"Nicht irgendwann vom Platz kriechen": Hüsing erklärt frühes Karriere-Ende
Oliver Hüsing hat mit nur 31 Jahren einen Schlussstrich hinter seine Laufbahn als Fußball-Profi gezogen. Das frühe Karriere-Ende des vormaligen Verteidigers vom FC Hansa Rostock kam für die Fachwelt sehr überraschend. Beim Blick auf Hüsings Verletzungshistorie aber wird deutlich: Es war die einzig vernünftige Entscheidung.
Reha. Immer wieder Reha. Unzählige Monate, Tage, Stunden. Wie viel Zeit genau Oliver Hüsing in den vergangenen rund 15 Jahren bei Physiotherapeuten und Sportärzten verbracht hat, um nach seinen diversen Verletzungen wieder fit zu werden, der Abwehrspieler weiß es nicht. Es hätte den trotz aller gesundheitlichen Rückschläge lebensfrohen Norddeutschen - er stammt aus dem niedersächsischen Bühren - auch nur die Laune verdorben, immer wieder in die Vergangenheit zu schauen. Aber sein Körper signalisierte Hüsing bereits seit einiger Zeit, dass eine Fortsetzung der Profikarriere alles noch viel schlimmer machen würde, als es ohnehin schon ist.
"Zuletzt habe ich einfach festgestellt, dass es nicht mehr so viel Spaß macht, wenn ich mich erstmal 45 Minuten lang für das eigentliche Aufwärmen auf dem Platz vorbereiten muss, damit es irgendwie funktioniert und die Gelenke geschmiert sind", erklärte der 31-Jährige im Interview mit dem Portal "Deichstube".
Nach dem Zweitliga-Abstieg mit Hansa Rostock in diesem Sommer habe er sich dann intensiver Gedanken darüber gemacht, wann der richtige Zeitpunkt sei, um die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, "um nicht irgendwann vom Platz kriechen zu müssen". Schließlich fällte er die Entscheidung, seine Laufbahn zu beenden. Sie fiel ihm auch deshalb nicht allzu schwer, weil er dem von ihm geliebten Fußball treu bleiben kann: Hüsing arbeitet künftig im Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen.
Erste schwere Verletzung mit 15 Jahren
Der 31-Jährige kehrt also dorthin zurück, wo für ihn alles begann. Sowohl die Karriere als auch die Verletzungs-Misere. Bei Werder durchlief Hüsing die Jugend-Teams, bei den Bremern zog er sich zu seiner Zeit in der U15 die erste schwere Verletzung zu, die ihn ein Jahr zum Aussetzen zwang. Es folgten im weiteren Karriere-Verlauf diverse andere Blessuren, die eine noch erfolgreichere Laufbahn des Abwehr-Hünen verhinderten.
"Wenn was war, dann hat es immer richtig bei mir eingeschlagen - auch verbunden mit großen Operationen", sagte Hüsing, der auf drei Bundesliga-Einsätze, 114 Zweitliga-Partien, 112 Drittliga-Begegnungen und 19 Spiele in Ungarns Erster Liga für Ferencváros Budapest zurückblickt.
Ärzte diagnostizierten bleibende Schäden
Trotz einer auch persönlich durchwachsenen Saison im Hansa-Trikot und dem bitteren Abstieg mit den Rostockern mangelte es dem Verteidiger nicht an Optionen, seine Spieler-Karriere im bezahlten Fußball fortzusetzen. "Da gab es auch ein paar Gespräche", verriet der 31-Jährige. Letztlich entschloss er sich jedoch dazu, nun einen anderen Berufsweg einzuschlagen.
Es war primär eine Vernunftsentscheidung, wie er erläuterte: "Ich hatte zuletzt Untersuchungen, wo meine Gelenke angeschaut wurden. Das sieht nicht rosig aus, da wurden bereits bleibende Schäden festgestellt. Ich möchte in Zukunft aber gerne weiterhin einigermaßen fit sein und nicht den kompletten Raubbau an meinem Körper betreiben."
Neue Aufgabe im NLZ von Werder Bremen
Statt wie bisher Gegenspieler abzugrätschen oder in luftiger Höhe Bälle aus der Gefahrenzone zu köpfen, wird Hüsing nun im Nachwuchsleistungszentrum von Werder zu einem Schreibtischtäter. Im Bremer Talenteschuppen arbeitet er künftig der Doppelspitze um Ralf Heskamp und Marc Dommer zu.
"Ich werde die beiden in allen Themen, die in der Leitung eines Leistungszentrums anfallen, unterstützen. Das reicht von der Organisation des gesamten Spielbetriebs bis hin zur sportlichen Ausrichtung - ein total breites Feld also. Ich werde versuchen, einen guten Job zu machen, damit der Jugendbereich Fahrt aufnimmt", erklärte der 31-Jährige. Und sollte er das Bedürfnis haben, über seine just zu Ende gegangene Zeit als Profi zu klönen, hat Hüsing dazu jederzeit Gelegenheit. Denn in Markus Kolke folgte ihm bekanntlich ein vormaliger Mannschaftskamerad vom FC Hansa an den Osterdeich.
Anders als der 31-Jährige wird der zwei Jahre ältere Keeper allerdings weiter auf dem Rasen stehen. Auch, weil er weitaus weniger Verletzungspech in seiner Laufbahn hatte als Hüsing ...