HSV siegt spät in Münster: Maskenmann Selke wird zum Matchwinner
Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat am Freitagabend seine Erfolglosserie bei Aufsteigern beendet. Davie Selke traf doppelt beim 2:1 (1:1) bei Preußen Münster. Das Siegtor fiel per Foulelfmeter in der Nachspielzeit. Auch in Hälfte eins hatte der Stürmer nach Ablauf der regulären Spielzeit getroffen.
Am Siegtor der Hamburger war der Mann des Abends gleich in doppelter Hinsicht beteiligt. Zunächst holte Selke bei einem Gerangel im Strafraum mit Gegenspieler Lukas Frenkert einen Foulelfmeter heraus (90.+2). Und dann bewies der Angreifer, der aufgrund eines Jochbeinbruchs mit einer Maske spielte, enorme Nervenstärke.
Er guckte Preußen-Keeper Johannes Schenk aus, schickte diesen in die eine Ecke, setzte den Ball in die andere - 2:1 in der vierten Minute der Nachspielzeit. Und der nächste gewaltige Jubel der Hamburger folgte nur wenig später, als der Schlusspfiff ertönte.
"Man sieht ganz klar eine Entwicklung von uns als Truppe." Davie Selke
"Uns war wichtig, von Anfang an zu zeigen, dass wir jedes Spiel mit unseren Prinzipien angehen", sagte der 30 Jahre alte Doppeltorschütze im Interview mit dem NDR. "Das hat super funktioniert, trotz des Rückstands. Wir sind klar geblieben und haben bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir das Spiel hier gewinnen können. Dafür ein Riesenkompliment! Da sieht man ganz klar eine Entwicklung von uns als Truppe."
Polzin sah das ähnlich. "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft, weil sie sich dem einen oder anderen Widerstand entgegengeworfen und immer an sich geglaubt hat", sagte der 34-Jährige dem NDR.
Maskenmann Selke beendete mit seinem Doppelpack den Fluch des HSV in Gastspielen bei Aufsteigern - nach zuvor sechs Partien bei Neulingen in Folge ohne Dreier. Eine negative Serie wurde beendet, eine positive ausgebaut.: Durch den Erfolg bleibt der HSV auch im achten Spiel unter Trainer Merlin Polzin unbesiegt. Die Hamburger zogen zum Beginn des 21. Spieltages mit ihren jetzt 38 Punkten am 1. FC Köln vorbei und sind zumindest vorerst Erster.
Stange mit Startelf-Debüt
Im Vergleich zum vergangenen Heimspiel gegen Hannover 96 (2:2) hatte Polzin in Münster vier Veränderungen an seiner Startelf vorgenommen. Kapitän Sebastian Schonlau stand genauso in der Anfangsformation wie Verteidiger-Kollege Miro Muheim (Gelb-Sperre abgesessen). Selke war mit Gesichtsmaske wieder von Beginn an dabei.
Genauso wie Angreifer Otto Stange, der zwei Tage vor seinem 18. Geburtstag zu seinem Startelf-Debüt kam. Unter anderem nahm Jean-Luc Dompé dafür im Gegenzug auf der Ersatzbank Platz. Der Franzose war zu spät zur Abschlussbesprechung erschienen.
Selke köpft HSV beinahe in Führung
Nach einer ereignisarmen Anfangsviertelstunde hatte der Favorit die erste Gelegenheit - durch Selke. Im Anschluss an eine Ecke von Marco Richter verschaffte sich der Angreifer im Strafraum durch einen schnellen Antritt zunächst einen kleinen Vorsprung vor seinem Gegenspieler Torge Paetow und stieg dann aus vier Metern Entfernung zum Preußen-Tor zum Kopfball hoch. Die Kugel flog knapp am linken oberen Torwinkel vorbei (19.).
HSV im Rückstand: Muheim fälscht unglücklich ab
Vorne kein Glück und hinten auch noch Pech - so stellte sich Lage für den HSV wenig später dar. Auch hier war eine Ecke der Ausgangspunkt. In der Strafraummitte gelangte nach einer Hereingabe des ehemaligen Kielers Mikkel Kirkeskov der heranstürmende Lukas Frenkert mit der Stirn an den Ball. Von dort aus flog das Spielgerät an Muheims linke Schulter und dann mit Richtungsänderung ins Hamburger Tor (24.).
Selke gleicht für Hamburg in der Nachspielzeit aus
Damit war es wie so oft schon in der jüngeren Vergangenheit: Der HSV lief in einem Gastspiel bei einem Aufsteiger einem Rückstand hinterher. Gefährlich wurde er dabei zunächst nicht. Aber die Norddeutschen nutzten dann die erstaunlich lange Nachspielzeit von drei Minuten zeitlich fast perfekt. Nach einer schönen Innenrist-Hereingabe von Jonas Meffert aus dem rechten Halbfeld köpfte Selke herrlich ins lange Eck zum 1:1 ein (45.+4).
VAR-Intervention: Kein Strafstoß für den HSV
Zur zweiten Hälfte kam Dompé für Stange. Die Gäste waren der Führung deutlich näher als die Westfalen - in der 54. Minute fehlten nur Zentimeter, als Preußen-Keeper Schenk einen Schuss von Richter an die Latte lenkte. Nur wenig später schien sie dann da, die Top-Chance: Schiedsrichter Wolfgang Haslberger entschied auf Strafstoß für den HSV (57.). Nach VAR-Intervention und Ansicht der TV-Bilder revidierte er aber seine Entscheidung.
Münsters Jano ter Horst war zwar im Strafraum recht ungestüm in den Zweikampf mit Adam Karabec gegangen, er hatte bei der Aktion aber in erster Linie den Ball gespielt. Von daher war die Rücknahme des Strafstoßes nachvollziehbar. Und fast wäre es wenig später ganz bitter für die Hanseaten gekommen: Ex-HSV-Profi David Kinsombi verfehlte mit einer Volleyballabnahme knapp das Tor (65.).
Elfmeter: Selke bleibt cool und wird zum Matchwinner
Auf der anderen Seite klärte Münsters Frenkert einen Kopfball des eingewechselten Ransford Königsdörffer auf der Torlinie (70.). In der 87. Minute war Hamburg dem 2:1 erneut ganz nah: Paetow lenkte einen Schuss von Muheim an den Pfosten. Sechs Minuten betrug die Nachspielzeit. In der zweiten Minute dieser dann der nächste Elfmeterpfiff für den HSV. Kurz darauf wurde Selke überschwänglich gefeiert.
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