Wie die "Funkbilder aus Niedersachsen" entstanden
Täglich um 18 Uhr informiert NDR 1 Niedersachsen in der Sendung "Funkbilder" über das Tagesgeschehen aus niedersächsischer Sicht. Das älteste Radio-Magazin Deutschlands kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Nur knapp anderthalb Jahre nach der Gründung des neuen Bundeslandes Niedersachsen im Oktober 1946 gingen die "Funkbilder" am 22. Mai 1948 auf Sendung.
Von der Mittelwelle zur Ultrakurzwelle
Die Regionalität stellte eine der großen Herausforderungen für die Rundfunkmacher dar. Denn nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Funkhaus Hamburg die Zentrale des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) geworden - eines Senders, der die gesamte britische Besatzungszone mit Rundfunkprogrammen versorgen sollte. Das große Sendegebiet erstreckte sich von Köln bis Braunschweig und von Göttingen bis Flensburg. Doch in den Nachkriegsjahren stand den Programmverantwortlichen nur eine einzige Mittelwellen-Frequenz zur Verfügung. Informationen aus der Region sowie spezielle unterhaltende und kulturelle Sendungen mussten sich also in das über den Tag hinweg verteilte kleinteilige Programm einfügen. Erst mit der Einführung der Ultrakurzwelle (UKW) in den 1950er-Jahren eröffneten sich Möglichkeiten, weitere Programme aus dem direkten Umkreis der Hörerinnen und Hörer anzubieten.
Landespolitischer und journalistischer Aufbruch
Im neu gegründeten Bundesland Niedersachsen konnte man bereits 1948 einen Erfolg verzeichnen. Dabei war der Sendestart der "Funkbilder aus Niedersachsen" eng mit der Geschichte des Nachkriegsrundfunks in Hannover verknüpft. Die britische Militärregierung hatte unmittelbar nach Kriegsende die früheren Länder Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe neu gegründet, diese aber bereits zum 1. November 1946 wieder aufgelöst und zu einem neuen Bundesland vereinigt. Mit der Entscheidung, im Bundesland Niedersachsen eine Vertretung zu errichten, trug der NWDR der politischen Entwicklung Rechnung. Und so hieß das Rundfunkbüro des NWDR dann folgerichtig "Vertretung des NWDR in Niedersachsen".
Die Anfänge im "Anzeiger-Hochhaus"
Die NWDR-"Vertretung" fand ihren Sitz im "Anzeiger-Hochhaus" in Hannover. Die Bezeichnung für den markanten Backsteinbau an der Goseriede ging auf die ehemalige Zeitung "Hannoverscher Anzeiger" zurück, deren Redaktionen dort untergebracht waren. Da das Gebäude im Krieg weitgehend unzerstört geblieben war, wurde es nach Kriegsende zum Sitz zahlreicher neuer Zeitungsredaktionen, etwa der "Hannoverschen Neuesten Nachrichten" - einer Vorläuferin der "Hannoversche Allgemeine Zeitung" -, der FDP-Zeitung "Abendpost" und der "Spiegel"-Vorläuferin "Die Woche". Durch die Einrichtung des NWDR-Büros in diesem Haus unterstrich der Sender bereits deutlich seinen journalistischen Anspruch.
In diese Zeit fielen auch erste Überlegungen für ein Regionalprogramm aus Hannover. So schrieb Hans Guhr, seit Spätherbst 1947 kommissarischer Leiter des NWDR-Büros in Hannover, am 13. November 1947 an die Direktoren Eberhard Schütz, Werner Nestel und Hans Hugo Wirtz im Funkhaus Hamburg: "Hannover hat nicht den Ehrgeiz, einen eigenen niedersächsischen Sender aufzubauen. Wir wollen nicht einmal uns und andere mit einer 15 Minutensendung quälen. Wir haben vorläufig den Wunsch, zu einer schnell und zuverlässig arbeitenden Außenstelle des NWDR zu werden." Für Reportagen und kürzere Berichte stand der "Außenstelle" ein Übertragungswagen zur Verfügung, mit dessen Hilfe tagesaktuelle Sendungen aus Hannover in das NWDR-Gemeinschaftsprogramm eingebracht werden konnten.
Berichterstattung aus Hannover wird verstärkt
Während die lokalen Zeitungen wie die "Hannoversche Presse" noch voll des Lobes über die regionalen Aktivitäten des NWDR waren, gab man sich im NWDR-Büro jedoch schon bald nicht mehr mit kleinen Programmzulieferungen zufrieden. 1947 mietete der NWDR einen Bürotrakt in der Pädagogischen Hochschule Hannover an, um die Möglichkeiten der Berichterstattung aus Hannover zu verstärken. Zu Hans Guhr stießen Journalisten wie Gerhard Koch und Hans-Joachim Werbke.
Werbke, 1925 geboren, hatte zuvor in Hannover beim "Spiegel" gearbeitet und soeben den zweiten Kurs der NWDR-Rundfunkschule absolviert. Die Gruppe der jungen Rundfunkmitarbeiter war voller Tatkraft und Ehrgeiz. Der noch im November 1947 von Guhr formulierte Verzicht auf eigene, in Hannover gestaltete Programme war nur von kurzer Dauer. Jetzt wollte man die journalistischen Möglichkeiten, die sich mit dem Studio in der Pädagogischen Hochschule boten, nutzen.
- Teil 1: NWDR bekommt eine Vertretung in Niedersachsen
- Teil 2: Programm wird weiter ausgebaut