VfB Lübeck im Umbruch: Wohin führt der Weg?

Stand: 17.07.2024 19:38 Uhr

Alles anders beim VfB Lübeck: Der ehemalige Fußball-Drittligist ist in die Regionalliga Nord abgestiegen. Für die kommende Saison stehen nun weniger und auch jüngere Spieler bereit. Auch der Trainer ist neu.

von Phillip Kamke

Vormittagstraining auf dem Nebenplatz. Als einer der ersten kommt Marvin Thiel aus der Kabine in den Katakomben der Haupttribüne der Lohmühle. In wenigen Tagen steigt für ihn und den VfB Lübeck das erste Pflichtspiel der Saison: Landespokal-Spiel gegen den Oberligisten TuS Rotenhof. Der 29-jährige Thiel gehört zu den Erfahrensten im Kader der Grün-Weißen, kennt den Verein inzwischen in- und auswendig. Seit 2012 ist er mit Ausnahme eines Jahres im Verein.

Seine Erfahrung ist gerade in der kommenden Saison gefragt, und Thiel nimmt sich selbst in die Pflicht. "Ich sehe schon, dass ich eine andere Rolle habe als noch in den vergangenen Jahren. Gerade nach dem großen Umbruch und den vielen neuen jungen Spielern gehöre ich nun zu den Älteren. Ich freue mich, den Kollegen meine Erfahrung weitergeben zu können", sagt der gebürtige Lübecker.

Nur fünf Spieler der vergangenen Saison übrig

Das Fussballteam des VfB Lübeck beim Training © NDR Foto: NDR Screenshot
Das erste Spiel in der Regionalliga wird gleich ein Derby. Das Team trainiert, um topfit zu sein.

Personell hat es auf der Lohmühle einen großen Umbruch gegeben. Vom Kader aus der vergangenen Saison sind neben Marvin Thiel nur noch vier weitere Spieler übriggeblieben. Elf neue sind dazugekommen, vor allem junge Spieler. Auch das Trainergespann ist neu beim VfB. Fußballlehrer Guerino Capretti hat bis jetzt einen überschaubaren Kader, der Trainer muss mit 16 Profis arbeiten.

"Das ist schon eine Herausforderung. Die Jungs ziehen bis jetzt gut mit und es macht uns allen Spaß. Am Ende werden wir elf Spieler auf dem Platz haben, die jedes Spiel gewinnen wollen. Wir nehmen die Situation so, wie sie ist", sagt Capretti. Er weiß aber auch, dass sich eigentlich keiner verletzen darf. Deshalb wünscht er sich noch zwei weitere Spieler bis zum Saisonstart. Bis auf Weiteres werden immer wieder auch Spieler aus der eigenen U21 oder A-Jugend bei den Profis mittrainieren - oder auch spielen.

Schwierige wirtschaftliche Verhältnisse

Mit dem Abstieg aus der 3. Liga hat sich auch die wirtschaftliche Situation des Vereins stark verändert. Zum einen bekommt der VfB weniger Fernsehgelder. Zum anderen mussten die Verantwortlichen mit vielen Sponsoren sprechen, ob sie ihr Engagement auch in der Regionalliga fortsetzen wollen. Alles in allem steht für diese Saison ein Etat von etwa 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. In der vergangenen Drittligasaison waren es noch mehr als vier Millionen Euro.

Laut Sportvorstand Sebastian Harms mussten die Verantwortlichen entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Und welche Spieler zum neuen Trainer und dessen Spielsystem passen würden. "Die Suche nach neuen Spielern war und ist in unserer Situation sehr herausfordernd. Gerade die Spieler, die von Profivereinen kommen, müssen bei uns wirtschaftliche Rückschritte machen. Deshalb mussten wir sie von der Sache und unseren Zielen überzeugen", sagt Harms. Auch er hofft, noch vor der Saison zwei neue Akteure verpflichten zu können, um den Kader breiter aufzustellen.

VfB will die Nummer Eins in der Stadt bleiben

Der VfB war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die unangefochtene Nummer Eins in der Stadt. Zuletzt spielte der Verein 2004 in der 2. Liga. Nach einer Insolvenz mussten sie bis in die Oberliga absteigen, kämpften sich dann aber wieder hoch. Seit einigen Jahren macht ein zweiter Lübecker Traditionsverein wieder auf sich aufmerksam: Phönix Lübeck hat sich mittlerweile auch in der Regionalliga etabliert und in der vergangenen Saison sogar am Aufstieg in Liga Drei geschnuppert.

Jetzt spielen die Adler in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Borussia Dortmund. Den Wettbewerb muss sich der VfB Lübeck in diesem Jahr von der Couch aus angucken. "Wir sehen schon die positive Entwicklung bei Phönix Lübeck. Die erste Runde im DFB-Pokal ist natürlich auch eine tolle Sache für den Verein. Dennoch wollen wir auf lange Sicht die Nummer Eins in der Stadt bleiben", sagt Sportchef Sebastian Harms.

Routinier Thiel: "Mal sehen, was am Ende rauskommt"

Eine Prognose wagt er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. VfB-Urgestein Thiel glaubt, dass der VfB eine gute Truppe hat. "Wir gehen auf den Platz und wollen natürlich jedes Spiel gewinnen. Mal sehen, was am Ende dabei rauskommt." An diesem Sonntag (14 Uhr) startet der VfB also mit dem Landespokal gegen den Oberligisten TuS Rotenhof. Am nächsten Freitag dann ist für Thiel und seine Kollegen Aufgalopp in der Regionalliga, und zwar gleich mit einem Derby: ein Heimspiel gegen den Aufsteiger SV Todesfelde.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 17.07.2024 | 19:30 Uhr

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