Was bedeutet das Wappen Ihres Kreises?
In Zeiten, in denen nur wenige Menschen lesen konnten, war die bildliche Darstellung einer geographischen Zugehörigkeit sehr wichtig. Wappen dienten genau diesem Zweck. Auch heutzutage findet man diese Symbolbilder auf amtlichen Dokumenten und historischen Gebäuden. Die Wenigsten schenken ihnen große Aufmerksamkeit. Doch schaut man genauer hin, lässt sich an den kleinen Bildern auch heute noch einiges über die Geschichte der einzelnen Kreise und kreisfreien Städte ablesen.
Dithmarschen
Ein Ritter in goldener Rüstung auf einem weißen Pferd - das Wappen Dithmarschens war bereits im 16. Jahrhundert im südlichen Teil des heutigen Kreises als Staatswappen in Verwendung. Beliebt war es allerdings nicht, weil das Bild als Anspielung auf die Niederlage gegen die schleswig-holsteinischen Landesfürsten und Dänemark gewertet wurde. Bis dahin hatten die Siegel noch die Jungfrau Maria und den heiligen Oswald, Schutzpatron der freien Bauernrepublik, gezeigt. Später wurde auch ein Adler als Siegeltier geführt, doch 1934 wurde auch er durch den Ritter im Harnisch ersetzt. 1946 schließlich wurde das Bild mit der Zustimmung von Norder - und Süderdithmarschen als Wappenbild für den neuen Kreis Dithmarschen aufgegriffen.
Flensburg
Das Wappen der kreisfreien Stadt Flensburg setzt sich aus vier Symbolen zusammen. Die beiden blauen Löwen stehen für das Herzogtum Schleswig, dessen Hauptstadt bis 1864 Flensburg war. Das silberne Nesselblatt steht für das Herzogtum Holstein, dem das Herzogtum Schleswig nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zugesprochen wurde. Der rote Turm symbolisiert die Stadt, in der der Landesherr den Stadtfrieden sicherte und so Handel und Schifffahrt möglich machte. Das Wasser im unteren Bereich des Wappens zeigt, dass Flensburg am Wasser liegt.
Herzogtum Lauenburg
Wie das Wappen des Herzogtums Lauenburg heute aussieht, bestimmte 1866 der König von Preußen. Das Herzogtum war per Patent in seinen Besitz übergegangen. Der Pferdekopf auf roten Grund wurde dabei vom alten Wappen des Herzogtums übernommen. Der König fügte lediglich eine schwarz-weiße Umrandung hinzu. Die Ratzeburger Regierung vervöllständigte das Kreiswappen eigenmächtig mit der preußischen Königskrone. Das Pferd im Wappen hat eine lange Tradition. Ursprünglich hatte ein ganzes Pferd das Wappen geziert, ein sogenanntes "Welfenross", das die Zugehörigkeit zu Hannover zeigte. Als Lauenburg 1816 an Dänemark abgetreten wurde, blieb von dem Ross nur noch der Kopf auf dem Wappen. Das Zeichen dafür, dass kein weiterer dänischer Anspruch auf Teile des hannoverschen Gebiets bestand.
Kiel
Das Nesselblatt im Wappen der kreisfreien Stadt Kiel geht auf das Wappen der Schauenburger Grafen zurück, den ehemaligen Herrschern der Region. Das gemauerte Boot im Zentrum des Blatts hat gleich zwei Bedeutungen. Einerseits steht es mit seiner gemauerten Optik für die Stadtrechte, die Kiel seit 1242 besitzt. Zum anderen steht das Boot für die Bedeutung des Hafens für die Stadt.
Lübeck
Das Wappen der kreisfreien Stadt Lübeck besteht eigentlich aus zwei Wappen. Zum einen das Wappen mit dem zweiköpfigen Adler, zum anderen ein rot-silbernes Wappen. Zunächst waren beide Wappen im Gebrauch. Gegen Ende des 15 Jahrhunderts aber wurden beide Wappen miteinander verbunden: Das rot-silberne Wappen ist nun auf der Brust des zweiköpfigen Adlers zu sehen. Als Lübeck 1937 in das Land Preußen eingegliedert wurde, durfte das Wappen aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes weiter als Kreiswappen geführt werden.
Neumünster
Das Wappen der kreisfreien Stadt Neumünster besteht in seiner jetzigen Ausführung seit 1930. Der abgebildete Schwan als Wappenbild reicht zurück bis ins Jahr 1597. Der Vogel galt als altes Wahrzeichen des Fleckens Neumünster. Erst 1870 wurde der Flecken zur Stadt erhoben und kurz darauf entwickelte sich eine bedeutende Textil- und Lederindustrie. Die Silhouette einer Fabrik im oberen Teil des Wappens zollt diesem Aufschwung Tribut. Das Nesselblatt steht, wie auch in anderen Kreiswappen des Landes, für die Grafen Schauenburg.
Nordfriesland
Das Wappen von Nordfriesland zeigt drei Schiffe mit Silhouetten von Kuh, Hering und Pflug auf den Segeln. Der Kreis entstand 1970 aus der Zusammenlegung von Eiderstedt, Husum und Südtondern. Das spiegelt sich im heutigen Wappen wider. Die drei Schiffe gehen auf den ehemaligen Kreis Eiderstedt zurück. Sie symbolisierten 1613 die Verbundenheit von Eiderstedt, Everschop und Utholm und zugleich die Relevanz der Schiffahrt und des Handels für die Gegend. Der Stier auf dem Segel eines der Schiffe im heutigen Wappen steht ebenfalls für den Vorgängerkreis Eiderstedt mit seiner Viehhaltung. Der Hering steht für den Vorgängerkreis Südtondern, der Pflug wurde dem Husumer Kreiswappen entnommen.
Ostholstein
Das Ostholsteinische Wappen ist ebenfalls ein zusammengefügtes Wappen aus den Vorgängerkreisen. Als Vorlage für den zinnenbesetzten Turm diente 1970 der Turm aus dem ehemaligen Oldenburger Stadtwappen. Vorbild der stilisierten Burg war der Fürstensitz "Starigard" der slawischen Wenden. Der Oldenburger Wall ist das Überbleibsel dieser Befestigungsanlage. Das goldene Kreuz und die Bischofsmütze mit flatternden Bändern im Wappen stammen als dem ehemaligen Kreiswappen Eutins.
Pinneberg
Eine freischwebende Tanne ziert das Wappen des Kreises Pinneberg. Sie steht als Symbol dafür, dass sich im Kreis Pinneberg eines der größten zusmmenhängenden Baumschulgebiete befindet. Das silberne, stilisierte Nesselblatt hinter der Tanne geht auf das Wappen der Schauenburger Grafen von Holstein zurück.
Plön
Auch im Wappen des Kreises Plön findet sich das silberne Nesselblatt. Auch hier steht es für die Verbundenheit der Region mit den Schauenburger Grafen von Holstein. Das Eichenblatt oben links im Wappen steht für die großen Waldbestände im Kreis, die Ähre oben rechts steht für die Landwirtschaft. Der Fisch im unteren Teil des Wappens symbolisiert die über 80 Seen und die Ostseeküste. Die Farbgestaltung orientiert sich mit blau, rot und weiß an den Landesfarben.
Rendsburg-Eckernförde
Bei der Zusammenlegung der Kreise Rendsburg und Eckernförde 1970 entschied man sich, bei der Gestaltung des gemeinsamen Wappens nicht auf Elemente der alten Wappen zurückzugreifen. Ein neues Wappen sollte lediglich heraldische Symbole der Landesteile Schleswig und Holstein verwenden. Letzendlich wurde 1972 ein Wappen beschlossen, das in der einen Hälfte das Nesselblatt der Schauenburger Grafen von Holstein zeigt und in der anderen die schleswiger Löwen - die allerdings in die andere Richtung blicken.
Schleswig-Flensburg
Das Wappen des Kreises Schleswig-Flensburg verbildlicht hauptsächlich die Lage des Kreises. Durch die beiden ausschreitenden Löwen wird verdeutlicht, dass der Kreis im Landesteil Schleswig gelegen ist. Die Wellen wiederum zeigen die Lage an Schlei und Ostsee. Das alte Wappen des Kreises Flensburg hatte einen Löwen und fünf Rosen gezeigt, das alte schleswiger Wappen Wellen und eine Möwe.
Segeberg
Das Segeberger Kreiswappen zeigt vier zu einem Kreuz zusammengesetze Kirchtürme. Sie stehen für die Christianisierung des Nordostens von Schleswig-Holstein durch den Missionar Vicelin Anfang des 12. Jahrhunderts - ausgehend von Segeberg. Die Seerosenblätter zwischen den Türmen sind dem Wappen der adligen Burgmannenfamilie "von Segeberg" entnommen. Das Wappen wurde 1948 vom dem Lübecker Archivar und Historiker Georg Fink gestaltet.
Steinburg
Das Steinburger Wappen stammt aus dem Jahr 1928. Im Zentrum des kleinteilig gestalteten Wappens steht eine Wasserburg - die namensgebende Steinburg. Unterhalb der drei Türme der Burg sind drei kleine Wappenschilde zu sehen. Das mittlere Schild ziert das Nesselblatt der Schauenburger Grafen von Holstein. Im rechten Wappenschild ist ein schreitender Schwan abgebildet, das Wappentier der Krempermarsch. Im linken Schild steht eine Heiligenfigur, die dem Siegel der Wilstermarschkommune entnommen ist. Die Wellen am Fuße der Steinburg stehen des weiteren für die Elbe, die den Kreis nach Süden begrenzt. Der Wappenentwurf stammt von dem expressionistischen Maler und Graphiker Max Kahlke.
Stormarn
Der Schwan gilt seit dem Mittelalter als ein Tier mit einem "stürmischen" Temperament. Storman heißt auf mittelhochdeutsch "Stürmen". Der Schwan wurde aufgrund dieser Parallele gegen Ende des 15. Jahrhunderts das Wappenzeichen der damaligen Grafschaft Stormarn. Lange bevor das Schwanenwappen das amtliche Kreiswappen wurde, war es inoffiziell das Wahrzeichen der historischen Landschaft Stormarn.