Eishockey-Märchen an der Nordsee: Fischtown Pinguins wollen den Titel
Erstmals in ihrer Clubgeschichte stehen die Fischtown Pinguins Bremerhaven in der Endspielserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr) beginnt die Best-of-seven-Serie gegen die Eisbären Berlin - an deren Ende der Meisterpokal an die Nordsee gehen soll.
Am Dienstagabend wollte die Party in Bremerhaven kein Ende nehmen: Die Eisarena war auch eine Stunde nach der Schlusssirene immer noch voll, kaum einer der 4.000 Pinguins-Fans hatte die Halle verlassen.
Sie feierten ihren Kufen-Cracks, die nach ihrem 3:0-Erfolg gegen München - dem entscheidenden vierten Sieg in der Halbfinalserie - in Badelatschen noch mal aufs Eis zurückgekehrt waren.
Die bärenstarke Saison der Pinguins, die schon die Hauptrunde überraschend als Erster beeendet hatten, steht damit vor ihrer märchenhaften Krönung. Manager Alfred Prey kündigte bereits eine "Wahnsinns-Finalserie" an. In der geht es gegen den neunmaligen Meister aus der Hauptstadt, der sich am Mittwoch dank eines 3:2 nach Verlängerung im fünften Spiel der Halbfinal-Serie gegen die Tigers aus Straubing durchsetzte.
Krönender Abschluss für Prey und Popiesch?
Der Erfolg der Pinguins ist vor allem mit zwei Namen verbunden, beide verabschieden sich nach dieser Saison: Manager Prey, der in den Ruhestand geht, und Trainer Thomas Popiesch, der aus privaten Gründen vor dem Abgang nach Krefeld steht. Der 70 Jahre alte Bayer Prey wurde 1973 als Berufssoldat nach Norddeutschland versetzt - und fing 1992 zunächst als Pressesprecher beim damaligen REV Bremerhaven an.
Der gebürtige Ostberliner Popiesch übernahm 2016 das Traineramt bei den Seehafenstädtern in der DEL2. Im selben Jahr rückte der Verein nach dem Rückzug der Hamburg Freezers in die Deutsche Eishockey Liga auf.
"Normal ist das für uns noch nicht, deshalb musste ich mich nach dem Spiel schon etwas sammeln." Trainer Thomas Popiesch
Erfolg dank Kontinuität
Einen besseren Abschied als mit dem Meistertitel kann es für die beiden Pinguins-Macher nicht geben. Seit dem DEL-Aufstieg 2016 ging es immer weiter nach oben. Grund des Erfolges sei vor allem die Kontinuität, sagte Prey dem NDR. Viele Spieler seien seit sechs, sieben Jahren dabei. Der entthronte Meister aus München gratulierte neidlos: "Sie stehen verdient im Finale", sagte EHC-Manager Christian Winkler und schwärmte regelrecht: "Was sie hier kontinuierlich aufgebaut haben, ist sensationell."
Wie stark die Pinguins mittlerweile sind, war im fünften Aufeinandertreffen am Dienstagabend sichtbar. Einmal mehr war Torhüter Kristers Gudlevskis unüberwindbar. 32 Schüsse parierte der Lette gegen das Star-Ensemble aus München und blieb zum zweiten Mal in der Halbfinal-Serie ohne Gegentreffer.
"Zu Saisonbeginn haben wir gemerkt, was alles in der Mannschaft drinsteckt. Je weiter die Saison ging, desto mehr ist das Selbstvertrauen gewachsen." Auch das Trainer-Team um Popiesch und Co-Trainer Alexander Sulzer bekam von Prey ein großes Lob: "Die Mannschaft war immer auf den Punkt eingestellt. Nun sehen wir das Ergebnis."
Heimvorteil in der Finalserie
Nach dem Halbfinal-Coup ist die Zurückhaltung bei den Fischtown Pinguins vorbei, die Endspiel-Teilnahme allein reicht den Profis aus der Seestadt nicht mehr. "Wir wollen uns jetzt den Pokal holen, wir wollen den Titel", sagte Kapitän und Torjäger Jan Urbas.
"Das sind die besten Fans, die man sich wünschen kann. Unglaublich, wie viel Energie sie uns geben. Jetzt wollen wir alles versuchen, um ihnen etwas zurückzugeben." Pinguins-Kapitän Jan Urbas bei "buten un binnen"
Die Bremerhavener haben zudem als Meister der DEL-Hauptrunde einen Heimvorteil. Die Serie startet an der Nordsee und wird womöglich in einem siebten Match in der Eisarena entschieden. "Die Stadt atmet und lebt Eishockey", sagte Prey, "wir hätten gegen München locker 8.000 Tickets verkaufen können." Die Fans - sie sollen zum (mit-)entscheidenden Faktor im Meisterschaftsfinale werden.