VfL Wolfsburg engagiert, aber 2:4 gegen dezimierte Bayern
Der VfL Wolfsburg hat die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge kassiert. Am Sonntag verloren die "Wölfe" in der Fußball-Bundesliga trotz fast 40 Minuten in Überzahl mit 2:4 (1:3) gegen den FC Bayern München.
Applaus von den Wolfsburger Fans gab es zunächst nur vor dem Anpfiff. Die Niedersachsen verabschiedeten ihren langjährigen Geschäftsführer Jörg Schmadtke mit einem Blumenstrauß und einer Fotocollage. Der 58-Jährige hatte in der vergangenen Woche nach Ablauf des Vertrags mit dem VfL seine 2001 begonnene Manager-Karriere im deutschen Profifußball beendet. In Wolfsburg hatte er seit 2018 gearbeitet.
Was Privatier Schmadtke danach zu sehen bekam, dürfte ihm als noch bis vor Kurzem VfL-Verantwortlicher nicht gefallen haben. Die Bayern, die zuletzt in der Liga nur dreimal 1:1 gespielt hatten, nahmen Wolfsburg in der ersten Spielhälfte nach allen Regeln der (Fußball-)Kunst auseinander. Zwar war der VfL in Durchgang zwei deutlich besser, die Negativserie gegen die Münchner hat sich dennoch fortgesetzt: Seit dem letzten Sieg (2015) gab es in mittlerweile 16 Partien lediglich zwei Remis und ein desaströses Torverhältnis von nunmehr 12:54.
"Ich glaube, das ist schwer zu fassen." Patrick Wimmer, VfL Wolfsburg
"Wir lagen schnell mit 0:3 hinten und haben selbst nicht gewusst, wie. Aber ich muss dem Team ein Kompliment machen. Wir haben alles reingehauen, waren danach klar die bessere Mannschaft, haben aber die Chancen nicht genutzt", sagte Wolfsburgs Mittelfeldspieler Patrick Wimmer dem NDR.
Zumindest auf dem Papier dürfte die kommende Aufgabe für die Mannschaft von Trainer Niko Kovac leichter werden: Die Wolfsburger gastieren am Freitag (20.30 Uhr) beim Tabellenletzten Schalke 04.
0:3 nach nicht einmal 20 Minuten
Die Bayern waren am Sonntag mit personellen Sorgen angereist: Acht Spieler fehlten, unter anderem Dayot Upamecano und Eric-Maxim Choupo-Moting. Doch wie wenig Probleme das dem Rekordmeister macht, zeigte die Partie in Wolfsburg schnell.
Fünf Minuten durften sich die "Wölfe" ein bisschen austoben, dann schlug das Starensemble aus München dreimal gnadenlos zu: Kingsley Comans Flanke segelte ebenso ins Tor (9.) wie seine Direktabnahme nach Hereingabe von Joao Cancelo (14.). Und schließlich traf Thomas Müller nach einem Freistoß von Joshua Kimmich (19.).
Kaminski mit erstem Bundesligator
Kovac reagierte, nahm Abwehrmann Maxence Lacroix vom Platz und brachte in Jakub Kaminski einen weiteren Offensivakteur. Doch das änderte zunächst wenig am Spielverlauf, die "Wölfe" rannten ihren Gegenspielern meist hinterher. Aber sie ergaben sich nicht ihrem Schicksal und kamen tatsächlich zum Torerfolg: Der eingewechselte Kaminski traf nach Doppelpass mit Paulo Otavio zum 1:3 (44.) - das erste Bundesligator des Polen im VfL-Trikot.
VfL drängt auf den Anschlusstreffer ...,
Die Gastgeber kamen mit viel Schwung aus der Kabine: Micky van de Ven (50.) und Mattias Svanberg (52.) vergaben gute Möglichkeiten zum Anschlusstreffer. Zudem musste Kimmich nach einem Foul an Maximilian Arnold mit Gelb-Rot vom Platz (54.) - der VfL hatte nun einen Mann mehr auf dem Rasen. Und weiter beste Torchancen: Ridle Baku köpfte aus kurzer Distanz in die Arme von Bayern-Keeper Yann Sommer (60.).
... aber Musialas Solo macht den Deckel drauf
Aber mit zunehmender Spieldauer stellten sich die dezimierten Bayern auf das Wolfsburger Angriffsspiel ein, ließen kaum noch Hochkaräter zu. Und dann hatte Jamal Musiala eine Idee: Der Nationalspieler schnappte sich den Ball und ließ sich auch von sieben Gegenspielern nicht beirren - am Ende seines Solos über den halben Platz schob er zum 4:1 für die Gäste ein (73.).
Als kurz darauf Svanberg noch das 2:4 aus Wolfsburger Sicht erzielte (81.), keimte etwas Hoffnung auf, zumal Yannick Gerhardt zum vermeintlichen 3:4 traf, das Tor aber wegen eines vorherigen Fouls von Baku nicht anerkannt wurde.
Kovac: "Sehr unglücklich verloren"
So blieb es bei der Niederlage, die sich der VfL selbst zuzuschreiben hatte: durch schlechtes Abwehrverhalten in den ersten 20 Minuten und durch mangelnde Chancenverwertung im zweiten Durchgang.
Immerhin gab es angesichts der kämpferischen Leistung der Niedersachsen auch am Ende noch Trost-Applaus vom eigenen Anhang. Und ein Lob von Coach Kovac: "Wir haben den FC Bayern München heute wirklich gefordert. Ich bin der Meinung, dass wir sehr unglücklich verloren haben und dass Bayern glücklich gewonnen hat. Aber das ist der Unterschied: Die haben Weltklasse-Niveau. Und wir müssen noch arbeiten, dass wir dorthin kommen."