Von Hannover in die Welt mit Rolf Seelmann-Eggebert
Rolf Seelmann-Eggebert ist eine der markantesten Stimmen des NDR. In seiner langen Karriere war er Auslandskorrespondent, Programmdirektor und - nicht zuletzt - ARD-Adelsexperte mit exklusivem Zugang zu den Königshäusern Europas. Wie der in Berlin geborene Journalist alle Facetten seines Berufs und sein Engagement für Afrika unter einen Hut gebracht hat, erzählt er in einem Gespräch mit Hans-Ulrich Wagner. Für das Interview wurden einige Tondokumente ausgewählt, die den Werdegang des Hörfunkjournalisten in den 50er- und 60er-Jahren illustrieren.
Die Zeitreise in die frühen 50er-Jahren startet mit der Frage, wie Rolf Seelmann-Eggebert, Jahrgang 1937, zum Rundfunk kam. Schon als Gymnasiast in Hannover arbeitete er für die Schülerzeitung "Der Nuntius“ und sollte unter anderem einen Fortsetzungsroman für das Blatt schreiben. Aus diesen belletristischen Schreibversuchen entwickelten sich Kontakte zu drei Hannoverschen Tageszeitungen. Für sie beobachtete er gesellschaftliche Entwicklungen "aus der Schülerperspektive“ und berichtete darüber.
Zum ersten Radio-Beitrag kam es 1953: Eine Klassenfahrt führte nach Griechenland und - selbstverständlich! - interessierten sich die Rundfunkmacher im niedersächsischen NDR Landesfunkhaus am Maschsee für die Erlebnisse auf der knapp vierwöchigen Reise. Der 16-jährige Schüler hatte endgültig Feuer gefangen.
Mit dem Tonband durch die Partnerstädte
Bald schon schrieb und arbeitete Seelmann-Eggebert freiberuflich für den NDR. Erste größere Rundfunkarbeiten entstanden während seines Soziologie-Studiums. Der Journalist erinnert sich, dass er nach 1956 mehrere Sendungen über deutsche Partnerstädte machte: „Ich hatte bereits ein halbjähriges Studium in Bristol hinter mir und ich hatte die Gelegenheit genutzt, mit einem eigenen Tonbandgerät die Partnerstädte in Großbritannien von niedersächsischen Städten vorzustellen. Die Engländer interessierten sich für Deutschland, die Deutschen interessierten sich für England. Wir haben damals eine Reihe gemacht, darunter über die Partnerschaften von Exeter und Lüneburg, Bath und Braunschweig und von Bristol und Hannover.“
Anfänge im "Zeitfunk“
"Learning by doing" lautete die Parole. Der Student und angehende Journalist durchlief nur kurz so etwas wie ein Volontariat. Dann arbeitete er für längere Zeit auf der Basis einer Monatspauschale für die verschiedenen Redaktionen im NDR Funkhaus Hannover – "eine Urlaubsvertretung hier, eine Krankheitsvertretung da“.
Entscheidend aber wurde seine Arbeit für den damaligen "Zeitfunk“. Heute würde man vom "Zeitgeschehen“ oder von der Redaktion "Aktuelles Geschehen“ sprechen. Das Ganze, so Rolf Seeelmann-Eggebert, müsse man sich wie eine große Regionalzeitung vorstellen. Zwei journalistische Formate der von Hans-Joachim Werbke geleiteten "Zeitfunk“-Abteilung prägten das regionale Programmangebot des NDR: die "Funkbilder aus Niedersachsen“ und die "Umschau am Abend“.
Im Mittelpunkt: die Region
Die "Funkbilder" waren bereits im Mai 1948 im Mittelwellenprogramm gestartet und schnell zu einem Flaggschiff der Regionalsendungen geworden. Bis heute sind sie das älteste Regionalmagazin im Norden. Mit der Einführung der Ultrakurzwelle (UKW) war 1951 die "Umschau am Abend“ hinzugekommen. Auch sie berichtete aus der Region und über die Region. Thematisiert wurde alles, was in Hannover und in Niedersachsen als wichtig, interessant, wissenswert erachtet wurde – eine Magazinsendung, die ihren Hörerinnen und Hörern zur abendlichen Primetime kompakt Orientierung über das Tagesgeschehen bot.
Rolf Seelmann-Eggebert sagt von sich, er sei in jener Zeit ein "Hansdampf in allen Gassen“ gewesen. Er habe über Bildungsdebatten aus den Universitätsstädten berichtet, sei in die Provinz gefahren, wo "einen am Dorfeingang erst einmal die Blaskapelle empfing und man zum Frühstück eingeladen wurde“. Er habe Politiker interviewt und Gespräche mit Passanten und Betroffenen geführt. Als Reporter sei er ständig unterwegs gewesen, in Friedland und Clausthal-Zellerfeld, in Stade und Hannover.
- Teil 1: Mit dem Tonband durch die Partnerstädte
- Teil 2: Starke Töne, starke Bilder