Almuth Schult und Ilka Steinhausen stehen vor dem Funkhaus © NDR Foto: Arman Ahmadi

Podcast "Feel Hamburg" mit Welttorhüterin Almuth Schult

Stand: 12.06.2024 05:00 Uhr

Almuth Schult, die 2014 zur Welttorhüterin gekürt wurde, hat eine beeindruckende Karriere im Frauenfußball hinter sich. Doch ihre Erfolge beschränken sich nicht nur auf das Spielfeld. Im Podcast "Feel Hamburg" von NDR 90,3 hat sie über einige der emotionalsten Momente ihrer Karriere gesprochen und einen Einblick in ihre Arbeit als ARD-Expertin gegeben.

"Es gibt wirklich viele Sachen, an die ich mich gern zurückerinnere", sagt Schult über die bewegendsten Augenblicke ihrer Karriere. Ein Moment sticht dabei besonders hervor: "Natürlich der Olympiasieg, weil das im Leben eines jeden Sportlers etwas Besonderes ist." Der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro war ein Höhepunkt, der die Torhüterin nachhaltig geprägt hat.

Almuth Schult steht vor dem Funkhaus © NDR Foto: Arman Ahmadi

Almuth Schult: Kann man als dreifache Mama Profi-Fußballerin sein?

Sendung: "Feel Hamburg" | 12.06.2024 | 05:00 Uhr | von Steinhausen, Ilka
48 Min | Verfügbar bis 12.06.2026

In dieser Folge spricht Host Ilka Steinhausen mit der Welttorhüterin 2014 Almuth Schult über ihre Erfahrungen als Profi-Fußballerin. Almuth Schult erzählt, dass es mit der Gleichberechtigung, bzw. mit der Geschlechter-Gerechtigkeit noch viel zu tun gebe. So seien die Gehälter und Prämien bei Männern und Frauen sehr ungerecht verteilt. Sie beklagt auch, dass Frauen-Fußball gesellschaftlich viel weniger Anerkennung genießt und Frauen häufig Fußball-Expertise einfach pauschal abgesprochen werde. Als Beispiel nennt sie die Fußballreporterin Claudia Neumann, die als erste Frau ein Fußball-Bundesliga-Spiel der Männer sehr fachkundig kommentiert habe, aber mit Hasskommentaren überzogen worden sei, nur weil sie als Frau es gewagt habe, über das Fußballspiel der Männer zu urteilen.
Almuth Schult arbeitet seit 6 Jahren selbst als Expertin für die ARD und ist dort auch bei den Männern sehr anerkannt. Diesen Umstand erklärt sie damit, dass sie zunächst in einer Expertenrunde mit Fußballprofi Kevin Prince Boateng, dem angesehenen Trainer Stefan Kuntz und dem Moderator Alexander Bommes gesessen habe und ihre Meinung von diesen Männern geschätzt und respektiert worden sei. Deshalb hätten sich womöglich andere, vermeintliche Fußballexperten nicht getraut, sie mit Häme zu überziehen.
Mittlerweile ist Almuth Schult als ARD-Fußball-Expertin gesetzt und wird bei der kommenden UEFA Euro 2024 im Studio sein und über die spielerischen Leistungen der Männer urteilen.

Im Gespräch mit Ilka Steinhausen erzählt die Fußballerin auch, wie sie es als dreifach-Mama schafft, weiterhin im Profi-Bereich unterwegs zu sein und wie sehr ihr die Familie dabei helfe, diesen Spagat zu bewältigen. Von ihrer Prämie für den Olympiasieg hat sich Schult zuhause ein Fitness-Studio eingerichtet und kann dort jederzeit trainieren, ohne eine Betreuung für ihre drei Söhne suchen zu müssen. Das habe ihr sehr dabei geholfen, zu alter Kondition und Stärke zurückzufinden.

In der vergangenen Saison ist Almuth Schult überraschend zum Hamburger Sportverein zurückgekehrt, ihrem Klub, bei dem sie seinerzeit ihre Karriere als Profi-Fußballerin gestartet hatte. Dass es in der Führungsriege des HSV ein Umdenken in Bezug auf den Frauen-Fußball gegeben habe, kann sie aus eigener Anschauung beurteilen. Die Trainingsbedingungen haben sich sehr verbessert und dass die Mannschaft irgendwann einfach mal wieder aus der Bundesliga abgemeldet wird, nur um für die Männermannschaft mehr Geld zur Verfügung zu haben, kann sie sich heute nicht mehr vorstellen. Sie hofft, dass auch die Fußballerinnen des HSV eines Tages die Möglichkeit haben, im Volksparkstadion zu spielen, aber bis dahin sei es natürlich noch ein langer Weg.

Hier geht es zu Ilka Steinhausens Podcastempfehlung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/wir-weltmeister-auf-der-suche-nach-2014/13360445/

Doch nicht nur ihre sportlichen Erfolge haben sie bewegt. Ein weiterer emotionaler Höhepunkt war ihr Comeback in der Nationalmannschaft nach der Geburt ihrer Zwillinge. "Also von den Bildern her wird man vermutlich denken, dass mein Comeback in der Nationalmannschaft der emotionalste Moment war, nach der Geburt der Zwillinge." Inzwischen ist Schult erneut Mutter geworden und zurzeit die einzige Dreifach-Mama in Deutschland, die professionell Fußball spielt.

Expertin nicht nur für Frauen-Fußball

Neben ihrer aktiven Karriere hat Schult auch eine erfolgreiche Laufbahn als ARD-Expertin eingeschlagen. "Ich glaube, es war mal wieder ein Zufall, so wie es sehr, sehr oft im Leben ist", erinnert sie sich an ihren Einstieg in die Fernsehbranche. "Ich wurde 2018 gefragt, als ich verletzt war, ob ich nicht Lust hätte, an der Seite von Bernd Schmelzer ein Nationalmannschaftsspiel für ein paar Minuten zu begleiten - also ein paar Minuten Co-Kommentatorin zu sein." Dieses spontane Engagement führte dazu, dass sie direkt während der Sendung gefragt wurde, ob sie nicht auch die zweite Halbzeit bleiben wolle. Sie blieb und es folgten weitere Einsätze, unter anderem bei der WM 2019. "Kurze Zeit später habe ich dann einen Anruf bekommen, von den ARD-Verantwortlichen, ob ich mir vorstellen könnte, auch als Expertin zu arbeiten. Und ja, irgendwie haben wir das dann zusammen gemacht - und es ist ganz gut gelaufen." Schult genießt ihre Arbeit als Expertin sehr und freut sich auf ihren Einsatz bei der EURO 24 in Deutschland.

Weiter Weg zur Gleichberechtigung im Fußball

Ein weiteres Thema, das ihr am Herzen liegt, ist die Gleichberechtigung im Fußball. Sie erinnert sich an die Zeiten, als Fußballerinnen nur Amateurstatus hatten und monetäre Belohnungen in Form von Sachgeschenken erhielten: "Damals (Gewinn der EM 1989), als es dieses Kaffeeservice gab, waren die Frauen alle Amateure und der DFB durfte ihnen gar keine monetäre Leistung zukommen lassen. Und deswegen haben die sich tatsächlich über dieses Kaffeegeschirr gefreut." Heute ist die Situation anders, aber es gibt für Schult immer noch Verbesserungsbedarf. "Jetzt darf man auch Prämien bezahlen, auch an die Frauen. Man dürfte theoretisch auch gleiche Prämien bezahlen, aber da sind wir noch nicht." Schult hofft auf eine Zukunft, in der der Frauen-Fußball auch finanziell mit dem der Männer gleichgestellt ist. "Es ist noch Luft nach oben. Es geht auch nicht nur um die Prämien, sondern es geht auch um die Gehälter, also wie in der 2. Bundesliga beim HSV. Wir haben noch lange nicht die Gehälter wie die Männer in der 2. Liga. Und auch da müssen wir noch daran arbeiten."

Bei "Feel Hamburg" sprechen Host Ilka Steinhausen und Almuth Schult auch über die Schwierigkeiten, Familie und Fußball unter einen Hut zu bekommen, über die Trainingsbedingungen beim HSV und die Torhüterin verrät, wofür sie ihre Siegprämie bei Olympia eingesetzt hat.

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Eine Frau isst ein Brötchen im Hamburger Hafen. © Getty Images | iStockphoto Foto: Jens Rother

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Kopfhörer liegen auf einem Tablet © Fotolia.com Foto: Maksim Kostenko

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Junge Frau liegt entspannt auf dem Bett, hat Kopfhörer im Ohr und schaut auf ein Laptop. © picture-alliance / photoshot

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NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 12.06.2024 | 20:00 Uhr

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