Mutterschutz-Regel: Meyer-Zimmermann fordert mehr Flexibilität
Der Reitsport-Weltverband FEI hat vor wenigen Tagen die Änderung der viel kritisierten Mutterschutz-Regel verkündet. Reiterinnen dürfen künftig drei Monate nach der Entbindung wieder Turniere bestreiten. Janne Friederike Meyer-Zimmermann reicht das noch nicht.
"Wir wünschen uns langfristig eine hundertprozentige Flexibilität", sagte die Springreiterin dem NDR: "Am Ende geht es nicht um die Monate, sondern darum, dass jede Frau selbstbestimmt entscheiden können muss, wann sie wieder fit genug ist, um in ihren Beruf zurückzukehren."
Die Initiative "EqualEquest" möchte in Zukunft weiter an diesem Thema arbeiten. Meyer-Zimmermann hatte diese Anlaufstelle im Sommer gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen gegründet, um gegen die Regelung des internationalen Reitsportverband FEI vorzugehen, die bis dato besagt hatte: Wer Mutterschutz beantragt, kann die Hälfte der Weltranglistenpunkte für sechs Monate behalten, darf jedoch erst nach einem halben Jahr wieder reiten.
Am 8. Dezember hatte der Verband schließlich verkündet, dass Reiterinnen nun die Dauer ihres Mutterschaftsurlaubs an ihre individuelle Situation anpassen können und künftig nur noch mindestens drei Monate nach der Geburt ihres Kindes auf eine Rückkehr in den Wettkampfsport warten müssen.
Regeländerung "Riesenschritt in die richtige Richtung"
Meyer-Zimmermann selbst hatte sich nicht an ihre sechs monatige Baby-Pause gehalten und war früher zurückgekehrt. In der Folge waren ihr sämtliche Weltranglistenpunkte gestrichen worden, sie rutschte von Weltranglistenplatz 107 vor der Geburt ihres Sohnes auf Platz 270 ab. "Das war ein Schlag ins Gesicht", sagte die 41 Jahre alte Pinnebergerin, die sich nach der Regeländerung aber optimistisch zeigt: "Das ist zumindest mal ein Riesenschritt in die richtige Richtung."
"So wie sich der Sport weiterentwickelt hat, müssen sich auch die Regeln anpassen, damit der Sport zeitgemäß bleibt." Janne Friederike Meyer-Zimmermann
Bis zu ihrer Schwangerschaft hatte die Mannschafts-Weltmeisterin von 2010 ihren Sport als komplett gleichberechtigt empfunden. Erst als sie selbst von der Regelung betroffen war, habe sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Mittlerweile bekäme die Intitiative viel Zuspruch und Unterstützung, von weiblichen wie männlichen Kollegen.
Gleichberechtigung im Reitsport "Alleinstellungsmerkmal"
"Wir haben im Reitsport ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, dass Herren und Frauen in derselben Konkurrenz antreten und das - meinem Gefühl nach - gleichberechtigt. Das müssen wir beibehalten", betonte die Norddeutsche, die mit den Regelanpassungen auch für die nachfolgende Generation einen Meilenstein setzen möchte.
Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen, darunter Dressur-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl, Paralympicssiegerin Gianna Regenbrecht und Weltklasse-Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum, drängt Meyer-Zimmermann auf weiteres Umdenken der Regelhüter.