Hallenhockey-EM in Hamburg: Gold, Silber und emotionale Abschiede
Bei der Hallenhockey-EM in Hamburg wurden an den Finaltagen gleich vier deutsche Hockey-Größen vor großem Publikum verabschiedet. Das Turnier war Werbung für den Sport - wenngleich nur die DHB-Frauen den erhofften Triumph feierten.
Einmal mehr wurde unter Beweis gestellt, wie brutal der Sport doch sein kann. Während Janne Müller-Wieland, Lisa Altenburg und Franzisca Hauke die Goldmedaille zum Karriereende in einer Hamburger Kult-Karaokebar mit ihrem Team feiern konnten, verabschiedete sich Tobias Hauke ohne Titel vor heimischem Publikum vom internationalen Parkett.
Müller-Wieland: "Abschied, wie er im Buche steht"
Es war die EM der großen Abschiede. Mit Müller-Wieland, Altenburg und den beiden Hauke-Geschwistern sagten vier Spieler Tschüs, die gemeinsam weit mehr als 1.000 Länderspiele auf dem Buckel haben. Mit einem Triumph wollten die Hamburger vor heimischer Kulisse abdanken - das gelang aber nur dem Frauen-Trio.
"Es ist ein Abschied, wie er im Buche steht", sagte Müller-Wieland. So etwas könne man sich nur erhoffen. "Die Halle war voll. Egal, ob ich die Leute kannte oder nicht, das waren gefühlt alles unsere Freunde. Das war ganz besonders." Tobias Hauke war sichtlich geknickt, konnte aber dem Turnier trotz des verlorenen Finales Gutes abgewinnen: "Ich habe diese Reise, die letzten beiden Wochen mit einem extremen Bewusstsein wahrgenommen", sagte der 35-Jährige. Er habe mit einer tollen Atmosphäre gerechnet, "aber es wurde einfach total emotional".
Frauen souverän - Männer stolpern durchs Turnier
Dass beide deutschen Mannschaften in den Endspielen standen, war keine Überraschung. Während das routinierte Damenteam allerdings souverän ohne Punktverlust das Finale erreichte und sich mit Gold gegen die Niederländerinnen (5:4) belohnte, stolperten die Männer auf ihrem Weg dorthin einige Male und verpassten schließlich trotz zahlreicher Torchancen den EM-Sieg durch das 1:2 gegen Österreich.
Ein Grund war der Tatsache geschuldet, dass der A-Kader sich auf die bevorstehende Feldweltmeisterschaft in Indien im Januar vorbereitet und das Hallen-Team bis auf Hauke nahezu nur aus Perspektivspielern bestand. Beide Mannschaften hatten aufgrund der untergeordneten Rolle des Hallenhockeys im internationalen Bereich nur wenige Wochen, um sich auf das Turnier vorzubereiten. Ein weiterer Vorteil für die Frauen, die sich in dieser Konstellation lange kennen.
DHB-Männer: Beste Leistung im Finale
Denn diese Souveränität und Erfahrung, mit der die Frauen stets ruhig blieben und zweimal einen Rückstand in den Spielen gegen die Niederländerinnen wettmachten, fehlten dem Männer-Team von Coach Rein van Eijk gegen die cleveren Österreicher.
"Bei den Herren gab es eine starke Entwicklung während des Turniers." DHB-Sportdirektor Martin Schultze
"Wir haben uns von Spiel zu Spiel verbessert", bilanzierte der U21-Trainer, der den Bundestrainer Andre Henning in der Halle vertrat. Seine Mannschaft hatte während des Turniers eine gute Entwicklung genommen, die mit dem stärksten Spiel im Finale ihren Höhepunkt fand. Dennoch wirkte die Leistung im gesamten Turnier in vielen Phasen unbeständig und zerfahren. "Wenn man die Chancen nicht nutzt, wird es trotzdem schwierig zu gewinnen. Die Österreicher waren heute extrem effizient, das ist schon bitter", so van Eijk.
Drei DHB-Frauen ausgezeichnet
"Vollste Zufriedenheit" empfand dafür Frauen-Bundestrainer Valentin Altenburg: "Wir haben alle drei Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreicht. Wir wollten Europameister werden. Wir wollten Kinder und Jugendliche, mit der Art und Weise wie wir spielen, für Hockey begeistern. Und wir wollten diese Woche als Team genießen."
Unterstrichen wurde die herausragende Leistung des deutschen Teams durch drei Auszeichnungen: Lisa Altenburg war mit 14 Treffern beste Torschützin, Nathalie Kubalski wurde zur besten Torhüterin, Pia Maertens zur besten Spielerin des Turniers gekürt.
Finaltage vor voller Halle
Am Finaltag der Frauen verfolgten 3.550 Zuschauer das Endspiel mit anschließendem deutschen Goldjubel gegen die Erzrivalinnen aus den Niederlanden. Für die Spielerinnen ein absolutes Highlight, selten haben Hockeyspieler die Möglichkeit, vor so einer Kulisse zu spielen. Mit 3.400 Zuschauern am Sonntag waren es kaum weniger Menschen, die Tobias Haukes letzten Auftritt feierten und die deutschen Männer mit tosendem Beifall nach der bitteren Finalniederlage zu trösten versuchten.
Unter der Woche hatten die Veranstalter Schulklassen und Jugendmannschaften eingeladen, um die Ränge bei den Spielen tagsüber zu füllen. Eine Idee, um den Hockey-Nachwuchs zu begeistern und vor allem Neulinge für den Sport zu gewinnen.
Ukrainerinnen minutenlang für Bronze gefeiert
Für eine weitere emotionale Geschichte dieser EM sorgten die Ukrainerinnen. Drei Wochen hatte sich das Team in Hamburg auf die Europameisterschaft vorbereitet, fernab vom Krieg. Als es sich mit Bronze im Spiel um Platz drei gegen die Österreicherinnen belohnte, bebte die Halle. Tränen liefen den Spielerinnen über die Wangen und das Publikum applaudierte dem Team minutenlang mit Standing Ovations.