Hrubesch und Co.: DFB-Frauen wollen das EM-Fieber für sich nutzen
Zwei Wochen vor dem Olympia-Auftakt stehen für die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen heute und am Dienstag noch zwei Härtetests an. Nationaltrainer Horst Hrubesch und sein Team wollen die Euphorie rund um die Heim-EM der Männer unbedingt mitnehmen.
"Ich bin in erster Linie wieder begeistert von uns, also von Deutschland", schwärmte Hrubesch, der selbst einige der Spiele live im Hamburger Volksparkstadion verfolgt hat. Mit Blick auf die Mannschaft von Julian Nagelsmann sagte der 73-Jährige: "Sie hat sich top verkauft, hat super gespielt."
Aber nicht zuletzt die Fan-Begeisterung hat es dem Europameister von 1980 angetan: "Da hast du immer diese Freude gesehen, dieses Miteinander in Europa - was ja doch geht." Und seine Assistentin Britta Carlson fügte hinzu: "Ich hoffe, dass wir dieses Wir-Gefühl, diesen Einsatz und diese Euphorie mittragen."
Den Countdown für den Olympia-Sommer läutet das EM-Qualifikationsspiel am heutigen Freitag (18.15 Uhr) gegen Island in Reykjavik ein. Die DFB-Frauen sind zwar schon sicher bei der Endrunde 2024 in der Schweiz dabei. Hrubesch will gegen Island und vor allem gegen Österreich am Dienstag (19 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) in Hannover aber genau "gucken, wie weit sind wir und wo wir stehen".
In Hannover wird das Team nach Paris verabschiedet
Hrubesch sieht die Verpflichtung, auch diese Spiele zu 100 Prozent anzugehen. Denn für beide Gegner geht es noch um die EM-Tickets. Für das Spiel in Hannover sind bereits knapp 36.000 Karten verkauft - dort wollen sich die DFB-Frauen mit einer überzeugenden und mutmachenden Vorstellung gen Paris verabschieden.
In der ersten Partie wird Kapitänin Alexandra Popp wegen einer Fußreizung noch geschont, in Hannover soll die Wolfsburgerin wieder mit dabei sein. "Für uns ist wichtig, dass wir wirklich topfit in diese Olympischen Spiele gehen", sagte Hrubesch. Gegen Island fehlen auch Lena Oberdorf (Gelb-Sperre) und ihre künftige Bayern-Kollegin Sydney Lohmann (Muskelverletzung).
Nur Popp von Rio 2016 noch übrig
Die 33 Jahre alte Popp ist die einzige in der Hrubesch-Auswahl, die schon beim Gold-Triumph 2016 in Rio de Janeiro auf dem Platz stand. Bei Olympia warten diesmal in der Vorrunde Australien (25. Juli), Rekord-Weltmeister USA (28. Juli, beide in Marseille) und Sambia (31. Juli, in Saint-Étienne). "Es ist eine Gruppe, wo du körperlich topfit sein musst", betonte Hrubesch und erklärte: "Das gesamte Turnier wird eh übers Körperliche gehen. Aber wir sind voll im Plan."
Das 73 Jahre alte HSV-Idol, das nach den Spielen von Christian Wück abgelöst wird, war vor acht Jahren Coach der deutschen Männer-Olympia-Auswahl, die erst im Finale von Rio im Elfmeterschießen Brasilien mit Neymar unterlag.
Bei der Einkleidung schon Olympia-Luft geschnuppert
Bei der Einkleidung in Düsseldorf schnupperten die Fußballerinnen schon mal Olympia-Atmosphäre und sprachen mit Spielerinnen aus anderen Mannschaftssportarten. 2.000 Fans schauten beim öffentlichen Training zu. Großes Thema im Team ist dieser Tage natürlich die EM.
Auch Co-Trainer Thomas Nörenberg hat die Männer aufmerksam beobachtet. Dass sie es geschafft haben, die Menschen trotz des Viertelfinal-Ausscheidens gegen Spanien beim Heimturnier mitzunehmen, "sei ein Riesenprivileg für uns alle", sagte Nörenberg. Was das für die deutschen Frauen bedeute? "Klar, dass das eine Sogwirkung hat. Wir sind in der Verantwortung, das Gleiche zu vollbringen. Wir haben die gleiche Verpflichtung - ohne Wenn und Aber."