Punktgewinn der Moral: Hannover 96 holt gegen Hertha BSC 0:2 auf
Fußball-Zweitligist Hannover 96 hat im ersten Spiel nach der Länderspielpause Nehmer- und Comeback-Qualitäten gezeigt: Die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl zeigte am Freitagabend gegen Hertha BSC beim 2:2 (0:2) eine gute Moral.
Bei Dauerregen am Maschsee hatten sich die Hannoveraner zunächst sehr schwer getan. Wegen einiger haarsträubender Fehler lagen die "Roten" vollkommen verdient gegen den Bundesliga-Absteiger zurück. Doch Leitl und sein Team ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Beharrlich spielten sie ihren Stiefel herunter. Und am Ende war es Joker Andreas Voglsammer, der den Niedersachsen einen wichtigen Punkt im Kampf um die Aufstiegsplätze sicherte.
"Wir haben nach dem 0:2-Rückstand Charakter gezeigt und sind gegen eine starke Mannschaft zurückgekommen. Das Unentschieden fühlt sich ganz okay an." 96-Stürmer Havard Nielsen
"Unser Anspruch war es schon, das Spiel zu gewinnen", erklärte 96-Verteidiger Phil Neumann. Den Rückstand "hatten wir uns selbst zuzuschreiben". Nach dem Anschlusstreffer habe das Team aber gewusst, "da geht was", betonte Torschütze Havard Nielsen. Mit Blick auf die Leistungssteigerung nach der Pause fügte Neumann hinzu: "Wir haben uns den Punkt verdient."
Mit einem Sieg wäre Hertha bis auf zwei Punkte an Hannover herangerückt. Dank des Punktgewinns überholt 96 zumindest vorübergehend Holstein Kiel auf Rang drei.
Hannover lädt die Hertha zum Toreschießen ein
Zu Beginn war beiden Teams die Länderspielpause anzumerken gewesen. In der Defensive zeigten sich hüben wie drüben überraschende Unkonzentriertheiten. Besonders die eigentlich so sichere 96-Abwehr erlaubte sich kaum nachvollziehbare Fehler. Erst hatte Enzo Leopold Riesenglück, dass sein Querpass am eigenen Sechzehner folgenlos blieb (12.). Kurz darauf kam der Flachpass von Torhüter Ron-Robert Zieler nicht bei Mitspieler Louis Schaub an - stattdessen hätte eigentlich schon das 1:0 für Berlin fallen müssen, aber die Hannoveraner klärten gerade noch mit vereinten Kräften (16.).
Auf der anderen Seite jubelten die Hausherren - aber nur kurz: Das vermeintliche 1:0 von Derrick Köhn zählte zu Recht wegen Abseits nicht (20.). Und das Tor fiel dann doch auf der anderen Seite. Fabian Reese hatte viel Zeit zum Flanken und Florian Niederlechner traf am langen Pfosten - ebenfalls alleingelassen - sehenswert per Direktabnahme (30.).
Hannover hatte deutlich mehr Ballbesitz, aber nicht die richtigen Ideen. Ein Plan B musste her. Doch bevor Leitls Mannen den gefunden hatten, stand es schon 2:0. 96 ließ sich auskontern: Wieder war Reese der Wegbereiter, seinen Pass in den Rücken der Abwehr schoss Pascal Klemens aus elf Metern ein (45.).
Nielsen und Voglsammer gleich aus
In der zweiten Hälfte ließen es die Berliner ruhiger angehen und weil sie bei ihren Konterchancen die Konsequenz vermissen ließen, kam Hannover zusehends besser ins Spiel. Eine Energieleistung von Neumann sorgte schließlich dafür, dass wieder Hoffnung bei den Fans aufkam. Der Abwehrrecke dribbelte sich durch die ganze Herthaner Hälfte und steckte dann geschickt auf Nielsen durch. Der Norweger schoss direkt und verkürzte auf 1:2 (67.).
Der Treffer wirkte jedoch nicht als Initialzündung. Vielmehr plätscherte das Spiel in der Folge eher dahin. Doch plötzlich stand es trotzdem 2:2. Marcel Halstenberg schickte Voglsammer mit einem 45-Meter-Traumpass. Der Joker versetzte mit seiner Ballannahme gleich zwei Verteidiger und schob dann überlegt zum Ausgleich ein (80.). Am Ende war es ein gerechtes Remis - das auch beide Mannschaften nicht mehr aus der Hand geben wollten.