Grote will in Osnabrück eigene Fußstapfen hinterlassen
Manchmal muss man auch warten können. Mehr als zwölf Jahre hat Marco Grote erfolgreich im Nachwuchsbereich für Werder Bremen gearbeitet, jetzt hat er beim Zweitligisten VfL Osnabrück seine erste Stelle als Cheftrainer im Profifußball angetreten - selbstbewusst und mit eigener Note. Dass er als Nachfolger des zum Hamburger SV abgewanderten Daniel Thioune ein schweres Erbe antritt, scheint den 47-Jährigen nicht sonderlich zu beeindrucken: "Daniel hat hier außergewöhnlich gearbeitet", sagte er bei seiner offiziellen Vorstellung am Montag. "Aber ich will niemanden kopieren und meine eigenen Fußstapfen hinterlassen."
"Passender Moment, auf diesem Level einzusteigen"
Er habe über die Jahre schon andere Angebote auf dem Niveau abgelehnt, sagte Grote. "Jetzt ist der passende Moment, um auf diesem Level einsteigen zu können." Als er von Thiounes Wechsel hörte, habe er sogar gehofft, dass sich der VfL bei ihm meldet, verriet der ehemalige U19-Trainer von Werder, der in Bremen keinen neuen Vertrag erhalten hatte. Die ersten Telefonate mit dem Osnabrücker Sportdirektor Benjamin Schmedes seien lang und intensiv gewesen. Beide verstanden sich auf Anhieb und einigten sich schließlich auf einen Zweijahresvertrag.
Entscheidung unabhängig von Schmedes
Es habe ein "sehr gutes Passungsverhältnis gegeben", bestätigte Schmedes, der für die Trainersuche sogar eine kleine Kommission gebildet hatte. Grote sagte, er habe die Entscheidung für den VfL unabhängig von Schmedes' Zukunft getroffen. "Allerdings bin ich sehr froh, dass er jetzt hier neben mir sitzt." Der Sportdirektor des VfL war vom 1. FC Nürnberg umworben worden, hatte den Franken vor wenigen Tagen jedoch abgesagt.
Grote zieht Trainingsstart vor
Osnabrück habe eine "vielseitige, flexible Mannschaft, die weiterhin entwicklungsfähig ist", sagte Grote. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Trainers war es, den Trainingsstart auf den 1. August vorzuziehen, um mehr Zeit für die Vorbereitung zu haben. Das Ziel sei klar: "Sicherlich ist es erstrebenswert, den Klassenerhalt zu wiederholen." Schaffen will er das mit einer starken Abwehr: "Eine gute Defensive ist sicherlich Grundlage für alles weitere." Zu seiner Philosophie gehöre es jedoch auch, ein Spiel selbst zu gestalten "und nicht nur abzuwarten oder zu vermeiden".
Acht Millionen Euro aus TV-Geldern
Schmedes sagt, die Rolle des Cheftrainers in Osnabrück bleibe immer dieselbe: "Aus den Möglichkeiten, die man hat, das Beste herausholen - unabhängig von den wirtschaftlichen Kenngrößen. Das werden wir mit Mut und Selbstbewusstsein angehen." Eine Kennzahl steht schon fest. Der VfL darf laut "kicker" mit 8,13 Millionen Euro aus Medienerlösen planen - damit befinden sich die Lila-Weißen am unteren Ende des Zweitliga-Rankings, nur knapp vor Aufsteiger Würzburger Kickers.