aber es gibt weder Spuren noch Bekennerschreiben. "NDR Kultur"-Moderatorin Julia Westlake trifft Simone Buchholz im Hörfunk-Studio und geht mit ihr durch St. Pauli, wo die Schriftstellerin seit vielen Jahren lebt.
John Neumeier: Hamburger Tanz-Legende wird 85
So flüchtig der Tanz ist, so beständig ist John Neumeier. Seit über 50 Jahren ist der Choreograf und Tänzer Chef des Hamburg Balletts und doch zugleich im permanenten Aufbruch. Er entschlackt die gängigen Ballettklassiker von "Romeo und Julia" bis "Schwanensee", kreiert bahnbrechende Fantasien auf das sinfonische Werk Gustav Mahlers und zeigt die Zerrissenheit des Menschen etwa in seinem vielschichtigen "Nijinsky". Rund um den Globus wird er gefeiert für sein Werk, das über 170 Choreografien umfasst. Am 24. Februar wird John Neumeier 85.
- Redaktionsleiter/in
- Christine Gerberding
- Produktionsleiter/in
- Ariane Dreysse
- Moderation
- Julia Westlake