Victor Osimhen © IMAGO / AFLOSPORT

Vom Wolfsburg-Flop zum Maradona-Erben: Der Aufstieg des Victor Osimhen

Stand: 21.02.2023 23:05 Uhr

Künftige Fußballstars entdecken und teuer weiterverkaufen - dieses Geschäft beherrscht Bundesligist VfL Wolfsburg eigentlich ziemlich gut. Kevin De Bruyne oder Edin Dzeko (beide zu Manchester City) sind der beste Beweis dafür. Auf der anderen Seite erinnert Neapels Victor Osimhen die Wolfsburger daran, dass sie sich auch eine der teuersten Fehleinschätzungen der europäischen Fußball-Geschichte geleistet haben.

Das wurde auch am Dienstagabend deutlich. Mit seinem Treffer zum 1:0 leitete Osimhen den 2:0-Sieg der Neapolitaner im Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Eintracht Frankfurt ein. Der 24-Jährige hat sich zum absoluten Topstümer gemausert, ist zudem mit 18 Toren in 19 Spielen der beste Torschütze der italienischen Serie A. Die erste Meisterschaft seit den großen Zeiten mit Diego Maradona ist seinem Club kaum noch zu nehmen: 15 Punkte beträgt der Vorsprung auf Inter Mailand aktuell.

Für die Zeit nach dieser Saison rechnet Neapel deshalb fest mit Angeboten von Manchester United oder dem FC Chelsea für Osimhen. Clubpräsident Aurelio De Laurentiis hat für diesen Fall aber schon einmal eine klare Ansage gemacht: Erst ab 100 Millionen Euro höre er überhaupt erst zu.

Osimhen mit 18 Jahren zum VfL Wolfsburg

Was das alles mit dem VfL Wolfsburg zu tun hat? Der Fußball-Bundesligist holte den Stürmer im Januar 2017 mit gerade 18 Jahren nach Europa. Osimhen war zuvor mit der U17-Nationalmannschaft Nigerias Junioren-Weltmeister geworden. Schnell stellte sich aber heraus: Es war der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um nach Wolfsburg zu wechseln.

Wolfsburgs Victor Osimhen © imago/Claus Bergmann
Im Trikot des VfL Wolfsburg gelang Victor Osimhen kaum etwas.

Denn der VfL versank zu der Zeit im sportlichen Chaos. 2017 und 2018 rettete sich der Club erst in der Relegation vor dem Abstieg. In nur eineinhalb Jahren beim VfL arbeitete Osimhen mit vier verschiedenen Trainern zusammen. Zudem verletzte er sich am Knie, an der Wade und an der Schulter.

Im Sommerurlaub 2018 kam auch noch eine Malaria-Infektion hinzu. "Als ich hierhergekommen bin, ist er im Kreis gelaufen, und dabei humpelte er auch noch", sagte der ehemalige Sportchef Jörg Schmadtke erst im Januar dem "kicker". "Die Aussage, die ich damals im Club bekommen habe, war: Wir haben keinen Stürmer. Diejenigen, die wir haben, seien nicht zu gebrauchen."

Osimhens Bilanz bei den "Wölfen": kein Tor, keine Vorlage in 16 Pflichtspielen, nur dreimal in der Startelf. Also reagierte der damals neue VfL-Geschäftsführer Sport und bekannte später: "Im Nachhinein ist es natürlich kein guter Move gewesen."

Schmadtke: "Im Nachhinein kein guter Move"

Denn als der Stürmer die Niedersachsen nach nur 14 Bundesliga-Einsätzen verließ, begann eine Entwicklung, die ihm in Wolfsburg niemand zugetraut hatte.

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Der VfL lieh Osimhen an den RSC Charleroi aus und billigte dem belgischen Club eine Kaufoption für nur 3,5 Millionen Euro zu. Die nahmen die Belgier nach einem Jahr wahr und verkauften ihn sofort für rund 22 Millionen an den OSC Lille in Frankreich weiter. Nur zwölf Monate später ging er dann nach Neapel - für eine Ablösesumme von rund 70 Millionen plus zehn Millionen an Boni. 

Osimhen: "Das Wetter, die Sprache, das Essen..."

Über seine Zeit in Wolfsburg sagte Osimhen bei "Sport1" einmal: "Das Wetter, die Sprache, das Essen. Ich war zum ersten Mal in Europa, war gerade 18 Jahre jung und hatte nicht genug Zeit, mich zu akklimatisieren." In Neapel fühlt er sich nun deutlich wohler. "Maradona ist der größte Fußballer aller Zeiten. Das Feld zu betreten, auf dem er Geschichte geschrieben hat, war unglaublich für mich", sagte er vor dem Abflug nach Frankfurt. "Ich glaube, es gibt kein besseres Gefühl."

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 21.02.2023 | 23:03 Uhr

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