Spielszene mit den Crocodiles Hamburg © picture alliance / Fotostand | Fotostand / Ballasch
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AUDIO: Crocodiles Hamburg vor dem Aus (2 Min)

Eishockey: Crocodiles Hamburg wohl nicht mehr zu retten

Stand: 02.05.2023 12:05 Uhr

Professionelles Eishockey in Hamburg ist wohl zumindest vorerst wieder Geschichte. Die Spielbetriebs-Gesellschaft der Crocodiles hat einen Insolvenzantrag eingereicht. Dem höchstklassigen Eishockey-Team aus der Hansestadt fehlen Geld, städtische Unterstützung und Perspektiven.

von Matthias Dröge

Es fehlt ein mittlerer sechsstelliger Betrag, um die Crocodiles Hamburg auch in der kommenden Saison in der Oberliga Nord - der dritthöchsten Spielklasse im deutsche Eishockey - starten lassen zu können. Ein für die neue Spielzeit sicher geglaubter Hauptsponsor hatte seine Zusage kurzfristig zurückgezogen. "Da mussten wir uns zusammensetzen und die Entscheidung treffen“, so Sven Gösch, der die Geschäfte seit dem Neustart vor rund fünf Jahren führt.

Die Spielbetriebs-Gesellschaft (1. Hamburger Eissport GmbH) reichte in der vergangenen Woche beim Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz ein, nun wird der Verein aus dem Osten der Hansestadt "abgewickelt". Bereits 2018 hatten die Crocodiles Insolvenz angemeldet. Da diese aber in Eigenverantwortung als Planinsolvenz durchgeführt wurde, konnte der Spielbetrieb damals gesichert werden.

Kaum Hoffnung auf Rettung

Gösch hatte nach dem tragischen Beschluss in der fünfköpfigen Gesellschafterversammlung alle Sponsoren und Partner der Crocodiles kontaktiert. "Ich habe mich für die gute Zusammenarbeit bedankt und sie gebeten, dem Sport erhalten zu bleiben. Die Signale waren positiv."

Noch hoffen Gösch und seine Mitstreiter auf ein überraschendes "Rettungsangebot". Ein Insolvenzverwalter wird die Situation der GmbH in den kommenden Wochen prüfen und bewerten. Bis zum Insolvenzverfahren, das wahrscheinlich in den nächsten vier bis sechs Wochen eröffnet werden wird, besteht die theoretische Chance, die Crocodiles zu retten. Gösch hält das allerdings für beinahe ausgeschlossen. "Wir müssen davon ausgehen, dass mit dem Profi-Eishockey in Hamburg erstmal Schluss ist."

Der Drittligist hatte nach dem Ende der Freezers als Eishockey-Hoffnung in Hamburg gegolten. Der anfängliche Hype ließ im Laufe der Jahre aber zusehends nach.

Unterstützung der Stadt Hamburg bleibt aus

Zudem war der Trainings- und Spielbetrieb vor allem wegen steigender Energiekosten im Zuge des Ukraine-Krieges zuletzt deutlich teurer geworden. "Wir haben während der Saison immer mal angefragt, weil die Kosten überall so explodiert sind. Unterstützung wäre schön gewesen, aber es ist nicht dazu gekommen. Ich möchte aber auch keinen an die Wand stellen, aber da kam nichts. Deshalb mussten wir diesen Schritt auch gehen", erläuterte Gösch, der neben dem Pressesprecher und einer Buchhalterin seinen hauptamtlichen Job verlieren wird, im Gespräch mit dem NDR.

Holstein: "Profisport nicht Aufgabe des Staates"

Dass die Stadt Hamburg den Crocodiles nicht ohne Weiteres helfen kann, erklärte Staatsrat Christoph Holstein auf NDR Anfrage: "Es gibt den Grundsatz, dass der Profisport seinen Betrieb allein finanziert. Profisport ist nicht Aufgabe des Staates. Wir würden auch in eine unglaublich schwierige Diskussion kommen, wenn wir als Stadt begründen müssen, warum wir Vereine, die im Fußball-Bereich beispielsweise ihren Spielern ziemlich hohe Gehälter bezahlen, finanziell unterstützen. Deshalb hat der Profisport die Aufgabe, ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln."

Neustart in der Regionalliga mit Vorbild HSV Hamburg?

Die Lizenz für den Eishockeysport hält der Farmsener Turnverein von 1926 e.V. Da der Stammverein von der Insolvenz der Betreiber-GmbH nicht berührt wird, ist ein Neustart in der viertklassigen Regionalliga denkbar. Es könnte also in der höchsten Amateurliga wieder aufs Eis gehen. Dann ist auch eine Förderung durch den Hamburger Sportbund wieder möglich.

"Wenn die Crocodiles im Amateurbereich einen neuen Anlauf machen, dann wäre es gut, sich mit dem Hamburger Sportbund in Verbindung zu setzen, um die Fördermöglichkeiten zu klären", setzt Christoph Holstein auf ein neues Konzept, um den Eishockeysport in Hamburg wieder möglich zu machen. "Die Hamburger Handballer sind eigentlich ein Musterbeispiel dafür, was man tun kann, wenn man nicht aufgrund sportlichen Misserfolges, sondern aufgrund von wirtschaftlichen Zusammenhängen den Spielbetrieb einstellen muss und - wie das bei den Handballern war - in den Ligen durchgereicht wird."

Neustart in der Regionalliga?

Die Ideallösung sei natürlich, sich neu zu formieren, das eigene Geschäftsmodell nochmal kritisch zu hinterfragen, das Thema Nachwuchssport vielleicht anders zu bewerten, so der Sportstaatsrat. "Man sollte sich hinsetzen und neue Perspektiven entwickeln, die dann langfristig dazu führen können, dass man wieder höherklassig am Spielbetrieb teilnimmt."

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 03.05.2023 | 11:17 Uhr

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