VfB Lübeck lässt die Muskeln spielen und hat Aufstieg im Blick
Der VfB Lübeck will mit einem Sieg am Freitag im Stadtderby gegen Phönix den nächsten Schritt in Richtung Drittliga-Aufstieg machen. Der Regionalliga-Tabellenführer besticht bis dato nicht nur durch individuelle Klasse, sondern vor allem auch durch geschlossenes Auftreten.
Schick sahen sie aus. Aber eben irgendwie auch ein bisschen furchteinflössend. Zwischen lauter bunt kostümierten Jecken trieben sich am vergangenen Sonnabend auf der Kölner Domplatte sechs Männer in feinen Anzügen, Mänteln und mit Schiebermützen auf den Köpfen herum. Sie blickten mitunter finster drein. Dabei waren Morten Rüdiger, Mirko Boland, Marvin Thiel, Felix Drinkuth, Manuel Farrona Pulido und Jannik Löhden auch nach Köln gekommen, um Karneval zu feiern.
Verkleidet als Protagonisten der britischen TV-Serie "Peaky Blinders - Gangs of Birmingham", die von einer Gangsterfamilie in England im frühen 20. Jahrhundert handelt, mischte sich das VfB-Sextett unters Partyvolk. Die Stimmung bei der Lübecker Reisegruppe war prächtig, hatte sie doch am Vorabend mit einem 4:1-Erfolg bei der U23 von Holstein Kiel ihre Titelambitionen untermauert.
Die Chancen der VfB-Jecken, in der kommenden Serie auch aus dienstlichen Gründen nach Köln fahren zu dürfen - dann zum Auswärtsspiel beim dort beheimateten Drittligisten Viktoria - stehen derzeit gut.
VfB vor Stadtderby souveräner Tabellenführer
Sieben Punkte Vorsprung hat die Mannschaft von Trainer Lukas Pfeiffer vor dem Duell am Freitagabend (19.30 Uhr) mit Phönix auf den Tabellenzweiten Hamburger SV II. Die Profireserve des Hamburger Zweitligisten hat zwar noch eine Partie weniger ausgetragen. Dass die Lübeker zu diesem Zeitpunkt der Saison das Klassement ziemlich souverän anführen, ist dennoch ein wenig überraschend.
Großer Umbruch nach Übergangsjahr
Denn im vergangenen Sommer hatte es auf der Lohmühle einen großen personellen Umbruch gegeben. Gleich 13 neue Spieler wurden geholt, 15 Akteure verließen den Club nach der vorausgegangenen Saison, die der VfB als Fünfter beendet hatte. Der Rückstand auf Meister VfB Oldenburg, der in der Relegation aufstieg, betrug satte 13 Zähler. Das war kein Beinbruch für die Verantwortlichen, die die Serie nach dem Drittliga-Abstieg als Übergangsjahr ausgerufen hatten.
Harms als Architekt des sportlichen Erfolgs
Aber ihnen fehlte auch die Fantasie dafür, dass mit diesem Kader perspektivisch die Rückkkehr in den Profifußball gelingen könnte. Also machte sich Sebastian Harms, seit Anfang 2022 Sport-Vorstand des VfB, daran, die Schwachstellen im Aufgebot auszumerzen. Stand jetzt kann festgestellt werden: Der 44-Jährige bewies bei den Neuverpflichtungen ein glückliches Händchen.
Drinkuth: "Haben ein super gutes Miteinander"
Denn ob Drinkuth, Farrina Pulido, Marius Hauptmann, Löhden oder Florian Egerer - sie alle und auch die meisten der anderen Zugänge hoben das sportliche Niveau der Mannschaft enorm an. Zudem harmonieren die Neuverpflichtungen auch menschlich ausgezeichnet mit den aus der Vorsaison verbliebenden Akteuren. Ein Umstand, den Torjäger Drinkuth, mit sechs Treffern aktuell erfolgreichster Schütze der Schleswig-Holsteiner, besonders hervorhebt.
"Ich glaube, wir sind auf jeder Position extrem gut besetzt und haben ein super gutes Miteinander. Wir spielen vielleicht nicht den schönsten Fußball, aber wir kämpfen extrem viel, sind laufstark, hauen uns in alles rein und agieren als Team", sagte der 28-Jährige dem NDR.
Lübeck noch zwölf Spiele vom Aufstieg entfernt
Zwölf Spiele trennen den Offensivmann, der vom FC Carl Zeiss Jena zum VfB wechselte, und seine Teamkameraden noch vom Sprung in die Dritte Liga. Der Meister der Regionalliga Nord steigt in dieser Saison direkt auf. Ein weiter Weg, dem Drinkuth jedoch optimistisch entgegen sieht. "Wir müssen auf uns schauen und einfach so weitermachen wie bisher", sagte der 28-Jährige auf dem Youtube-Kanal des Spitzenreiters.
VfB würde wohl Drittliga-Lizenz bekommen
Sollte sich die Mannschaft sportlich für die Dritte Liga qualifizieren, wird der Traditionsclub wohl auch wirtschaftlich die Rückkehr in den Profifußball schultern können. Sorgen, dass der DFB den Lübeckern die Lizenz verweigern könnte, hat Daniela Wedemeyer, im VfB-Vorstand für die Finanzen zuständig, jedenfalls nicht. "Dass einzelne Auflagen folgen, ist logisch. Das soll uns aber nicht daran hindern, dass wir die Lizenz bekommen", sagte sie den "Lübecker Nachrichten".
Und sollten die DFB-Oberen doch unerwarteter Weise ihren Daumen senken, könnten die Lübecker ja theoretisch ihre Karnevals-Gruppe zur Meinungsbildung nach Frankfurt an den Main schicken. Es scheint zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Verbandsfunktionäre beim Anblick der Männer mit den ernsten Mienen und den feinen Anzügen ihre Entscheidung noch einmal überdenken könnten...