Fangewalt statt Fußballfest
Ausnahmezustand in Braunschweig: Mehr als 3.000 Polizisten sichern am vergangenen Wochenende das Niedersachsen-Derby der 1. Bundesliga Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96. Im gesamten Stadtgebiet stehen Polizeiwagen, ein Hubschrauber zieht seine Kreise. Das Spiel hat Tradition - aber auch Zündstoff. Doch die befürchteten Auseinandersetzungen nach dem 3:0 Sieg von Eintracht Braunschweig bleiben aus. Diesmal. Beim Hinspiel im vergangenen Jahr war es zu massiven Auseinandersetzungen gekommen.
Böller und Flaschen fliegen
Ärger gibt es stattdessen in Hannover. Nach der Rückkehr der Mannschaft vom Auswärtsspiel in Braunschweig ziehen Hunderte frustrierte Fans vor das Stadion und fordern den Rücktritt der Vereinsführung. Böller und Flaschen fliegen, Rauchbomben werden gezündet.
Szenen wie diese gibt es mittlerweile an fast jedem Wochenende. Tausende Polizisten werden zur Sicherung von Fußballspielen eingesetzt, um für Ruhe zu sorgen. Der Fußball - so scheint es - gerät in den Hintergrund. Tatsächlich gibt es schon seit den 1970er-Jahren immer wieder Auseinandersetzungen in und um Stadien. Den so genannten "Fußballrowdies" folgten die berüchtigten Hooligans, die bis heute in einigen Vereinen ihr Unwesen treiben. Mitunter spielen dabei auch organisierte Rechtsextremisten eine Rolle.
Kein erfolgreiches Konzept gegen Gewalt
Polizeieinsätze wie beim Derby Braunschweig gegen Hannover scheinen vor diesem Hintergrund unvermeidlich. Auch wenn sie teuer sind. So kostete der Einsatz am vergangenen Sonntag über eine Million Euro. Die Vereine selbst scheinen keine erfolgreichen Konzepte gegen die Gewalt zu haben. Stattdessen reagieren sie mit Maßnahmen, die auch friedlichen Fans die Lust am Fußball nehmen. Bestes Beispiel: Am Wochenende durften nur Hannover 96 Fans zum Spiel nach Braunschweig fahren, die im Besitz einer Dauerkarte und bereit waren vom Verein bereitgestellte Busse zu nutzen. Das Ziel des Vereins: Die bessere Kontrolle der Fans.
Doch viele Anhänger lehnten die Maßnahme ab, sahen sich in ihrer Reisefreiheit beschränkt. Rund 1.000 Fans demonstrierten am Sonntag gegen die Maßnahmen von Hannover 96. "Hier wird versucht Fans zu kriminalisieren. Es gibt mit Sicherheit Leute, die mal über die Stränge schlagen. Aber das ist absolut kein Grund und es gibt keine Berechtigung dafür, sie alle über einen Kamm zu scheren", kritisiert Jannis Busse von den "Ultras Hannover" die Aktion.