Hugh Carleton Greene - Ein Glücksfall für den Rundfunk
Der Erfolg kam nach vielen Widerständen; als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland erhielt der NWDR schließlich eine Lizenz. Die Militärverordnung 118 regelte, wie der Rundfunk im Nordwesten Deutschlands mit einem System der Gewaltenteilung, mit Checks and Balances, zu organisieren ist. Am 30. Dezember 1947 wurde die Gründungsurkunde, das "NWDR-Statut", feierlich unterzeichnet und den Deutschen in einem Festakt überreicht.
Greene blieb noch bis 15. November 1948 in Hamburg und zwar als von den deutschen Gremien gewählter Generaldirektor des NWDR, auch dies eine Besonderheit in der deutschen Mediengeschichte. In seiner Abschiedsrede als Generaldirektor rief er den versammelten Politikern und Vertretern der Öffentlichkeit zu, ihren "guten Willen" und den "gesunden Menschenverstand" walten zu lassen: "Nehmen Sie die Satzungen des NWDR, lesen Sie sie sorgfältig und versuchen Sie zu erfassen, worauf sie abzielen."
Der Weg zum unabhängigen Rundfunk
Zeitlebens erfuhr der Chefarchitekt des NWDR zahlreiche Wertschätzungen. Doch auch kritische Stellungnahmen waren immer wieder zu vernehmen. Ihnen ging der Versuch, ein politisch unabhängiges Rundfunk-System zu errichten, nicht weit genug. Sie sahen zu viele Zugeständnisse und Kompromisse. Doch Greenes entscheidende Rolle war es, einen Lernprozess in Gang gesetzt zu haben. Denn zunächst konnten sich nur wenige ein reibungsloses Funktionieren dieses Systems vorstellen. Lange orientierten sich die politischen Parteien in Deutschland an Vorstellungen aus der Zeit der Weimarer Republik. Das neue demokratische Instrument eines staatsfernen Rundfunks musste erst eingeübt werden.
Generaldirektor einer Institution
Hugh Carleton Greene verfolgte die Entwicklung des deutschen Rundfunksystems auch nach 1948 noch aufmerksam und kritisch aus der Distanz: Von 1949 an war er für verschiedene Auslandsdienste des britischen Rundfunks tätig, unter anderem in Malaysia und in der arabischen Welt. Für eine Dekade stand er an der Spitze der Institution, die als Vorbild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks galt: Von 1960 bis 1969 leitete er als Generaldirektor die Geschicke der BBC. Er hat "mit dem Rundfunk Geschichte gemacht", wie sein Biograph Michael Tracey wenige Jahre vor dem Tod Greenes im Jahr 1987 urteilte.
- Teil 1: Eine historische Aufgabe
- Teil 2: "Ich bin gekommen, um mich überflüssig zu machen"
- Teil 3: Der Erfolg