Football ja, aber bitte leise! Hamburg Sea Devils im Anwohner-Clinch
Mit ihrem Rekordspiel im Volksparkstadion haben die Hamburg Sea Devils in der European League of Football gerade Geschichte geschrieben. An ihrer üblichen Spielstätte an der Hoheluft erwarten sie kuriose neue Vorschriften: Sie und ihre Fans müssen ab sofort leiser sein.
Hintergrund sind wie so oft in diesen Fälle Beschwerden von Anwohnern. Das Stadion Hoheluft liegt zwischen den Anlagen des Universitätsklinikums und Wohngebäuden. Die sonst übliche Geräuschkulisse hat trotz der maximal 5.000 Zuschauenden in der Arena bereits in der vergangenen Saison zu Problemen mit Anwohnern geführt, sagte General Manager Max Paatz von den Sea Devils und fügte hinzu: "Wir haben erfahren, dass die Stadt uns Auflagen erteilt hat."
Nur gehobene Zimmerlautstärke erlaubt
Laut eines Lärmschutz-Emissions-Gutachtens, welches extra erstellt worden ist, sei im Stadion Hoheluft lediglich gehobene Zimmerlautstärke erlaubt. "Das Gutachten sollte uns zeigen, was eigentlich aufgrund behördlicher Vorgaben und baulicher Maßstäbe geht - und es geht eigentlich gar nichts", betonte Paatz.
"Ich glaube, die Fans werden das nicht gut finden." Sea-Devils-Geschäftsführer Max Paatz
"Wenn man sich regelkonform verhalten würde, dann wären 50 Dezibel erlaubt." Der Geschäftsführer erwartet neben finanziellen Einbußen auch einen Imageschaden für seinen Club.
Böses Erwachen nach dem Heimspieltag der Rekorde
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Gerade haben die Hamburger Footballer vor 32.500 Zuschauern im Stadion des HSV eine riesige Party gefeiert. Die bisherige Zuschauer-Bestmarke für die Liga hatte gerade einmal bei 12.055 gelegen - und wurde von den Sea Devils und Rhein Fire aus Düsseldorf (22:27) im dritten Jahr der Liga deutlich übertroffen. Und sogar noch eine zweite Bestmarke wurde aufgestellt, nie zuvor hatten mehr Menschen in der Hansestadt ein Footballspiel im Stadion verfolgt: Beim letzten Heimspiel der Sea Devils im Jahr 2007 gegen Frankfurt Galaxy in der kurz darauf eingestellten NFL Europe waren 30.528 Fans dabei gewesen.
Begeistertes Publikum, Cheerleading, Hymnen, Pyrotechnik, Musik - Football ist auch immer Show. Meist kommt Volksfeststimmung in und um die Arenen auf. Zumal rund um das Volksparkstadion auch noch diverse Mitmach-Stationen aufgebaut worden waren. "Einen ganz besonderen Tag in der Geschichte der European League of Football" nannte die EFL das Rekordspiel der Sea Devils.
Weder Trommeln noch Tröten und nur leise Musik
Er habe "vollstes Verständnis" für die Anwohner, erklärte Paatz, betonte aber auch: "Sport ist Teil des Stadtlebens und auch Teil der Gesellschaft. Ich möchte gerne eine Diskussion anstoßen, wie die Sportstadt Hamburg sich das zukünftig vorstellt." Es ist schwer vorstellbar, dass Football unter diesen Voraussetzungen an der Hoheluft auf Dauer möglich ist.
Für das ELF-Spiel gegen Berlin Thunder am Sonntag (16.25 Uhr) haben die Sea Devils mit dem Sportamt und dem Büro von Sport- und Innensenator Andy Grote vereinbart, die Beschallung auf vier Stunden zu begrenzen. Selbst in dieser Zeit aber sollen die Zuschauer auf Tröten und Trommeln verzichten. Musik darf zwar gespielt werden - aber nur leise.