Rockoper: Kettcar vertonen Schillers "Räuber"
"Die Räuber" von Schiller gehört zu den meistgespielten Stücken auf deutschen Bühnen. Gar nicht so einfach, aus dem zeitlosen Klassiker etwas Neues zu machen. Das Theater Kiel zeigt die "Räuber" jetzt als Rockoper unter freiem Himmel, mit extra komponierter Musik der Hamburger Indieband Kettcar. "Wir hatten es nicht in der Schule. Also hat man sich das tatsächlich ein bisschen wie im Deutschunterricht erarbeitet. Das war super", erzählt Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch. Ihm und Band-Kollege Reimer Bustorff ging es wie so vielen - Schillers "Räuber" war ihnen ein Begriff, lesen mussten sie das Stück aber dann doch erst einmal - die Geschichte des jungen Karl Moor, der zwischen der Liebe, dem bürgerlichen Ideal und seinen politischen Utopien hin- und hergerissen ist, den sein durchtriebener Bruder Franz beim Vater denunziert und der dann mit seiner Anarchistengang ein Räuberleben führt.
Alte und moderne Sprache mischen sich
Die Musik, die Kettcar dazu geschrieben haben, passt gut, vor allem, wenn die Räuberbande auftritt - gitarrenlastig, laut, wütend. "Das hat einfach so was ganz Pures und Echtes", schwärmt der Kieler Intendant Daniel Karasek, der das Stück selbst inszeniert. "Schillers Sprache ist alt, wir benutzen unsere Sprache, rückkoppeln sie aber immer mit Schillers Sätzen", so Wiebusch. Denn es ist nicht nur die Musik, die beide Musiker extra für die Bühne komponiert haben. Wiebuschs und Bustorffs Texte sind Zwitterwesen, irgendwo zwischen damals und heute, zwischen Sturm und Drang 1782 und Indieband 2016 - ein bisschen Schiller, ein bisschen Kettcar. Das wird zum Beispiel deutlich im Monolog des ungeliebten Bruders Franz Moor, der am Kieler Theater zum Hip-Hop-Song wird: "Der hässliche Bruder, als zweiter geboren, der missratene Sohn, von Geburt an verloren …" Es ist unsere Aufgabe, Motive von Schiller zu nehmen, sie auf zwei Minuten einzudampfen und sie mit unserer Sprache zu versehen", erläutert Wiebusch weiter.
Große Avantgarde komme trotzdem nicht dabei heraus. Das Stück über die Wut der jungen Männer sei zeitlos und sowieso latent politisch, meint Regisseur Daniel Karasek - und hat auf aktuelle Bezüge oder sonstige Experimente verzichtet: "Es sind Paramount-Pictures über junge Männer, die das Gute suchen und sich dabei verlieren, wie das so ist, wenn man Gewalt anwendet und den Tod in die Zielentwicklung einbezieht."
Mehr The Who als "König der Löwen"
Karaseks "Räuber" ist klassisches Sommertheater, konventionell inszeniert, nur per Musik und Bühnenbild sanft in die Jetzt-Zeit versetzt. Weißer Flügel, Dachterrasse und Carport stehen für die bürgerlichen Seite; Autoreifen, umgestürzter Baum und Motorrad für die Räuber im Wald. Die Kulisse im Hintergrund ist umso malerischer - der Sonnenuntergang über der Kieler Förde am Seefischmarkt. "Rockoper", ein Begriff, der an The Who erinnert, ist vielleicht eine etwas große Schublade. Doch "Musical" durfte es auf keinen Fall heißen: "Das böse M-Wort wollten wir nicht … also haben wir lange gebrainstormt und fühlen uns natürlich auch viel näher an so was wie 'Tommy' und The Who als an 'König der Löwen', sagen Wiebusch und Bustorff.
Rockoper: Kettcar vertonen Schillers "Räuber"
Gitarrenlastig, laut, wütend - so hat die Hamburger Indieband Kettcar die Musik zur Rockoper "Die Räuber" komponiert. Schillers Klassiker feierte am Freitagabend in Kiel Premiere.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
"Neue Salzhalle" am Seefischmarkt
Wischhofstraße 13
24148 Wellingdorf - Telefon:
- (0431) 901 901
- Preis:
- 27,50 bis 71,50 Euro
- Kartenverkauf:
- Theaterkassen im Opernhaus
Rathausplatz 4
24103 Kiel
Eingang Rathausplatzseite