Deutschlands erster Fernsehkoch: Clemens Wilmenrod
Auch der "Spiegel" schilderte im Juni 1959 eine ähnliche Handlung Wilmenrods: Er habe bei der Zubereitung einer "Blitzgulasch-Suppe" Filet-Stückchen angebraten, in ein Suppenbad gegeben und nach wenigen Kochminuten dazu geraten, die Gulaschsuppe ganze 24 Stunden im Zimmer stehen zu lassen. Heftige Kritik erntete Wilmenrod laut "Spiegel“ dafür von Heinz Behrmann, einem Hamburger Kochfunktionär: "Wenn man kurzgebratenes Fleisch kocht, wird es zäh wie Schuhleder. Außerdem gehört auch die Gulaschsuppe, wenn man sie nicht sofort genießt, in den Kühlschrank. Im warmen Zimmer fängt sie an zu gären und schlägt auf den Magen."
Der "Kochspieler" und seine Frau als unsichtbare Helferin
Der "Spiegel" monierte damals weiter, Wilmenrod seien "derlei Verstöße gegen kulinarische Elementar-Regeln […] ebenso oft nachzuweisen wie dilettantische Handgriffe". Das Hamburger Magazin nannte den Fernsehkoch einen "Kochspieler" und bilanzierte: Genau genommen spiele er lediglich einen Koch.
War Clemens Wilmenrod, der gelernte Schauspieler und erste Fernsehkoch Deutschlands, mit dem Kochen etwa überfordert und überspielte lediglich seine Unfähigkeit? Dass die Kritiker mit ihren Äußerungen womöglich gar nicht so falsch liegen, unterstützt eine Aussage von Ruprecht Essberger. In einer Fernsehsendung des Südwestrundfunks aus dem Jahr 2001 stellte der damalige Regisseur der Kochsendungen rückblickend Wilmenrod als schlechten Koch dar und entlarvte die fertigen Speisen als ein Werk seiner Ehefrau: "Ich will nun nicht sagen, dass er überhaupt nicht kochen konnte, aber das war nicht sehr doll. Und deswegen brachte er seine Frau mit, Erika. Der bauten wir dann eine kleine Nebenküche auf, so in drei, vier Metern Entfernung und […] da bereitete sie alles vor und kochte und briet, wir machten dann eine Großaufnahme von irgendeinem Detail auf dem Tisch und dann, zack, wechselten wir die Pfanne oder den Topf aus […].
Kein guter Koch, aber ein überzeugender Schauspieler und Entertainer
Clemens Wilmenrod, der selbstsichere Mann mit dem markanten Schnauzbart, war - so zeigen die wenigen im Archiv erhalten gebliebenen Zuschriften - gleichermaßen beliebt wie umstritten. Die Kritiker scheinen schon lange geahnt zu haben, was Ruprecht Essberger erst so spät öffentlich bekannte: Wilmenrod gaukelte den Zuschauern seine Kochkünste nur vor. Doch trotz allem - eines muss man Clemens Wilmenrod wirklich lassen: Ein guter Schauspieler und Entertainer war er allemal.
- Teil 1: Lob und Kritik
- Teil 2: Kritik auch aus den Medien