Eine Frage der "Reife"? Keine Bundesliga-Lizenz für HSV-Handballer
Die Handball-Bundesliga (HBL) hat dem HSV Hamburg die Lizenz für die Saison 2024/2025 verweigert. Somit stehen die Hanseaten als erster Absteiger fest. Der Club hatte zuvor eine Liquiditätslücke schließen müssen - und sieht die Bedingung selbst erfüllt. Deshalb legte der HSVH umgehend Einspruch ein.
Anscheinend hat der Club eine notwendige Bankbürgschaft eine Stunde zu spät bei der unabhängigen Lizenzierungskommission vorgelegt. "Diese Frist war bekannt. Und bei allen Bemühungen muss man sich auch um den administrativen Weg kümmern. Das gehört zum Management mit dazu. Es geht nicht nur darum, seine Einnahmen zu erhöhen und Ausgaben zu verringern, sondern auch darum, ein Unternehmen so zu führen, dass es die Reife hat, in der Handball-Bundesliga mitzuspielen", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem NDR.
"Die Lage ist für den HSV ernst, aber der Rechtsweg ist offen." HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann
Die unabhängige Lizenzierungskommission der HBL hatte dem HSVH am Freitag die Erteilung der Spielberechtigung für die Saison 2024/2025 verweigert. Ihrer Auffassung nach haben die Hamburger den geforderten Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht fristgemäß erbracht.
"Sind uns sicher, dass wir die Bedingung erfüllt haben"
Der Club hatte mit Verwunderung auf die Entscheidung reagiert. "Wir sind uns sicher, dass wir die Bedingung erfüllt haben", sagte HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke. Dafür seien in den vergangenen Tagen einige Verträge angepasst worden, um "Zahlungen nach vorne" zu ziehen und "das von der HBL berechnete Szenario einer Liquiditätslücke so nicht eintreten" zu lassen. "Leider haben wir entgegen unserer festen Erwartung trotzdem eine negative Rückmeldung von der Lizenzierungskommission erhalten. Wir werden nun den Rechtsweg nutzen", betonte Frecke.
Der Tabellen-Achte hat gegen diesen Beschluss frist- und formgemäß Beschwerde eingelegt. Diese liegt dem HBL-Präsidium nun zur weiteren Entscheidung vor. Sollte es bei der Lizenzverweigerung bleiben, können die Hamburger noch das verbandsinterne Schiedsgericht anrufen. Das Verfahren kann sich so noch über mehrere Wochen hinziehen.
HSVH droht der Zwangsabstieg
Sollte es beim Lizenzentzug für den HSVH bleiben, würde das Team von Trainer Torsten Jansen als Absteiger feststehen und in die Vierte Liga abrutschen, die höchste Spielklasse des Landesverbandes. In diesem Fall müsste nur der Tabellenletzte der Bundesliga den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Der Tabellen-17. würde im Oberhaus bleiben.
Der Ligaverband hatte den Hamburgern am 17. April die Lizenz für die Serie 2024/2025 nur unter der Bedingung erteilt, dass bis zum Freitag (12 Uhr) die Schließung einer erheblichen Liquiditätslücke nachgewiesen wird. "Dies wurde gegenüber der unabhängigen Lizenzierungskommission innerhalb der gesetzten Frist nicht nachgewiesen", hieß es in der HBL-Mitteilung.
Bergischer HC mischt sich ein
Vor der Entscheidung der Lizenzierungskommission hatte sich Hamburgs Ligarivale Bergischer HC eingemischt. Die "Löwen" hatten am Donnerstag mitgeteilt, bereits vor zwei Wochen Auskunft über die Vorgänge rund um die Lizenz des HSVH beantragt zu haben. Bezüglich der Lizenzierung des HSV Hamburg für die laufende und die kommende Saison stelle man sich aufgrund "schwerwiegender Anhaltspunkte weitreichende Fragen", hieß es. Den Antrag wies die HBL allerdings zurück.
Als Vorletzter der Bundesliga würde der BHC nach aktuellem Stand von einem Lizenzentzug der Hamburger profitieren und in der Liga verbleiben. Sportlich hatten sich die Hanseaten am Donnerstagabend im direkten Duell mit den Bergischen 32:30 durchgesetzt. Womöglich ist das Ergebnis aber nichts mehr wert.