"Es ist brutal" - Flensburg steht vor den Scherben einer Saison
Nach dem Sieg im 108. Schleswig-Holstein-Duell strebt der THW Kiel der 23. Meisterschaft entgegen. Die SG Flensburg-Handewitt muss sich nach der herben 19:29-Niederlage und der dritten verpassten Titelchance hingegen neue Ziele suchen.
Erst das Aus im DHB-Pokal-Halbfinale, dann in der European League das Final Four in eigener Halle verpasst und am Sonntag die herbe 19:29-Klatsche gegen die "Zebras" - Flensburg steht unter Schock. "Man muss jetzt einfach in die Köpfe reinkommen, weil das Handballspielen haben sie nicht verlernt. Es ist brutal, was uns in der Woche passiert", sagte Trainer Maik Machulla nach dem Spiel gegen den THW dem NDR.
Glandorf sieht Fortschritte, Golla trotzig
Die verunsicherte Mannschaft spielt aktuell komplett unter ihren Möglichkeiten, erfährt aber auch Zuspruch: "Von der Leidenschaft und vom Kampf war es ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Geschäftsführer Holger Glandorf. "Wir belohnen uns aber nicht, weil wir zu viele einfache Fehler machen." Im Saisonendspurt muss sich die SG jetzt strecken, die ambitionierten Ziele der Schleswig-Holsteiner wirken alle in weiter Ferne.
"Ich werde den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Wir werden alles dafür tun, noch den Champions-League-Platz zu erreichen", kündigte SG-Kapitän Johannes Golla trotzig an. Dafür muss der Tabellenvierte aus Flensburg, der aktuell bei 39:13 Punkten steht, in der Endabrechnung noch auf den zweiten Platz springen. Angesichts von derzeit vier Punkten Rückstand auf Kiel und die Füchse Berlin (beide 43:9) ein schwieriges Unterfangen. Und auch die Magdeburger, die mit 43:11 Zählern auf dem dritten Platz stehen, haben einen Blick auf die "Königsklasse" geworfen.
Trainer Machulla steht in der Kritik
Der 25-jährige Golla, der auch Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist, stellte sich vor seinen Trainer Maik Machulla, der in die Kritik geraten ist. "Wenn die Mannschaft Fehler macht, kann man Maik keinen Vorwurf machen", sagte der Kreisläufer.
Deutlich differenzierter waren die Aussagen zum Trainer von Glandorf: "Es ist Sinn der SG-Familie, dass wir zusammenstehen, in guten wie in schlechten Zeiten", sagte der Geschäftsführer. "Aber man muss analysieren, womit so eine Mannschaft zu kämpfen hat. Und je nachdem, wie die Analyse ausfällt, kann das zu verschiedenen Ergebnissen führen." Eine Jobgarantie klingt anders.
Länderspielpause passt der SG nicht
Wegen der anstehenden Länderspielpause haben die Teams jetzt erst einmal zwei Wochen Pause. Golla findet das ungünstig: "So haben wir keine Möglichkeit, an den Problemen zu arbeiten." Auch Trainer Machulla hätte die Mannschaft gerne weiter zusammengehalten, um in den spielfreien Tagen zu sprechen und zu trainieren. Auf der anderen Seite hofft der 46-Jährige auch darauf, dass ein "anderes Umfeld und eine andere Sprache" hilfreich sein können.