Obdachlose in Hamburg: Lage laut Straßenmagazin teils "dramatisch"
25 obdachlose Menschen sind im vergangenen Winter in Hamburg gestorben: 7 von ihnen auf der Straße, 18 im Krankenhaus. Der Geschäftsführer des Straßenmagazins "Hinz&Kunzt", Jörn Sturm, bezeichnet die Situation von obdachlosen Menschen auf der Straße als teilweise dramatisch.
Wie viele Menschen tatsächlich in Hamburg obdachlos sind, darüber gibt es keine aktuellen Zahlen. Hamburger Wohlfahrtsverbände und die Sozialbehörde gehen aber von mindestens 3.000 Menschen aus. Laut einer Studie der Sozialbehörde aus dem Jahr 2018 lebten vor sechs Jahren etwas mehr als 1.900 Menschen in Hamburg auf der Straße, rund ein Fünftel davon sind Frauen. Fast zwei Drittel der Obdachlosen haben nach einer Studie von 2018 keinen deutschen Pass, die meisten kommen aus Polen, Rumänien und Bulgarien.
Das Problem: Die wenigsten von ihnen haben Anspruch auf Sozialleistungen oder sind krankenversichert. Laut Sozialbehörde hat die Beratungsstelle für wohnungslose EU-Bürger, "Plata", im vergangenen Jahr 400 Menschen aus Osteuropa bei der Rückkehr in ihr Herkunftsland unterstützt.
Schlotzhauer: Es gibt 700 zusätzliche Plätze
Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) betonte: "Wir haben in diesem Jahr, genauso wie im letzten Jahr 700 zusätzliche Plätze geschaffen - im letzten Jahr hatten wir 70-80 Prozent Belegung, also noch freie Kapazitäten. Das wird aber nicht von allen genutzt - deshalb bin ich froh, dass es auch Angebote von anderen Initiativen gibt."
Winternotprogramm gestartet
Seit Anfang November können Obdachlose wieder im Winternotprogramm der Stadt übernachten. Das könne sich im Bundesvergleich sehen lassen, sagt Dirk Hauer von der Diakonie Hamburg. Gleichzeitig bezeichnet er es als "verzweifeltes sozialpolitisches Instrument, um auf das Versagen des Wohnungsmarktes" zu reagieren. Die Diakonie und das Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" sagen, die Stadt müsse mehr Wohnungen für Obdachlose schaffen.
Das NDR Landesfunkhaus Hamburg macht in Kooperation mit dem Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" vom 4. bis 9. November die Themenwoche "Hamburg schaut nicht weg - immer mehr Elend auf unseren Straßen", um Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die sonst am Rande der Gesellschaft stehen.