NDR Kultur - Das Journal
Montag, 20. November 2023, 22:45 bis
23:15 Uhr
Am 20. November ist der Internationale Tag der Kinderrechte. Aus diesem Anlass sendet NDR Kultur -Das Journal eine Schwerpunktsendung:
Sozialverbände schlagen Alarm - Wachsende Not bei Familien
Stephanie T. ist alleinerziehend mit drei Kindern. Für sie sind die steigenden Lebenshaltungskosten eine Herausforderung. Ihr Teilzeitjob als Haushaltshilfe im Pflegedienst wird mit Bürgergeld aufgestockt, aber mit 1.000 Euro monatlich bleibt wenig Spielraum. In Deutschland lebt jedes dritte Kind von Sozialleistungen. Im Hamburger Stadtteil Jenfeld ist es sogar jedes zweite. Die "Arche" ist hier eine Anlaufstelle für Kinder in Not. Neben einer warmen Mahlzeit gibt es Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote. Arche-Gründer Tobias Lucht sieht, dass die Armut zunimmt: in diesem Jahr kamen 30 Prozent mehr Kinder. Abhilfe soll die neue Kindergrundsicherung bringen. Aber die kommt erst 2025. Stephanies Not herrscht jetzt.
Kind sein in Deutschland: Wenn die Politik alles andere wichtiger findet
Familienministerin Paus wollte 12 Milliarden für die Kindergrundsicherung - am Ende wurden es nur 2,4 Milliarden. Geld für Kinder gibt die Ampelkoalition nur ungern aus. 10 Milliarden für eine geplante Chipfabrik, die sind hingegen locker drin. Ebenso Geld für Tankrabatte und die Bundeswehr. Dafür hat Deutschland seinem Nachwuchs Lehrermangel und marode Schulen zu bieten. Prioritäten wollen wohl überlegt sein. Ein zynischer Blick darauf, wie es derzeit ist, Kind in Deutschland zu sein. Spoiler-Alarm: Schön ist anders.
"Im Zweifel gegen das Kind": Buch kritisiert Gerichte und Jugendämter
Mehr als 200.000 Paare streiten sich nach ihrer Trennung jedes Jahr vor Gericht um das Sorgerecht. Die Aufgabe des Staates: diese Kinder zu schützen. Doch oftmals gelingt genau das nicht, wie die Kinderschutz-Expertin Sonja Howard und die Journalistin Jessica Reitzig in ihrem Buch "Im Zweifel gegen das Kind" eindrücklich schreiben. Stattdessen treten Familiengerichte, Jugendämter und die Polizei Kinderrechte immer öfter mit Füßen. Die Autorinnen berichten von Kindern, die mehr als 30 Anhörungen über sich ergehen lassen müssen und von Verfahrensbeteiligten ohne adäquate Ausbildung- ins Verhör genommen werden. Das sei nicht die Ausnahme, sondern die Regel, so die Autorinnen.
Wie über den Nahostkonflikt reden? Israel und Gaza als Schulthema
Der Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina ist ein brisantes Thema an norddeutschen Schulen. Gerade dort, wo auch Kinder und Jugendliche aus muslimischen Familien unterrichtet werden. Die Kultusministerien haben Handreichungen für Lehrkräfte entwickelt, um Antisemitismus entgegenzutreten. Doch wie thematisiert man den Krieg im Unterricht? Wie begegnet man Aussprüchen wie "Free Palestine"? Wo beziehen die Schüler*innen ihre Informationen - und welchen Einfluss haben Soziale Medien wie TikTok? NDR Kultur - Das Journal besucht zwei Schulen in Hamburg.
"Die Verwandelten": Ulrike Draesner bei "Der Norden liest"
Wie schreiben sich Krieg, Flucht und Vertreibung fort? Welche Traumata bleiben in den Familien? Damit beschäftigt sich die Schriftstellerin Ulrike Draesner schon lange. Nach einer Lesung wurde sie darauf von der Hamburger Verlegerin Halina Simon angesprochen, sie berichtete der Schriftstellerin von ihrer Mutter. Die sollte nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat Breslau vertrieben werden, doch sie blieb illegal und nahm eine polnische Identität an. Erst Jahrzehnte später erzählte sie der Tochter von den deutschen Wurzeln. Ausgehend von dieser Geschichte hat Ulrike Draesner einen umfangreichen Roman geschrieben: "Die Verwandelten". In unserer Reihe "Der Norden liest" stellt sie gemeinsam mit Halina Simon ihr Buch vor. Am 24. November im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses.
- Redaktionsleiter/in
- Christine Gerberding
- Produktionsleiter/in
- Ariane Dreysse
- Moderation
- Nadia Kailouli