St. Pauli kann nicht nur Derby - 3:1 gegen Osnabrück
Der FC St. Pauli hat seinen 2:0-Derbysieg gegen den HSV vergoldet. Beflügelt vom Erfolg gegen den Stadtrivalen bezwangen die Hamburger am Sonntag den VfL Osnabrück mit 3:1 (2:0) und kletterten in der Tabelle der zweiten Fußball-Bundesliga auf den zehnten Platz. Henk Veerman (23.), Waldemar Sobota (35.) und Dimitrios Diamantakos (48.) waren für den Kiezclub erfolgreich. Bashkim Ajdini traf für die nun seit sieben Partien sieglosen Niedersachsen (76.).
"Das Derby hat nichts mehr gezählt. Es war sehr, sehr schön letzte Woche, aber wir wollten nachlegen. Wir wussten ganz genau, für diesen Derbysieg konnten wir uns heute nichts kaufen. Wir mussten alles raushauen. Und ich denke, das haben wir getan und verdient gewonnen", sagte St. Paulis Mittelfeldakteur Marvin Knoll im NDR 2 Interview.
Veerman bringt St. Pauli auf Kurs
In der ersten Viertelstunde waren die 29.546 Zuschauer im Millerntorstadion Zeugen eines vorsichtigen Abtastens beider Kontrahenten - wohlwollend ausgedrückt.
Viele lange Bälle und einige Stockfehler prägten in der Anfangsphase das Bild. Dann rissen die Hausherren das Zepter an sich. Eine vergebene Chance von Diamantakos, der eine Hereingabe von Ryo Miyaichi aus der Nahdistanz in Rücklage über das Gebälk bugsierte (18.), war für St. Pauli die Initialzündung, die Schlagzahl zu erhöhen. Bald darauf schlug Knoll, der für Finn Ole Becker in die Startelf rückte, einen Eckstoß auf den langen Pfosten. Dort setzte sich Veerman gegen Maurice Trapp und Ulrich Taffertshofer durch und traf per Kopf zum 1:0. Dass der 29-Jährige, der zur Halbzeit mit ausgekugeltem Arm ausgewechselt wurde, nicht zum fliegenden Holländer werden musste, sondern aus dem Stand heraus einnicken konnte, sagte alles über das Zweikampfverhalten der beiden Osnabrücker aus.
Auch beim zweiten Tor der Hanseaten gab die VfL-Verteidigung kein gutes Bild ab: Veerman legte auf Sobota ab, der mehr oder minder ungestört in Richtung 16-Meterraum laufen durfte und Keeper Philipp Kühn mit einem Schuss ins lange Eck überwand. Eine Reaktion der Niedersachsen auf die Gegentreffer blieb aus. Der Aufsteiger zeigte im ersten Abschnitt eine Zweitliga-untaugliche Offensivleistung.
Diamantakos sorgt für Entscheidung
Der zweite Durchgang begann mit Verzögerung, da einige im Gäste-Block stehende Pyromanen gegen die Hausordnung verstießen. Lila-weiße Rauchschwaden zogen durch das Stadion. Nachdem Referee Daniel Siebert dann wieder angepfiffen hatte, dauerte es gerade einmal 180 Sekunden, bis die Vorentscheidung gefallen war. Der sehr auffällige Knoll bediente bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem 14. Dezember des vergangenen Jahres mustergültig Diamantakos, der Kühn mit einem Linksschuss gegen dessen Laufrichtung keine Abwehrchance ließ. Vielleicht wäre noch einmal etwas Spannung aufgekommen, wenn David Blacha seine ausgezeichnete Gelegenheit genutzt hätte. Doch der Mittelfeldmann scheiterte aus wenigen Metern freistehend an Schlussmann Robin Himmelmann (56.). Kurz darauf lief Sobota auf der Gegenseite auf Kühn zu, stolperte aber kurz bevor er abschließen wollte, stand wieder auf, bekam den Ball an den Arm und schoss ihn schließlich ins Gehäuse. Siebert verwehrte dem Treffer die Anerkennung.
Osnabrück zeigt Moral
Der VfL gab sich trotz des hohen Rückstandes nicht auf. Das Team von Coach Daniel Thioune war in der Schlussphase in der Vorwärtsbewegung auch etwas zwingender und wurde für seine Mühen durchs Ajdinis Tor belohnt.
Dass der 27-Jährige einen verunglückten Schuss von Bryan Henning eher zufällig per Oberschenkel über die Linie bugsierte, war irgendwie sinnbildlich für die unglückliche Vorstellung der Niedersachsen in Hamburg. "Wir haben in den ersten 35 Minuten so ziemlich alles vermissen lassen, um hier heute zu bestehen. Wir hatten wenig Leidenschaft und Aggressivität gegen den Ball. Und viel schlimmer war: Wir hatten keine Qualität mit dem Ball. Wir mussten erstmal so einen Tiefschlag bekommen, das war das 0:2. Ab da haben wir angefangen Fußball zu spielen", sagte Thioune im NDR 2 Interview.