Brecht
Montag, 13. Februar 2023, 23:15 bis
02:15 Uhr
"Ich bin der letzte Dichter der deutschen Sprache, das letzte deutsche Genie": Er scheint an Größenwahn zu leiden, der sehr begabte Gymnasiast Eugen Bertold Friedrich Brecht aus Augsburg. Und er hat eine Mission: "Ich werde der Welt zeigen, wie sie ist, aber wie sie wirklich ist."
So verkündet er es seinen Freunden, Freundinnen und Bewunderern, und sie glauben es ihm. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und auf dem liegen viele Steine.
Zuerst gestolpert wäre er fast über einen Schulaufsatz. "Es ist süß und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben": So steht es an der Tafel, und dazu sollen die Schüler sich bekennen. Lebensgefährlicher Unsinn, befindet der Schüler Brecht: "Der Abschied vom Leben fällt immer schwer, im Bett wie auf dem Schlachtfeld." So viel materialistische Frechheit lässt den Konrektor toben, Brecht entgeht nur knapp einem Schulverweis.
Brechts Freund Caspar Neher hat sich freiwillig gemeldet, aus Neugier, wie er sagt. Er wird an der Westfront verschüttet, ausgegraben und wieder zurückgeschickt ins große Sterben. Brecht schreibt seine "Legende vom toten Soldaten", der als Leiche ausgegraben und unter "Tschindrara" wieder an die Front geschleppt wird "wie ein besoff'ner Aff". Brecht selbst tut nur kurz Kriegsdienst in der Heimat in einem Lazarett für Geschlechtskranke. Währenddessen schreibt und schreibt er. Die größte Hoffnung setzt er auf seinen "Baal", das immer wieder überarbeitete Drama vom anarchischen, genusssüchtigen Schriftsteller, der sich rücksichtslos über alle gesellschaftlichen Normen hinwegsetzt und bereit ist, dafür zu zahlen.
Jahrelang hat Brecht um Paula Banholzer, seine "Bi", geworben. Sie ging noch zur Schule. Nun ist sie schwanger. Heiraten dürfen die beiden nicht, ihr Vater ist strikt dagegen. Sie wird das Kind in einem Dorf im Allgäu zur Welt bringen, wegen der Schande, und später dort in Pflege geben. Brecht lernt bald noch eine andere Frau kennen: Marianne Zoff. Die Beziehung mit der Opernsängerin entwickelt sich dramatisch. Sie ist seit Jahren schon mit einem Geschäftsmann und Verleger liiert. Und Brecht ist rasend eifersüchtig, obwohl er selbst an Bi festhält. "Ich will Timbuktu und ein Kind und ein Haus ohne Tür und will allein sein im Bett und mit einer Frau im Bett ...". Brecht will alles haben. Und warum? "Mit der Begründung, dass ich nur einmal vorhanden bin!"
Als Marianne ein Kind verliert, das sie von Brecht erwartet, wittert er Verrat und verflucht sie. Sie heiraten, als sie wieder schwanger ist. Brecht hat die Spielfläche seiner Jagd nach Erfolg längst von Augsburg nach München verlegt, aber er weiß, dass alle Karrieren in der Reichshauptstadt entschieden werden. Berlin jedoch erweist sich als kalt und abweisend. Dort kommt man nur mit rücksichtsloser Härte durch. Seinen ersten Erfolg feiert er in München. In den Kammerspielen hat "Trommeln in der Nacht" Premiere. Der Kriegsheimkehrer Kragler verweigert sich der Räterevolution, stattdessen verzieht er sich ins breite, weiße, bürgerliche Bett. "Glotzt nicht so romantisch!", herrscht er das Publikum an. Episches Theater. "Der 24-jährige Bert Brecht hat über Nacht das dichterische Antlitz Deutschlands verändert!", schreibt der aus Berlin zur Premiere angereiste Theaterkritiker Herbert Ihering und bescheinigt ihm Genie. Der endgütige Durchbruch ist es trotzdem nicht.
Mit dem Münchner Erfolg im Rücken versucht es Brecht ein weiteres Mal in Berlin, zusammen mit Arnolt Bronnen, seinem neuen Produktions- und Selbstvermarktungsfreund. Bronnen führt ihn auch bei der jungen Schauspielerin Helene Weigel ein. Die verfügt über reichlich Talent, kann wienerisch kochen und hat ein schönes Atelier in der Spichernstraße 16 gleich unterm Dach. Dort schlägt Brecht bald sein Hauptquartier zur Eroberung der Metropole auf. Die beiden werden ein Paar fürs Leben. Seine Bedingung: keine Tribute! Liebe nur als Geschenk.
- Schauspieler/in
- Tom Schilling als Bertolt Brecht (1916 - 1933)
- Burghart Klaussner als Bertolt Brecht (1947 - 1956)
- Mala Emde als Paula Banholzer
- Franz Hartwig als Caspar Neher (1916 - 1933)
- Friederike Becht als Marianne Zoff
- Leonie Benesch als Elisabeth Hauptmann
- Lou Strenger als Helene Weigel (1927 - 1933)
- Autor/in (Drehbuch)
- Heinrich Breloer
- Regie
- Heinrich Breloer
- Musik
- Hans-Peter Ströer
- Kamera
- Gernot Roll
- Redaktion
- Granderath, Christian