Derby in Hamburg: St. Pauli mit breiter Brust, HSV unter Druck
Heute Abend treffen der FC St. Pauli und der Hamburger SV zum 105. stadtinternen Vergleich aufeinander. Der Trainer der Kiezkicker, Timo Schultz, erhöht den Druck auf den Favoriten aus dem Volkspark. HSV-Coach Daniel Thioune sieht einen klaren Auftrag.
"Der HSV ist eher in der Situation, das Derby unbedingt gewinnen zu müssen, um den Aufstieg zu schaffen", sagte Schultz am Sonntag. Nur eines der vergangenen fünf Zweitliga-Spiele konnte der Rivale aus dem Volkspark für sich entscheiden, zuletzt verloren die "Rothosen" bei Tabellenschlusslicht Kickers Würzburg.
Mutzel: Beweisen, dass Würzburg ein Ausrutscher war
"Es ist ein guter Zeitpunkt fürs Derby. Wir wollen jetzt beweisen, dass es ein Ausrutscher war in Würzburg. Es gibt kein besseres Spiel als dieses, um das wieder in die richtige Richtung zu lenken", sagte HSV-Sportdirektor Michael Mutzel am Sonntagabend im NDR Sportclub: "Wir haben alle richtig Bock aufs Derby."
Sich heute (ab 20.30 Uhr im NDR Livecenter) am Millerntor keine Blöße geben und die Ergebniskrise beenden, ist aber keine leichte Aufgabe für Thioune. "Ich weiß, welche Bedeutung das Derby hat. Unsere Fans wollen am Dienstag mit einem guten Gefühl auf Arbeit gehen. Das ist unser Auftrag", sagte der HSV-Coach.
Ganz anders stellt sich die aktuelle sportliche Bilanz bei St. Pauli dar: Nach vier aufeinanderfolgenden Siegen haben sich die Braun-Weißen ordentlich Luft im Abstiegskampf verschafft: "Wir sind gut drauf und gehen mit einer breiten Brust in das Derby. Auch der HSV weiß, dass wir gut drauf sind. Es ist ein Derby auf Augenhöhe", betonte Schultz.
Terodde: "St. Pauli ist gerade gut in Form"
Etwas anders sieht HSV-Stürmer Simon Terodde die Ausgangslage: "Beim Hamburger Derby spielt es keine Rolle, wie die Ergebnisse davor waren", sagte der Torjäger. "St. Pauli ist gerade gut in Form, aber uns trennen schon ein paar Tabellenplätze. Wir sind der leichte Favorit, und ich hoffe, dass wir das am Montag auch zeigen können." Vor der HSV-Offensive rund um den 32-Jährigen zeigte Schultz Respekt: "Sie haben die beste Offensive, die meisten Tore, den besten Torjäger und die meisten Chancen. Das ist eine absolute Top-Mannschaft."
Erstmals keine Zuschauer beim Derby
Aufgrund der Corona-Pandemie wird das prestigeträchtige Spiel unter besonderen Vorzeichen stattfinden - und zum ersten Mal ohne Zuschauer. Beim Hinspiel im Volkspark waren zumindest noch 1.000 Fans anwesend. "Wenn keine Zuschauer da sind, fehlt das Fünkchen Emotionalität. Die Zuschauer und das ganze Drumherum machen ein Derby so besonders. Das fällt jetzt weg", sagte Schultz. "Ohne Fans macht Fußball nicht wirklich Spaß."
Hier liegt er mit seinem HSV-Pendant auf einer Wellenlänge. "Bei diesem Geisterderby fehlen uns die HSV-Fans natürlich unendlich", sagte Thioune, der nach auskuriertem Kreuzbandriss wieder auf Rick van Drongelen zurückgreifen kann. "Rick ist fit, die Reha-Zeit ist abgehakt. Ab sofort darf er sich aufdrängen, um Spielzeit zu bekommen."
Schultz: "Wir müssen unangenehm sein"
Bei St. Pauli sind die zuletzt angeschlagenen Mittelfeldspieler Finn Ole Becker und Eric Smith wieder einsatzfähig. Schultz kann also aus dem Vollen schöpfen, um den inoffiziellen Titel des "Stadtmeisters" erneut erfolgreich verteidigen. "Wir müssen zusehen, dass wir von Anfang an auf dem Platz sind, immer wieder Druck auf den Ball ausüben, unangenehm sind, von unserer Seite aus für Derby-Stimmung sorgen und die Zweikämpfe suchen. Das wird das Entscheidende sein."
Mögliche Aufstellungen:
St. Pauli: Stojanovic - Ohlsson, Ziereis, Lawrence, Paqarada - Smith - Becker, Zalazar - Kyereh - Marmoush, Burgstaller
HSV: Ulreich - Gyamerah, Jung, Ambrosius, Leibold - Heyer - Kinsombi, Dudziak - Jatta, Terodde, Kittel