Podcast "Feel Hamburg" mit Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli
Stand: 18.10.2023 05:00 Uhr
Er ist jünger als einige seiner Spieler, wird aber von der gesamten Mannschaft respektiert und geschätzt. Kein Wunder, denn Fabian Hürzeler ist so eine Art "Trainerwunderkind".
"Jeder Mensch hört lieber Lob als Kritik", erklärt der Coach seinen Führungsstil. Aber ein kritisches Feedback sei sehr wichtig und deshalb rede er sehr viel mit seinen Spielern und dem gesamten Mitarbeiterstab. "Es gibt Analysen des Trainings, eine Analyse des Wochenendes, was war gut, was war schlecht? Was erwartet uns beim nächsten Spiel? Wir sind da natürlich immer im Austausch miteinander und schauen uns auch die Spiele selbst an." Aber ganz wichtig sei für ihn auch, dass er eine klare Grenze zwischen Beruf und Privatleben zieht.
Fabian Hürzeler: Warum die Familie des Trainers manchmal mit Geschirr wirft
Der erfolgreiche Trainer des FC St. Pauli erzählt in der neuen Folge des Podcasts "Feel Hamburg", dass er natürlich lieber Lob als Kritik bekommt, aber auch die Chancen eines kritischen Feedbacks sieht. Er versucht selbst, mit seiner Mannschaft positiv und sachlich umzugehen und Kritik angemessen vorzutragen. Das kommt gut an und verschafft ihm den Respekt seiner Spieler. Fabian Hürzeler wohnt in Eimsbüttel und schaut aus seiner Wohnung direkt auf einen Fußballplatz und auf Cafés. Die Anfeuerungsrufe der Eltern und Kinder stören ihn nicht, auch wenn schon morgens Fußball gespielt wird. Für ihn ist das ein Zeichen, dass der Tag beginnt. Er erzählt auch, dass er nie Kaffee trinkt, sondern lieber Wasser oder Tee und sich nicht lange mit dem Frühstück aufhält. Als Bayer mag er Weißwurst, aber auch Fischbrötchen schätzt er inzwischen sehr. Morgens ist er beizeiten an seinem Arbeitsplatz, wo es immer viel zu tun gibt. Der Tag ist gegliedert in Besprechungen mit den Betreuern, den Fitnessexperten, dem medizinischen Personal und natürlich mit sportlichem Training. Dass er inzwischen ein erfolgreicher Trainer ist, hilft ihm Alltag nicht. Er möchte keine Vorteile durch seinen Beruf haben und ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sein. Fabian Hürzeler erzählt, dass er von seinen Eltern sehr liebevoll und streng erzogen worden ist. Sie haben immer viel Wert darauf gelegt, dass er draußen spielt und sich mit Freunden trifft. Das war wichtiger, als eine Playstation zu haben. Deshalb kann er sich auch heute nicht vorstellen FIFA am Computer zu spielen. Er erinnert sich auch daran, dass bei Spieleabenden mit der Familie gelegentlich Geschirr kaputt ging, weil die Emotionen überkochten.
Gerade habe er eine Statistik bekommen, die besagt, dass die meisten St. Pauli Fans eher von den Werten und der Vereinskultur begeistert seien und nur eine geringere Zahl von den Spielen und der sportlichen Leistung. Das möchte er ändern und sich lieber am Sport messen lassen. Sportchefin Britta Kehrhahn fragt ob wohl der FC Bayern ein Thema für ihn werden könne. Das weist der Erfolgstrainer allerdings weit von sich.
Selbst über das Stadt-Derby, das am 1. Dezember stattfindet, macht sich Hürzeler noch keine Gedanken. Mit dem HSV befassen er sich erst in den Tagen davor, erklärt der Trainer, räumt aber auch ein, dass ein Spiel gegen den HSV etwas ganz Besonderes ist. Britta Kehrhahn und Fabian Hürzeler sprechen außerdem über seine Tätowierungen, seine Ausraster am Spielfeldrand und sein Privatleben in Eimsbüttel.
"Ich bin sehr resilient"
Um dem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit besser widerstehen zu können, ist es Fabian Hürzeler wichtig, fußballfreie Zeiten zu haben. "Wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbringe, beschäftige ich mich nicht mit Fußball. Man muss auch mal das Handy weglegen und andere Themen haben, die nichts mit Fußball zu tun haben, damit der Kopf abschaltet", erklärt er und verrät, dass er sehr viel Wert auf "Selfcare" legt. Er sei zwar sehr resilient, aber er habe gelernt, dass ausreichend Schlaf und gute Ernährung sehr wichtig sind..
Ausraster am Spielfeldrand
Auch wenn Fabian Hürzeler im Gespräch mit Moderatorin Britta Kehrhahn sehr ausgeglichen und in sich ruhend erscheint, wissen die Fans, dass der Schein trügt. In drei von neun Spielen hat der Trainer gelbe Karten kassiert, weil er seine Emotionen nicht im Griff hatte. "Das ist ein Faktor, den ich abstellen muss und daran arbeite ich auch. Es geht darum, eine gewisse Vorbildfunktion zu haben und das versuche ich zu verbessern", räumt Hürzeler ein und betont auch, dass er auf keinen Fall respektlos dem Gegner oder dem Schiedsrichtergespann sei, sondern einfach nur gewinnen wolle.
Auch wenn sich in seinem Leben fast alles ums Gewinnen und um Fußball dreht, gehört Fabian Hürzeler nicht zu den fanatischen Fußballfans, die auch noch FIFA-Spiele auf der Playstation spielen. Seinen Eltern sei es immer wichtig gewesen, dass die Kinder sich an der frischen Luft bewegen, sich mit Freunden treffen und ihren Hobbys nachgehen. "Dementsprechend wurde uns die Playstation verboten. Und jetzt habe ich gar keinen Anreiz, mir eine zuzulegen, denn ich glaube, dass sie ein Zeitkiller ist", erklärt der Fußballcoach. Stattdessen liebt er Spieleabende und erinnert sich an Brettspielrunden mit seiner Familie, wo es hoch herging. "Da ist auch schon mal Geschirr geflogen oder einer hat den Tisch verlassen", schmunzelt er.
Bei "Feel Hamburg" sprechen Britta Kehrhahn und Fabian Hürzeler auch über sein Multikulti-Leben im Hamburger Schanzenviertel, seine Tätowierungen und seine Kindheit in Bayern.