Trainer Jens Härtel vom Fußball-Zweitligisten FC Hansa Rostock © picture alliance/dpa | Marius Becker

Hansa Rostock auf Talfahrt: Zu wenig Mumm, zu viele Fehler

Stand: 12.09.2022 17:29 Uhr

Fußball-Zweitligist FC Hansa Rostock droht nach vier Niederlagen in den vergangenen fünf Partien in den Tabellenkeller zu rutschen. Die Mecklenburger lassen derzeit insbesondere etwas vermissen, was sie im vergangenen Jahr ausgezeichnet hat: Aggressivität.

Das Fußball-Abenteuer seines Lebens entwickelt sich für Hanno Behrens zu einem wahren Märchen. Mit Persija Jakarta feierte der aus Elmshorn stammende Mittelfeldakteur am Sonntagnachmittag (Ortszeit) beim 1:0-Auswärtserfolg gegen PS Barito Putera den fünften Sieg in Serie. Wieder einmal zählte der 32-Jährige zu den besten Spielern der Mannschaft des früheren Bundesliga-Trainers Thomas Doll.

Der im Sommer aus Rostock zum indonesischen Hauptstadtclub gewechselte Behrens ist bei den "Tigers" Leistungsträger und Publikumsliebling. Er war vor einigen Wochen bei seiner Ankunft am Flughafen wie ein Popstar von einer kreischenden Menschenmenge empfangen worden. Seitdem hat seine Fanschar noch einmal erheblich zugenommen.

Im vergangenen Heimspiel gegen Bhayangkara FC (2:1) hing sogar ein Banner mit seinem Konterfei und dem Schriftzug: "Stolz von Jakarta" in der Fankurve.

Hansa im Zentrum zu zaghaft

Während Behrens - ausgestattet mit einem lukrativen Dreijahresvertrag - fernab der Heimat für Furore sorgt, weinen sie ihm in Rostock noch immer ein paar Tränen nach. Denn wie wichtig der Routinier in der vergangenen Saison für die Mecklenburger war, zeigt sich nun. Im Mittelfeld ist bis dato noch kein anderer Spieler in die Rolle des Mannes hineingewachsen, der nicht nur zuverlässig die Bälle verteilte, sondern auch mal feucht vor der Abwehr durchwischte, wenn es vonnöten war.

Viel zu zaghaft, manchmal gar lieb, präsentierten sich die Norddeutschen zuletzt im Zweikampfverhalten. Insbesondere im Zentrum, dort, wo Behrens ein Jahr lang das Sagen bei Hansa hatte, wurden entscheidende Eins-zu-eins-Duelle verloren, die dann zu Gegentoren führten.

Härtel vermisst Intensität und Aggressivität

Selbst von arg ersatzgeschwächten Düsseldorfer Fortunen ließen sich die Rostocker am vergangenen Sonnabend den Schneid abkaufen. "Was mich auf Deutsch gesagt am meisten ankotzt, ist, dass wir was Intensität und Aggressitvät angeht, es gar nicht oder nur ansatzweise auf den Platz gebracht haben", schimpfte Coach Jens Härtel nach der 1:3-Niederlage. Es war die dritte Pleite in Serie für die Hanseaten. Eine selbstverschuldete, wie der Trainer ernüchtert feststellte: "Wir hatten bei allen drei Toren unsere Aktien drin und haben die Fortuna tatkräftig unterstützt."

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Hansa Rostocks Rick van Drongelen (l.) im Spiel in Düsseldorf. © Imago Images /Eibner

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Die Mannschaft von Trainer Jens Härtel bot lange eine enttäuschende Vorstellung und verlor das Zweitligaspiel mit 1:3. mehr

Rostock mangelt es auch an Kreativität

Der 53-Jährige hatte vergeblich versucht, gegenzusteuern. Bereits in der 38. Minute wechselte Härtel in dem Champions-League-erfahrenen Sebastien Thill einen zentralen Mittelfeldspieler aus. Zur zweiten Hälfte durfte auch "Sechser" Svante Ingelsson nicht mehr aufs Feld. Für den Schweden kam Angreifer Pascal Breier in die Partie. Ein wenig mehr Stabilität brachten diese Maßnahmen. Im Großen und Ganzen fiel aber erneut auf, dass es Hansa in der Zentrale in dieser Serie an dem gewissen Mumm fehlt.

Und auch an Kreativität. Gerade einmal sechs Treffer schlagen nach acht Begegnungen für die Rostocker zu Buche.

Gelingt gegen Magdeburg der Befreiungsschlag?

Was Hansa Hoffnung macht? Ein Heimspiel! Am kommenden Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) stellt sich Aufsteiger 1. FC Magdeburg an der Ostsee vor. Die Mannen von Trainer Christian Titz nehmen es bis dato mit der Arbeit gegen den Ball auch nicht so genau. 19 Gegentreffer sind Liga-Höchstwert. Doch an den kommenden Gegner wollte Härtel nach der Düsseldorf-Dienstreise noch keinen Gedanken verschwenden, auch wenn er den FCM bekanntlich selbst einst erfolgreich betreut hat.

"Wir müssen die Köpfe freibekommen. Das ist aber nicht ganz einfach nach drei Niederlagen, das hängt dir natürlich in den Kleidern", sagte der 53-Jährige, um etwas kämpferischer zu ergänzen: "Aber jammern hilft nicht."

Sein Ex-Leader Behrens wird im fernen Jakarta den Rostocker Werdegang gewiss interessiert weiterverfolgen. Am Sonnabend vielleicht sogar live nach getaner Arbeit. Denn wenn Hansa anstößt, ist die Partie seiner "Tigers" gegen Tabellenführer Madura United bereits beendet.

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Sportclub | 11.09.2022 | 22:50 Uhr

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