Gesund laufen - Was Mediziner raten
42,195 Kilometer am Stück laufen und dann noch auf hartem Asphalt, dazu noch die unzähligen Trainingskilometer - diese extremen Strapazen verlangen den Läufern alles ab. Sie wollen unbedingt durchhalten, auch wenn die Füße schmerzen, die Gelenke stechen und die Muskeln streiken. Kann das für den menschlichen Körper überhaupt gesund sein?
Sportmediziner raten zunächst, sich jeden Läufer individuell anzuschauen. Es gibt Läuferinnen wie die 52-jährige Ultra-Triathletin Astrid Benöhr (hält den Weltrekord über die zehnfache Ironman-Distanz mit 187 Stunden), die trotz der extremen Laufbelastungen noch geradezu jungfräuliche Menisken und Knorpelauflagen hat. Dann gibt es Läufer, die Bandscheiben-Probleme haben und sich trotzdem auf einen Marathon vorbereiten wollen. Hier raten Mediziner eher ab.
Erst checken - dann laufen
Zunächst sollten sich Newcomer gründlich von einem Kardiologen und Orthopäden untersuchen zu lassen, bevor er das Lauftraining beginnt. Wenn die Ärzte grünes Licht geben, sollte man es langsam angehen lassen. Bloß nicht zu schnell zum Marathon. Zwar hat sich das Herz-Kreislauf-System schon nach zwei bis drei Monaten Training auf die Belastungen eingestellt, doch die Gelenke brauchen etwa ein Jahr. So wird häufig der Fehler gemacht, wenn die erste Kondition nach einem Vierteljahr da ist, das Tempo und die Intensität im Training zu früh zu erhöhen. Dadurch werden die Gelenke überlastet und es kommt schnell zu Verletzungen. Deshalb unbedingt das Training zügeln und langsam laufen.
Wichtig ist natürlich, sich die Füße anzuschauen. Knick, Senk- und Spreizfüße haben die meisten. Das kann man allerdings durch Einlagen leicht korrigieren. Denn Problembereiche sind die nicht durchbluteten Strukturen wie Gelenke, Kapseln und Sehnen. Hier treten durch falsche Schuhe, zu schnelles Laufen im Training meist Überlastungsverletzungen auf. Außerdem wird das ausgiebige Dehnen vor allem nach dem Laufen häufig vernachlässigt.
Marathon-Training statt Medikamenten-Konsum
Positiv wirkt sich das Laufen auf das Herz-Kreislaufsystem aus, es erhöht die Knochendichte und verbessert den Knochenstoffwechsel. Der Blutdruck wird besser geregelt. Bei leichter Diabetes reguliert sich der Blutzuckerhaushalt wieder. Selbst Asthmatiker profitieren vom Laufen. Nach zehn Monaten Training kann nur noch die halbe Medikamentenmenge benötigt werden. Der Körper lernt wieder die Fähigkeit zur Selbstregulation.
Nicht zu unterschätzen ist der psychische Aspekt. Laufen tut einfach der Seele gut. Gerade nach stressigen Arbeitstagen bekommt man beim Laufen den Kopf wieder frei. Danach fühlt man sich entspannt. Schwierige Probleme scheinen auf einmal nicht mehr unlösbar. Wenn allerdings 100 und mehr Marathonläufe im Jahr absolviert werden, dann wird Laufen eher zur Sucht und hat mit Spaß nicht mehr so viel zu tun. Schließlich soll der Marathon doch zu einem gesunden sportlichen Ausnahmeereignis werden.