Ströh und Seubert: Wenn aus dem Volleyball-Vorbild eine Freundin wird
Paulina Ströh und Denise Seubert lernten sich vor über elf Jahren in der Halle des Volleyball-Bundesligisten SSC Schwerin kennen. Ströh war das Einlaufkind der Zuspielerin, die sich damals als Denise Hanke einen Namen machte. Heute begleitet die 33-Jährige den Weg des Nachwuchstalents als Freundin.
Alles beginnt in der Saison 2011/2012. Zuspielerin Denise Hanke, die damals noch ihren Mädchennamen trägt, ist eine der prägenden Figuren im Spiel des SSC. Beim Einlaufen begleitet sie ein fünfjähriges Mädchen: die kleine Paulina Ströh. "Pauli", wie sie von den meisten genannt wird, macht zu diesem Zeitpunkt ihre ersten Schritte beim SSC. "Damals in der Spiel-und-Spaß-Gruppe", erinnert sich ihr Vater.
Zu ihrem sechsten Geburtstag sollte die Schwerinerin ein Geschenk bekommen, das die Bindung zwischen beiden wohl für immer prägen wird: ein gemeinsames Foto mit persönlichen Glückwünschen. "Ganz viel Glück und Erfolg für die Zukunft wünscht dir deine Denise" - unterschrieben von der Nummer zehn: Denise Hanke.
"Ab da war sie mein Vorbild"
"Ab da war sie mein Vorbild", erzählt die heute 17-jährige Ströh und lächelt Seubert an. Beide können sich nicht an den Moment erinnern, als das Foto entstand. "Zum sechsten Geburtstag - puh, ich habe schon Probleme, mich daran zu erinnern, wie alt ich bin", scherzt die heute 33 Jahre alte Ex-Zuspielerin. Während Ströh in den darauffolgenden Jahren ihre ersten Schritte in den Jugendmannschaften des SSC macht, wechselt Seubert erst in die Türkei und später nach Polen.
Aus den Augen verloren haben sie sich aber nicht. "Pauli und ihre Eltern haben mich damals in Istanbul besucht, das hat mir viel bedeutet", blickt Seubert zurück. In dieser Zeit hätten sie sich auch privat näher kennengelernt.
Tränen beim Bundesliga-Debüt
Seuberts Karriere fand im Jahr 2020 nach 390 Spielen und sechs Meistertiteln ein Ende, die von Ströh erlebt zwei Jahre später ihren ersten Höhepunkt. "Deshalb war ich so traurig, dass ich nicht zugucken konnte", verrät Seubert. Gemeint ist das erste Bundesliga-Spiel der damals 16 Jahre alten Ströh gegen den USC Münster. Bei ihrem Debüt im Dezember vergangenen Jahres sicherte sich die 1,76 m große Zuspielerin auch direkt den MVP-Titel als beste Spielerin des Spiels.
Wegen eines spontanen Weihnachtsurlaubs habe sie zusammen mit ihrer Familie das Spiel am Fernseher verfolgt, erinnert sich Seubert. Schon während der Partie schrieb sie Nachrichten an Ströh: "Ok, ich hab sogar ein kleines Tränchen verdrückt… Hilfe nein, ich bin mega stolz auf dich", so Seubert in einer Textnachricht.
"Das war krass, ich habe selbst vier Wochen danach noch keine richtigen Worte dafür." Paulina Ströh
Botschaften wie diese habe sie nach dem Spiel "tonnenweise" erhalten, verrät die Debütantin. "Das Interesse an mir und das, was ich da scheinbar geleistet habe - ich war beeindruckt. Von der Situation, aber auch von mir selbst", sagt sie.
Rückkehr in den Volleyball-Alltag
Es sei aber auch gut, dass sich der Hype gelegt habe, betonen beide. Das Nachwuchstalent geht in Schwerin noch zur Schule. "Es gibt großartige Zuspielerinnen hier in Schwerin. Aber wenn ich gebraucht werde, bin ich da", erklärt Ströh. Trotzdem sei ihr Ziel, ganz oben anzukommen.
Auch SSC-Trainer Felix Koslowski lobt Ströh. "Aber wenn es jetzt nicht wieder zu einer Personalnot kommt, wird sie erst einmal nicht für die erste Mannschaft spielen," so der 38-jährige. Stattdessen stehe er im Austausch mit Jugendtrainer Arne Kramer. Unter ihm können sich Talente wie Ströh in der zweiten Mannschaft der Schweriner Volleyballerinnen weiterentwickeln.
"Neben meinem Trikot ist noch Platz"
"Die Nominierung von Paulina ist auch das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit", sagt Kramer. In dieser Saison hätten sich bereits acht Mädchen aus dem Nachwuchs mit dem Bundesliga-Team vorbereitet. Während die erste Mannschaft deutscher Pokalsieger geworden ist und sich Bronze in der Meisterschaft erkämpfte, war Paulina im Nachwuchsbereich nicht zu schlagen. Mit den U18 und U20-Mannschaften des SSC wurde sie deutsche Meisterin und gewann zudem den Bundespokalwettbewerb.
Der Einsatz im Dezember habe Lust auf mehr gemacht. Darin sind sich die Verantwortlichen einig. Und irgendwann soll Denise Seubert an der Seite von Paulina Ströh auf das Spielfeld laufen. Das jedenfalls ist ein Wunsch, den beide haben. "Ich würde das toll finden und es würde auch die Leute beeindrucken, wenn Nisi mit mir einläuft", so Ströh.
Seubert geht sogar noch einen Schritt weiter: "Da neben meinem Trikot ist noch Platz", sagt sie und zeigt in Richtung Wand. Seit ihrem Abschiedsspiel hängt dort ein riesiges Bild mit ihrem Trikot. "'Ströh' daneben an der Wand würde auch schon cool aussehen", sagt Seubert. Und die beiden Freundinnen lachen.