Bochums Torhüter Patrick Drewes (2.v.l.) wird vom Platz geführt, nachdem er von einem Feuerzeug getroffen worden war. © IMAGO / Contrast

Feuerzeugwurf bei Union Berlin - Bochum: Darum geht es beim DFB-Bundesgericht

Stand: 27.02.2025 11:45 Uhr

Am Freitag wird vor dem DFB-Bundesgericht in zweiter Runde über die Wertung der Bundesliga-Partie Union Berlin - VfL Bochum entschieden. Nach einem Feuerzeugwurf gegen VfL-Keeper Patrick Drewes hatte das DFB-Sportgericht Bochum den Sieg zugesprochen. Dagegen legte Union Einspruch ein - ebenso Holstein Kiel und der FC St. Pauli.

Das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes verhandelt an diesem Freitag (12.30 Uhr) den Einspruch der Clubs. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was war passiert?

Die Partie im Stadion An der Alten Försterei war am 14. Dezember in der 92. Minute für mehr als 25 Minuten unterbrochen, nachdem der Bochumer Schlussmann Drewes von einem aus dem Union-Block geworfenen Feuerzeug getroffen worden war und vom Feld musste. 

Das Spiel wurde danach durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her, um die Begegnung zu beenden. 

Anschließend legte der VfL Einspruch gegen die Wertung der Partie ein.

Wie entschied das DFB-Sportgericht?

Das DFB-Sportgericht wertete in seinem Urteil am 9. Januar die Begegnung mit 2:0 für den VfL Bochum. Daraufhin legte zunächst Union Berufung ein, Holstein Kiel und der FC St. Pauli schlossen sich später an.

Wie reagierte Union auf den entzogenen Punkt?

Empört. "Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen", sagte Präsident Dirk Zingler. "Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen."

Weitere Informationen
Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: -

Ergebnisse und Tabelle Fußball-Bundesliga

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick. mehr

Der eigentliche unsportliche Skandal habe nach dem Ereignis auf dem Rasen und dann vor Gericht stattgefunden, so Zingler. Nach seiner Ansicht schadet dieses Urteil dem Fußball. Die Berliner zweifeln an, dass eine Verletzung bei Drewes vorgelegen habe. Union hatte den Feuerzeugwerfer nach eigenen Angaben ermittelt, eine Anzeige erstattet und ein dreijähriges Stadionverbot ausgesprochen.

Was sagt VfL-Keeper Drewes zu Schauspielvorwürfen? 

"Vorne links oben" am Kopf sei er getroffen worden, erklärte der 32-Jährige bei der Sportgerichtsverhandlung und berichtete von Schwindel, Übelkeit und Schmerzen an der Einschlagstelle. Drewes wurde später im Krankenhaus untersucht. Ein Test auf Gehirnerschütterung sei unauffällig verlaufen. 

"Für eine besondere Schauspieleinlage von Herrn Drewes oder für ein Komplott oder eine Schmierenkomödie haben wir nicht die entsprechenden Anhaltspunkte bekommen", sagte Richter Stephan Oberholz in der Urteilsbegründung in erster Instanz.

Warum wehren sich auch Holstein Kiel und der FC St. Pauli?

Die beiden Clubs - Holstein ist Tabellenletzter, St. Pauli 15. - befürchten eine mögliche Einflussnahme im Abstiegskampf. "Man muss natürlich hinterfragen, inwieweit man mit dem Urteil in die Integrität des Wettbewerbs eingreift. Unbeteiligte Vereine sind selbstverständlich durch dieses Urteil betroffen", erklärte St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich bei "Sky". 

Warum schließt sich der 1. FC Heidenheim nicht an?

Der 1. FC Heidenheim steckt punktgleich mit Bochum tief im Abstiegskampf, hält sich aber aus dem juristischen Gezerre raus. "Wir haben uns dazu entschieden, keinen Einspruch gegen dieses Urteil einzulegen, weil wir an diesem Spiel nicht direkt beteiligt waren. Gleichwohl halten wir das erste Urteil für falsch", sagte Holger Sanwald, der Vorstandsvorsitzende des Tabellen-16.

Wie läuft die Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht?

Geleitet wird die Sitzung von Oskar Riedmeyer, dem Vorsitzenden des Gerichts. Nach DFB-Angaben beabsichtigt das Rechtsorgan, gleich zu Beginn der Verhandlung über die Zulässigkeit der Berufungen von Holstein Kiel und St. Pauli zu entscheiden.

Das Bundesgericht habe beiden Vereinen angeboten, diese Entscheidung bereits im Vorfeld der Verhandlung im schriftlichen Verfahren zu treffen - beide Clubs hätten aber eine Entscheidung in einer mündlichen Verhandlung beantragt.

Wird über den Abstieg möglicherweise am Grünen Tisch entschieden?

Wenn das Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts vom 9. Januar bestätigt, hätte Bochum zwei Punkte mehr in der Tabelle und würde nach dem derzeitigen Stand den 1. FC Heidenheim um zwei Zähler überflügeln und vom 16. Platz verdrängen. Union würde ein Zähler abgezogen, die Berliner blieben aber Tabellen-13. - dann mit 23 Zählern.

Mit dem Bundesgericht enden die Instanzen des DFB. Nach dessen Urteil wird die Bundesliga-Tabelle - gegebenenfalls - angepasst. Aber: Theoretisch können die Verfahrensbeteiligten auch noch vor das Ständige Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaften ziehen. 

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 28.02.2025 | 12:17 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundesliga

Holstein Kiel

FC St. Pauli

Kiel

Mehr Fußball-Meldungen

Osnabrücks Trainer Marco Antwerpen (l.) mit seinem Spieler Kofi Jeremy Amoako © IMAGO / pmk

Das Wunder von Osnabrück - Wie Trainer Antwerpen den VfL umkrempelt

Im Dezember war Osnabrück noch Letzter der Dritten Liga. Der neue Coach sorgt für einen Aufschwung, weil er die Potenziale des Teams nutzt, wie die Daten zeigen. mehr