THW Kiel: Trainer Jicha tritt trotz Derbysieg auf Euphoriebremse
Der THW Kiel hat die SG Flensburg-Handewitt im Derby deklassiert und damit seine Ambitionen auf den Titel untermauert. Für Coach Filip Jicha ist das Meisterrennen in der Handball-Bundesliga dennoch weiter offen.
Der überragende Torwart Niklas Landin tanzte Arm in Arm mit seinen Teamkollegen durch die Halle, die Fans des THW Kiel feierten den Derbysieg gegen die SG Flensburg-Handewitt bereits wie einen Titel. Mit einer Machtdemonstration beim 29:19 im überraschend einseitigen Landesduell untermauerte der Rekordmeister eindrucksvoll seine Ambitionen und verteidigte erfolgreich die Tabellenführung.
Kiels Trainer Filip Jicha wollte dennoch von einer Vorentscheidung im nach wie vor engen Meisterrennen nichts wissen: "Wir haben noch acht Spiele zu bestreiten. Die Aufgabe bleibt spannend", sagte er im NDR. In der Tat: Verfolger Füchse Berlin ist punktgleich mit den "Zebras", Titelverteidiger Magdeburg hat lediglich zwei Minuspunkte mehr - und selbst Flensburg ist mit vier Zählern Rückstand noch nicht gänzlich abgeschlagen.
Kiel-Coach Jicha: "Es gibt kein THW-Sieger-Gen"
Der THW ist also in der Pole Position, die Favoritenrolle mag Jicha aber eigentlich nicht. "Das macht ja gerade die Bundesliga aus: Man kann - und darf - überall verlieren", erklärte der Tscheche, der als Profi in seinen acht Jahren in Kiel sieben Mal Meister wurde. "Viele sprechen immer von einem THW-Gen, das Siege bringt. Aber das stimmt nicht. Im Profisport muss man sich Erfolge erarbeiten."
"Wir müssen nicht gewinnen. Wir müssen zeigen, dass wir gewinnen wollen." THW-Coach Filip Jicha
Die Haltung, eine Partie gewinnen zu müssen, sorge für "gebundene Hände", erläuterte Jicha weiter. Viel wichtiger sei der Wille, es "den anderen zu zeigen, das man besser ist". Diese Philosophie versucht der Coach seinen Spielern einzuimpfen - und findet dabei offenbar den richtigen Mix: "Grundsätzlich händelt er das ganz gut mit Belastung, Entlastung und Regeneration", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler.
Nur kurze Vorbereitung aufs nächste Ligaspiel
Zwei Wochen hatten die Kieler Zeit, sich auf das Landesderby vorzubereiten. Die Tage wurden intensiv und akribisch von Jicha genutzt: "Wir haben gefühlt zu jedem Gegner einen neuen Spielzug einstudiert", erklärte Pekeler und auch Torwart Landin ist voll des Lobes über den Coach: "Sein Fokus ist Gold wert. Er pusht die ganze Mannschaft immer nach vorne. Und mit einem Sieg ist er nie zufrieden. Es geht immer weiter."
Weiter geht es auch nach dem Derbysieg. Zwar steht vorerst eine Länderspielpause an, aber THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi ist dennoch wegen der kurzen Vorbereitungszeit auf das kommende Ligaspiel beim Tabellenfünften Rhein-Neckar Löwen am 3. Mai besorgt: "Die Spieler kommen erst am Montag von den Nationalmannschaften zurück." Schon am Dienstag geht es in Richtung Mannheim, wo am Mittwoch gespielt wird.
Duvnjak: "Wir haben noch acht schwere Spiele"
Die THW-Profis stört das nicht: "Mit solchen Leistungen müssen wir uns keine Gedanken über die Konkurrenten machen", sagte Landin nach dem Derbysieg. Kapitän Domagoj Duvnjak sprach von einem "Riesentag", mahnte aber auch: "Wir haben noch acht schwere Spiele und müssen fokussiert bleiben." Damit sprach er Trainer Jicha aus der Seele.