Bahnrad-WM: Emma Hinze wieder auf Titeljagd
Emma Hinze ist das bekannteste Gesicht im deutschen Bahnradsport. Bei der am Donnerstag startenden Multi-WM in Glasgow nimmt die 25 Jahre alte Hildesheimerin die nächsten Titel in Angriff.
Noch steckt Emma Hinze in der Blüte ihrer Radsport-Jahre. Doch damit auch Talente künftig die große deutsche Bahnrad-Tradition fortsetzen, sieht sich die Queen des Holz-Ovals in der Pflicht. "Ich möchte nicht nur reden, sondern aktiv gestalten", sagt die 25-Jährige und rief deshalb im Frühjahr dieses Jahres eine Nachwuchsserie ins Leben. Das Motto: Sprinte wie Emma Hinze. Und wie Emma Hinze sprintet, will sie ab Donnerstag bei der WM in Glasgow einmal mehr eindrucksvoll zeigen.
"Die Form ist gut, die Zeiten stimmen, ich bin zuversichtlich", sagt die sechsmalige Weltmeisterin, die längst das Aushängeschild des deutschen Bahnradsports und mit Blick auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris noch längst nicht am Ende ihres eigenen sportlichen Weges ist. Aber eben schon weiterdenkt und deshalb im vergangenen Winter ihre Trainerausbildung erfolgreich abgeschlossen hat.
Hinze, Friedrich, Grabosch - ein starkes Trio
Im Teamsprint bildet Hinze mit Lea Sophie Friedrich aus dem mecklenburgischen Dassow, die sogar schon sieben WM-Titel auf dem Konto hat, und Pauline Grabosch (Magdeburg) ein nahezu unschlagbares Trio. Bei den vergangenen beiden Europameisterschaften sowie der Weltmeisterschaft 2022 rasten die drei Freundinnen zum Sieg, auch im Chris Hoy Velodrome von Glasgow sind sie klar favorisiert.
"Man weiß schon, warum wir zur WM fahren", sagte Hinze, die mit einer Geschwindigkeit von fast 80 km/h über die Holzbahn brettert. "Emma hat eine unglaubliche Willensstärke. Sie hat alles, was eine Sprinterin braucht: Schnelligkeit, Ausdauer, Biss", sagte Bundestrainer Jan van Eijden.
Ihre Karriere hatte Hinze zunächst auf der Straße begonnen, dann aber gemerkt, dass ihr die Bahn deutlich besser liegt. Mit 16 Jahren gewann sie bei der Junioren-EM im Teamsprint ihren ersten internationalen Titel, ihr Stern ging dann endgültig bei der Heim-WM 2020 in Berlin auf, als sie im Keirin, Sprint und Teamsprint triumphierte.
Zum WM-Rekord fehlen "nur" noch fünf Titel
In Schottland könnte sie dem WM-Rekord von Kristina Vogel ganz nahe kommen. Die seit einem Trainingsunfall querschnittgelähmte Vogel gewann in ihrer erfolgreichen Karriere elf Titel, Hinze fehlen also noch fünf. Doch daran denkt Hinze zumindest noch nicht. "Jeder Weg ist unterschiedlich, jeder Mensch ist unterschiedlich", sagte sie. Es seien andere Zeiten. "Es hat in den letzten Jahren große Sprünge gegeben, die Siegerzeit von Rio würde heute nicht einmal mehr reichen, um sich fürs olympische Sprint-Finale zu qualifizieren", erklärte sie.
Apropos Olympia: Die Spiele von Tokio, mit nur einmal Silber im Team für ihre Verhältnisse ein Fehlschlag, wirken noch nach: "Alle sind voll gegen mich gefahren, jeder wollte mich schlagen. So eine Situation kannte ich vorher nicht. Aber daraus habe ich gelernt" sagt Hinze. "Lerne wie Hinze" - es wäre ein gutes Nachfolgeprojekt.