Stand: 17.12.2014 16:38 Uhr

Adolf Grimme - Kulturpolitiker und Generaldirektor des NWDR

Seine zweite politische Karriere startete Adolf Grimme im Mai 1945, nach seiner Befreiung aus dem Zuchthaus Hamburg-Fuhlsbüttel durch die britischen Streitkräfte. So prägte der SPD-Politiker in den ersten Nachkriegsjahren entscheidend die Kulturpolitik Niedersachsens. Als Kultusminister des neuen Bundeslandes wurde er Anfang 1948 in den Verwaltungsrat des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) berufen und im November desselben Jahres zum Generaldirektor des NWDR gewählt. Grimme wechselte nach Hamburg, wo er bis 1955 die Geschicke der ersten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt in Deutschland leitete.

Herkunft aus kleinen Verhältnissen

Dr. Adolf Grimme, Generaldirektor des NWDR © NDR
Dr. Adolf Grimme wurde 1948 zum Generaldirektor des NWDR gewählt.

Eine Karriere, die Alfred Grimme zu einem wichtigen Kulturpolitiker vor und nach dem "Dritten Reich" sowie zu einem einflussreichen Rundfunkverantwortlichen führen sollte, war dem am 31. Dezember 1889 in Goslar geborenen Sohn eines Bahnassistenten und einer tief religiösen Mutter nicht vorgezeichnet. Grimme studierte Germanistik und Philosophie in Halle, München und Göttingen und legte im Mai 1914 das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab. Das Studium finanzierte er durch Nachhilfestunden und mit dem Witwengeld der Mutter, nachdem der Vater 1906 gestorben war.

Nach der Ausmusterung arbeitete Grimme 1915 als Lehrer in Leer (Ostfriesland). Hier engagierte sich der Pädagoge zum ersten Mal auch politisch. 1918 wurde er in den örtlichen Arbeiter- und Soldatenrat in Leer gewählt. Von 1918 bis 1920 war er Mitglied in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Seit 1919 Studienrat in Hannover, erwarb sich Grimme einen herausragenden Ruf als Reformpädagoge und war Mitglied im Landesverband des "Bundes der entschiedenen Schulreformer". 1922 trat er in die SPD ein und schloss sich dem "Bund religiöser Sozialisten" an. Adolf Grimme verstand sich als religiöser, evangelischer Sozialist und verband Christentum und Sozialismus.

Karrieresprung ins Kulturministerium

1923 stieg der engagierte Pädagoge ins Provinzialschulkollegium auf, 1925 folgte er dem Ruf zum Oberschulrat nach Magdeburg, 1927 wechselte er ins Kulturministerium nach Berlin und wurde 1929 Vizepräsident des berlinerisch-brandenburgischen Provinzialschulkollegiums. Am 30. Januar 1930 wurde Grimme vom preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun zum Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ernannt.

Grimme konnte jedoch den nationalsozialistisch gesteuerten Studentenunruhen an den preußischen Universitäten und der größer werdenden Einflussnahme der rechtsgerichteten Reichsregierung auf die Bildungspolitik nicht mehr wirkungsvoll entgegentreten. Am 20. Juli 1932 wurde er im Rahmen des sogenannten "Preußenschlags" der neuen Reichsregierung Franz von Papen gegen die preußische Regierung Otto Brauns entlassen.

Rückzug und Verhaftung im "Dritten Reich"

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Grimme emigrierte nicht. Er blieb in Deutschland, zog sich zurück, arbeitete als Korrektor und schrieb an einem Kommentar des Johannes-Evangeliums. Kontakte zu seinem Studienfreund Adam Kuckhoff brachten ihn jedoch in Verbindung zur Widerstandsgruppe um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen, der sogenannten Roten Kapelle. Grimme gehörte der kommunistischen Widerstandsgruppe allerdings nicht an, auch wenn politische Gegner später in der Nachkriegszeit immer wieder versuchten, ihn deshalb zu diffamieren und ihm kommunistische Gesinnungen zu unterstellen.

Im Oktober 1942 wurde Grimme verhaftet. Ein Flugblatt, das er von Arvid Harnack erhalten hatte, hatte er nicht sofort der Gestapo übergeben. Im Februar 1943 wurde er wegen "Nichtanzeige eines Vorhabens des Hochverrats" zu drei Jahren Zuchthaus und dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Im Mai 1945 befreiten ihn die britischen Streitkräfte aus dem Zuchthaus in Hamburg-Fuhlsbüttel.

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