"Gemeinsam stark gegen Krebs": Vera Cordes besucht Selbsthilfegruppe
Bei der Publikumsaktion "Wünsch Dir Deinen NDR" konnten sich Interessierte für einen Besuch oder eine Aktion bewerben. Vera Cordes von Visite hat eine Selbsthilfegruppe in Niedersachsen besucht.
"Gemeinsam stark gegen Krebs" unter diesem Motto treffen sich seit drei Jahren Frauen, die an Krebs erkrankt sind in einer Selbsthilfegruppe beimSV Wistedt in Niedersachsen. Ich wollte wissen, wer ist dabei, was passiert bei den wöchentlichen Treffen und was bringt die Gruppe den Einzelnen. Und so fuhr ich mit Kameramann Stephan Heuss und NDR Kollegin Manuela Smailus nach Wistedt - auf Einladung von Gruppenleiterin Heidrun Capellmann. Und - Achtung Spoiler - wir verließen das Örtchen im Landkreis Harburg nach vier Stunden mit Hochachtung vor den engagierten Frauen, waren inspiriert, begeistert und sogar ziemlich verschwitzt. Aber der Reihe nach.
Selbsthilfe ist mehr als nur traurige Geschichten
Wer glaubt, dass man in einer Selbsthilfegruppe gegen Krebs nur traurige Geschichten untereinander austauscht, wird hier mittwochs im Vereinsheim Auf der Fahlhorst 50 eines Besseren belehrt. Die entscheidenden Impulse gibt Gruppen-Gründerin Heidrun Capellmann. Seit mehr als 40 Jahren ist sie die treibende Kraft im Wistedter Sportverein. Ob Kinderturnen oder Tanz, Stepp-Arobic oder Gesundheitssport - Heidrun hat alles mit angeschoben und dafür gesorgt, dass der Verein von ursprünglich 30 auf heute 260 Mitglieder gewachsen ist. Vor gut vier Jahren erhielt die ehemalige Finanzbeamtin dann die Diagnose Brustkrebs.
Ehrenmitgliedschaft für Heidrun
"Doch anstatt mich zurück zu ziehen, dachte ich: Nun erst recht", erzählt Heidrun und baute unerschütterlich die Selbsthilfegruppe "Gemeinsam stark gegen Krebs" auf. Kein Wunder, dass sie in diesem Jahr zum 100. Vereinsgeburtstag die Ehrenmitgliedschaft erhielt. Ich erlebe an diesem Abend ein Dutzend sympathische Frauen, die alle aus unterschiedlichen Gründen, mit unterschiedlichen Erkrankungen aber mit einem gemeinsamen Ziel hier sind: Körper und Seele eine Auszeit vom Alltag und von der Krankheit geben - mit spontanen Gesprächen, lockerem Tanz, Spaß am Reha-Sport mit Nicole Hageleit und tiefer Entspannung durch die Klangschalen-Meditation von Rosika Krossa.
"Das gibt Kraft, macht Freude und hebt jedes Mal bei mir die Stimmung", berichtet mir eine Teilnehmerin. Die Frauen sind zwischen 40 und Anfang 70. Sie verpassen keinen Mittwochabend. Auch wenn sie zuhause noch Kinder haben, der Mann wartet oder - wie an diesem Abend - sogar das Krankenhaus. Denn Elke, Gründungsmitglied und mit 72 die älteste der Gruppe, muss sich derzeit in der Klinik behandeln lassen. Aber für den Selbsthilfegruppen-Abend hat sie vier Stunden Ausgang bekommen.
Renate ist dagegen noch neu in der Gruppe. Ihr Mann hat sie ermuntert, mal hinzugehen. Jetzt ist sie zum dritten Mal dabei und möchte die Runde auf keinen Fall mehr missen: "Für mich ist es besonders hilfreich, von anderen zu hören, wie in ihren Familien mit dem Thema Krankheit umgegangen und wie über den Krebs gesprochen wird. Das ist nämlich nicht immer einfach."
Wichtiger Austausch über Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten
Ich lerne an diesem Abend einiges Neues. Zum Beispiel hatte ich noch nie zuvor eine Klangschalen-Meditation mitgemacht. Ein intensives und nachhaltiges Erlebnis. Und am Ende habe ich mir noch einen guten Tipp von "Vereins"-Apothekerin Iris Stöver-Peters gemerkt, die in regelmäßigen Abständen bei den Gruppenabenden dabei ist, um über Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten zu sprechen, aber auch über Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln. Sie klärte darüber auf, dass man bei mehr als fünf Medikamenten, die man pro Tag einnehmen muss, Anspruch auf eine Medikationsberatung in der Apotheke hat, die von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird. So lässt sich die Arzneimitteltherapie sicherer machen. Ein gutes und wichtiges Thema, das wir sicher auch mal in Visite aufgreifen werden.
Danke Manuela und Stephan für eure Begleitung, und danke für die Einladung und die Offenheit liebe Frauen aus Wistedt und Umgebung. Der Besuch war für mich sehr bereichernd, und ich kann jedem und jeder Krebserkrankten nur raten, bei euch mal vorbeizuschauen. Die ersten Besuche sind kostenlos, danach zahlt man nur 10 Euro im Monat und hat dafür Zugang zu allen Sportabteilungen des SV Wistedt. RentnerInnen zahlen 5 Euro. Wenn das kein Angebot ist. Alles Liebe und Gute!